
© Pixabay
6. November 2025
Marianne Waldenfels
Das aromatische Gewürz aus der Rinde tropischer Bäume ist mehr als nur eine Zutat für Weihnachtsgebäck. Doch wie gesund ist Zimt wirklich, und worauf sollte man achten?
Zimt gehört zu den ältesten Gewürzen der Welt und wurde bereits in der Antike als kostbares Handelsgut geschätzt. Heute würzen wir damit nicht nur Desserts und Heißgetränke, sondern zunehmend auch herzhafte Gerichte. Doch das braune Pulver kann offenbar mehr als nur gut schmecken – die Forschung beschäftigt sich intensiv mit seinen gesundheitlichen Effekten.
Zunächst ist wichtig zu wissen: Zimt ist nicht gleich Zimt. Im Handel finden sich hauptsächlich zwei Varianten. Der günstigere Cassia-Zimt stammt vorwiegend aus China, Vietnam oder Indonesien und hat einen kräftigen, leicht scharfen Geschmack. Der hochwertigere Ceylon-Zimt, auch als "echter Zimt" bezeichnet, kommt aus Sri Lanka und schmeckt feiner und süßlicher.
Der entscheidende Unterschied liegt im Gehalt an Cumarin, einem natürlichen Pflanzenstoff. Cassia-Zimt enthält davon deutlich mehr – und genau hier liegt das Problem: In höheren Dosen kann Cumarin die Leber belasten und sollte daher nicht in großen Mengen konsumiert werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt Erwachsenen, nicht mehr als zwei Gramm Cassia-Zimt täglich zu verzehren. Ceylon-Zimt hingegen enthält nur Spuren von Cumarin und kann bedenkenloser verwendet werden.
Zimt enthält eine Vielzahl bioaktiver Substanzen. Besonders interessant sind die Polyphenole, sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativen Eigenschaften. Diese können freie Radikale abfangen und damit oxidativen Stress reduzieren – ein Mechanismus, der bei der Entstehung chronischer Erkrankungen eine Rolle spielt.
Darüber hinaus liefert Zimt ätherische Öle, vor allem Zimtaldehyd, das für den charakteristischen Duft und Geschmack verantwortlich ist. Hinzu kommen kleine Mengen an Mangan, Eisen und Calcium.
Besonders intensiv erforscht wird die mögliche Wirkung von Zimt auf den Blutzuckerspiegel. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass regelmäßiger Zimtkonsum die Insulinsensitivität verbessern und den Nüchternblutzucker senken könnte. Der Mechanismus dahinter ist noch nicht vollständig geklärt, vermutet wird jedoch eine Beeinflussung der Insulinrezeptoren und des Glukosestoffwechsels.
Für Menschen mit Typ-2-Diabetes oder Prädiabetes könnte Zimt daher eine interessante Ergänzung sein – allerdings keinesfalls als Ersatz für Medikamente oder eine ausgewogene Ernährung. Die Studienlage ist noch nicht eindeutig genug für klare medizinische Empfehlungen, und die Effekte fallen individuell unterschiedlich aus.
Die entzündungshemmenden Eigenschaften von Zimt werden ebenfalls wissenschaftlich untersucht. Chronische Entzündungsprozesse im Körper gelten als Mitverursacher zahlreicher Erkrankungen, von Herz-Kreislauf-Problemen bis zu neurodegenerativen Leiden. Die in Zimt enthaltenen Antioxidantien könnten hier präventiv wirken.
Zusätzlich zeigt Zimt antimikrobielle Effekte gegen verschiedene Bakterien und Pilze. In der Lebensmittelkonservierung wird diese Eigenschaft bereits genutzt. Ob sich daraus auch therapeutische Anwendungen ergeben, muss die Forschung noch klären.
Einige Studien weisen darauf hin, dass Zimt sich positiv auf Cholesterin- und Triglyceridwerte auswirken kann. Dadurch könnte er langfristig das Herz-Kreislauf-System unterstützen, indem er Entzündungen in den Gefäßwänden verringert und die Blutfettwerte stabilisiert.
Darüber hinaus besitzt Zimt eine immunstärkende Wirkung: Die enthaltenen ätherischen Öle wirken leicht antiviral und antibakteriell, weshalb Zimt in der Naturheilkunde gerne bei Erkältungskrankheiten eingesetzt wird – etwa als wärmendes Hausmittel in Tee oder Milch.
So vielversprechend die positiven Aspekte klingen – Vorsicht ist geboten. Schwangere und Stillende sollten Zimt nur in üblichen Gewürzmengen verwenden, da höhere Dosen Wehen auslösen könnten. Menschen mit Lebererkrankungen sollten besonders auf die Cumarin-Belastung achten und bevorzugt Ceylon-Zimt wählen.
Auch bei der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten ist Rücksprache mit dem Arzt sinnvoll, da Cumarin die Blutgerinnung beeinflussen kann. Allergische Reaktionen auf Zimt sind zwar selten, können aber vorkommen – meist in Form von Hautreizungen oder Schleimhautentzündungen im Mund.
Wer von den gesundheitlichen Vorteilen profitieren möchte, sollte auf Qualität achten. Ceylon-Zimt ist die sicherere Wahl für den regelmäßigen Gebrauch. Etwa ein halber bis ein Teelöffel täglich gilt als unbedenklich und kann vielseitig eingesetzt werden: im Müsli, Smoothie, Kaffee, in Currys oder Eintöpfen.
Ein morgendlicher "Zimt-Tee" aus heißem Wasser mit einer Prise Zimt und etwas Honig ist ein einfacher Start. Auch in Kombination mit anderen Gewürzen wie Ingwer oder Kurkuma entfaltet Zimt seine Wirkung gut.
Zimt ist zweifellos mehr als nur ein Aromastoff. Die gesundheitlichen Effekte, insbesondere auf den Blutzuckerstoffwechsel und Entzündungsprozesse, sind vielversprechend – auch wenn noch mehr Forschung nötig ist. Als Teil einer ausgewogenen Ernährung kann Zimt durchaus einen Beitrag zur Gesundheit leisten.
Entscheidend ist jedoch die richtige Sorte und Dosierung. Ceylon-Zimt in moderaten Mengen ist für die meisten Menschen unbedenklich und bereichernd. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wählt Bio-Qualität und achtet auf die Herkunftsangabe. Und wie so oft gilt: Die Dosis macht das Gift – oder in diesem Fall das Heilmittel.