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Prävention
Behandlungsmethoden
PRÄVENTIONSMEDIZIN
Die Präventionsmedizin ist ein zentrales Teilgebiet der Medizin, das sich mit der Verhinderung von Krankheiten, der Früherkennung von Gesundheitsrisiken sowie der Verzögerung oder Vermeidung von Krankheitsverläufen befasst. Ziel ist es, die Gesundheit des Einzelnen wie auch der gesamten Bevölkerung zu erhalten, zu fördern und zu schützen. Klassisch unterteilt sich die Präventionsmedizin in vier Ebenen: primäre, sekundäre, tertiäre und quartäre Prävention.
Primäre Prävention
Sie hat das Ziel, Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen. Sie richtet sich an Menschen ohne erkennbare gesundheitliche Einschränkungen und setzt frühzeitig an. Zu den bekanntesten Maßnahmen zählen Impfungen – beispielsweise gegen Masern, Mumps, Polio, Hepatitis A und B oder HPV – die vor infektiösen Erkrankungen schützen. Auch Aufklärungskampagnen zu gesunder Ernährung, die Förderung von Bewegung im Alltag, Programme zur Tabakentwöhnung oder Alkoholprävention sowie Stressbewältigungsangebote in Schulen oder Betrieben gehören dazu. Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung oder politische Maßnahmen wie Nichtraucherschutzgesetze und Umweltregulationen dienen ebenfalls diesem Ziel.
Sekundäre Prävention
Sie befasst sich mit der Früherkennung von Krankheiten, also dem Aufspüren von Risikofaktoren oder Krankheitsanzeichen, bevor klinische Symptome auftreten. Ziel ist es, Erkrankungen in einem möglichst frühen Stadium zu entdecken, um Heilungschancen zu verbessern und Folgeschäden zu vermeiden. Dazu zählen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wie die Mammographie zur Brustkrebsfrüherkennung, Darmspiegelungen oder Stuhltests zur Darmkrebsvorsorge, Hautkrebsscreenings oder Prostatauntersuchungen. Blutdruckmessungen, Blutzucker- und Cholesterinkontrollen helfen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus frühzeitig zu erkennen. Psychosoziale Screenings dienen der Erkennung von Depressionen, besonders in Risikogruppen wie Jugendlichen oder älteren Menschen. In Deutschland werden viele dieser Maßnahmen im Rahmen des sogenannten „Check-up 35“ durch die gesetzlichen Krankenkassen gefördert.
Tertiäre Prävention
Sie richtet sich an Menschen, die bereits erkrankt sind. Ziel ist es, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dazu gehören Rehabilitationsmaßnahmen nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, Nachsorgeprogramme für Krebspatienten, medikamentöse Sekundärprävention wie die Gabe von Blutverdünnern nach einem Gefäßverschluss oder strukturierte Schulungsprogramme für chronisch Erkrankte wie Diabetiker, Asthmatiker oder Menschen mit COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung). Auch physiotherapeutische Übungen, psychologische Unterstützung oder Ernährungsberatung im Rahmen einer chronischen Erkrankung sind Teil dieser Präventionsstufe.
Quartäre Prävention
Sie beschäftigt sich mit der Vermeidung von Überdiagnostik und Übertherapie. In einer zunehmend technisierten und spezialisierten Medizin steigt das Risiko unnötiger Untersuchungen oder Behandlungen, die keinen Nutzen bringen oder gar schädlich sein können. Die quartäre Prävention schützt Patientinnen und Patienten vor medizinischen Maßnahmen, deren Risiko-Nutzen-Verhältnis nicht gerechtfertigt ist. Dies betrifft etwa die übermäßige Durchführung bildgebender Verfahren, das unnötige Verschreiben von Medikamenten – insbesondere bei älteren Menschen mit Multimedikation – oder überzogene medizinische Interventionen am Lebensende. Entscheidungsprozesse sollten hier durch ärztliche Aufklärung, partizipative Entscheidungsfindung und die Berücksichtigung individueller Werte geprägt sein.
Gesamtbetrachtung
Insgesamt ist die Präventionsmedizin ein zukunftsweisendes Feld, das in nahezu allen Bereichen des Gesundheitssystems eine Rolle spielt – von der hausärztlichen Versorgung über die Arbeitsmedizin bis hin zur kommunalen Gesundheitsförderung und dem betrieblichen Gesundheitsmanagement. Moderne Technologien wie Wearables, Gesundheits-Apps oder digitale Coaching-Angebote ergänzen klassische Maßnahmen zunehmend und eröffnen neue Möglichkeiten, Gesundheit zu erhalten, Risiken zu erkennen und Verhalten nachhaltig zu verändern. Damit leistet die Präventionsmedizin nicht nur einen wichtigen Beitrag zur individuellen Gesundheit, sondern auch zur Entlastung des Gesundheitssystems und zur Erhöhung der Lebensqualität in der Gesellschaft.