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28. Oktober 2025
Marianne Waldenfels
Welche Therapien und Behandlungsmöglichkeiten gibt es gegen Schuppenflechte? Und wann sollten sie eingesetzt werden? Ein Check
Psoriasis, im Deutschen als Schuppenflechte bekannt, ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die weltweit etwa 2-3% der Bevölkerung betrifft, in Deutschland snd es etwa etwa 2 bis 2,5 Millionen Menschen. Die Erkrankung zeigt sich typischerweise durch scharf begrenzte, gerötete Hautareale, die mit silbrig-weißen Schuppen bedeckt sind. Diese Plaques entstehen durch eine beschleunigte Zellteilung in der Oberhaut, bei der sich Hautzellen etwa zehnmal schneller erneuern als bei gesunden Menschen.
Die Psoriasis ist keine reine Hauterkrankung, sondern wird heute als systemische Entzündungserkrankung verstanden, die auch andere Organsysteme betreffen kann. Besonders bedeutsam ist die Psoriasis-Arthritis, eine entzündliche Gelenkerkrankung, die bei etwa 30% der Psoriasis-Patienten auftritt.
Die Entstehung der Psoriasis ist multifaktoriell und noch nicht vollständig geklärt. Man weiß heute, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Hautzellen angreift.
Die genetische Veranlagung spielt eine zentrale Rolle. Wenn ein Elternteil betroffen ist, liegt das Erkrankungsrisiko für Kinder bei etwa 15%, bei beiden Elternteilen sogar bei 50-75%. Wissenschaftler haben mittlerweile über 60 Genvarianten identifiziert, die mit einem erhöhten Psoriasis-Risiko assoziiert sind, wobei die HLA-Cw6-Genvariante die stärkste Verbindung zeigt.
Immunologische Mechanismen
Bei der Psoriasis kommt es zu einer Fehlregulation des angeborenen und erworbenen Immunsystems. T-Zellen wandern in die Haut ein und schütten entzündungsfördernde Botenstoffe aus, insbesondere die Zytokine TNF-alpha, IL-17 und IL-23. Diese Signalmoleküle lösen eine Entzündungskaskade aus, die zu einer übermäßigen Vermehrung der Hautzellen führt.
Verschiedene Auslöser können bei genetisch veranlagten Personen einen Psoriasis-Schub provozieren:
Die Therapie der Psoriasis erfolgt stadiengerecht und richtet sich nach der Schwere der Erkrankung, die mit dem PASI (Psoriasis Area and Severity Index) gemessen wird.
Bei leichten Formen mit begrenztem Hautbefall kommen äußerlich anzuwendende Präparate zum Einsatz:
Kortikosteroide: Entzündungshemmende Salben und Cremes in verschiedenen Wirkstärken
Vitamin-D3-Analoga: Wie Calcipotriol, die die Zellteilung normalisieren
Kombinationspräparate: Verbindung aus Kortison und Vitamin D3 für synergistische Effekte
Calcineurininhibitoren: Tacrolimus oder Pimecrolimus, besonders für empfindliche Hautregionen
Phototherapie (mittelschwere Psoriasis)
Die Lichttherapie nutzt die entzündungshemmende Wirkung von UV-Strahlung:
UVB-Schmalspektrum-Therapie: Gilt als Standard mit guter Wirksamkeit und Sicherheit
PUVA-Therapie: Kombination aus Psoralen (lichtsensibilisierender Stoff) und UVA-Bestrahlung
Bade-PUVA: Besonders schonende Variante mit Psoralen-Badewasser
Bei ausgedehntem Befall oder unzureichendem Ansprechen auf lokale Therapien kommen innerlich wirkende Medikamente zum Einsatz:
Die letzten 15 Jahre haben eine therapeutische Revolution in der Psoriasis-Behandlung gebracht. Biologika sind biotechnologisch hergestellte Antikörper, die gezielt in das Immunsystem eingreifen.
Die ersten Biologika blockierten den Entzündungsbotenstoff TNF-alpha:
Etanercept, Infliximab, Adalimumab
Gute Wirksamkeit mit 50-75% Hautverbesserung bei vielen Patienten
IL-12/23-Inhibitoren
Ustekinumab blockiert die Interleukine 12 und 23 und ermöglicht längere Therapieintervalle (alle 12 Wochen nach Aufsättigung).
Die gezielte Blockade von Interleukin-17 hat die Therapie revolutioniert:
Diese Medikamente erreichen bei 70-90% der Patienten eine 75%ige Verbesserung (PASI 75) und bei 40-70% sogar eine fast vollständige Abheilung (PASI 90).
Die jüngsten Biologika richten sich spezifisch gegen IL-23:
Vorteile dieser Substanzen sind die sehr langen Wirkintervalle (alle 8-12 Wochen eine Injektion) und das günstige Nebenwirkungsprofil.
Deucravacitinib ist seit 2022 in den USA zugelassen und hemmt die Tyrosinkinase 2 (TYK2). Als Tablette bietet es eine orale Alternative zu den injizierbaren Biologika und zeigt vielversprechende Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit.
Die Forschung arbeitet an weiteren Innovationen:
Bei Psoriasis kann mittlerweile durch moderne Therapien fast vollständige Symptomfreiheit erreicht werden. Die Entwicklung der Biologika hat nicht nur die Lebensqualität der Patienten dramatisch verbessert, sondern auch das Verständnis der immunologischen Krankheitsmechanismen vertieft.
Wichtig bleibt die individuelle Therapieplanung durch erfahrene Dermatologen, da jeder Patient unterschiedlich auf Behandlungen anspricht. Die kontinuierliche Betreuung und Anpassung der Therapie sind entscheidend für den langfristigen Erfolg. Mit den heute verfügbaren und in Entwicklung befindlichen Therapien besteht berechtigte Hoffnung, dass Psoriasis in Zukunft für die meisten Patienten gut kontrollierbar sein wird.