Ozempic Face: Wenn die Abnehmspritze das Gesicht verändert

© Zack Jarosz

15. September 2025

Lena Sämann

  • Ästhetische Chirurgie & Dermatologie
  • Beauty

Ozempic Face: Wenn die Abnehmspritze das Gesicht verändert

Das Phänomen "Ozempic Face" beschreibt den markanten Gesichtsverlust, der bei schneller Gewichtsabnahme durch GLP-1-Agonisten wie Ozempic auftreten kann. Wir erklären, was dahintersteckt und wie sich die Auswirkungen minimieren lassen

Die schnelle Gewichtsabnahme durch GLP-1-Rezeptor-Agonisten wie Ozempic hat eine unerwünschte Begleiterscheinung in den Fokus gerückt: das sogenannte "Ozempic Face". Dieser Begriff beschreibt die charakteristischen Gesichtsveränderungen, die bei einer raschen Gewichtsreduktion auftreten können. Was genau steckt hinter diesem Phänomen und wie lässt es sich vermeiden?

Was ist Ozempic Face?

Als "Ozempic Face" bezeichnen Mediziner und Betroffene die sichtbaren Veränderungen im Gesicht, die durch schnellen Gewichtsverlust entstehen. Das Gesicht wirkt eingefallen, die Wangen erscheinen hohl und die Haut kann schlaff werden. Besonders betroffen sind häufig die Bereiche um die Augen, Wangen und der Kinnbereich.

Der Begriff entstand im Zusammenhang mit der Anwendung von Semaglutid (Ozempic, Wegovy) und anderen GLP-1-Rezeptor-Agonisten zur Gewichtsreduktion. Wichtig zu verstehen ist jedoch, dass nicht das Medikament selbst diese Veränderungen verursacht, sondern die schnelle Gewichtsabnahme.


Die medizinischen Hintergründe

Verlust von Gesichtsfett

Das menschliche Gesicht enthält verschiedene Fettpolster, die für ein jugendliches und volles Erscheinungsbild sorgen. Diese Fettdepots befinden sich in unterschiedlichen Bereichen:

  • Wangenfett (Bichat'sche Fettpölster)
  • Fett um die Augenpartie
  • Temporales Fett an den Schläfen
  • Fett im Kinn- und Halsbereich

Bei einer schnellen Gewichtsabnahme werden diese Fettreserven rasch abgebaut, was zu den charakteristischen Gesichtsveränderungen führt.

Verlust von Hautstraffheit

Neben dem Fettverlust spielt auch die Hautbeschaffenheit eine wichtige Rolle. Die Haut benötigt Zeit, um sich an die neuen Körperproportionen anzupassen. Bei einer zu schnellen Gewichtsreduktion kann die Haut nicht mithalten und erscheint schlaff oder faltig.

Wer ist besonders betroffen?

Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko für ausgeprägte Gesichtsveränderungen:

Altersbedingte Faktoren

Mit zunehmendem Alter verliert die Haut natürlicherweise an Elastizität. Menschen über 40 Jahren sind daher häufiger von ausgeprägten Gesichtsveränderungen betroffen, da ihre Haut weniger gut auf Volumenveränderungen reagiert.

Geschwindigkeit der Gewichtsabnahme

Je schneller der Gewichtsverlust, desto ausgeprägter können die Gesichtsveränderungen sein. Eine Gewichtsreduktion von mehr als 1-2 Kilogramm pro Woche erhöht das Risiko erheblich.

Ausgangslage und Genetik

Menschen mit ursprünglich rundlicheren Gesichtszügen oder bestimmten genetischen Veranlagungen können stärkere Veränderungen erleben.


Präventive Maßnahmen

Langsame Gewichtsreduktion

Die wichtigste präventive Maßnahme ist eine kontrollierte, nicht zu schnelle Gewichtsabnahme. Experten empfehlen eine wöchentliche Gewichtsreduktion von 0,5 bis 1 Kilogram, um der Haut Zeit zur Anpassung zu geben.

Hautpflege und Kollagenaufbau

Eine konsequente Hautpflege kann die Hautqualität verbessern:

Gesichtsmassagen und Training

Regelmäßige Gesichtsmassagen können die Durchblutung fördern und die Hautstraffheit unterstützen. Spezielle Gesichtsübungen können ebenfalls hilfreich sein.

Behandlungsmöglichkeiten

Nicht-operative Verfahren

Für bereits eingetretene Veränderungen stehen verschiedene nicht-operative Behandlungsoptionen zur Verfügung:

Hyaluronsäure-Filler: Können Volumen in ausgehöhlten Bereichen wiederherstellen und für ein jugendlicheres Erscheinungsbild sorgen.

Kollagen-stimulierende Behandlungen: Verfahren wie Microneedling oder Radiofrequenz-Behandlungen können die körpereigene Kollagenproduktion anregen.

Fadenlifting: Minimal-invasive Methode zur Straffung erschlaffter Hautpartien.

Operative Eingriffe

In ausgeprägten Fällen können chirurgische Verfahren wie ein Facelift in Betracht gezogen werden. Diese Option sollte jedoch erst nach Stabilisierung des Gewichts und sorgfältiger Abwägung erwogen werden.

Die Rolle der ärztlichen Betreuung

Eine professionelle medizinische Begleitung ist bei der Anwendung von GLP-1-Agonisten zur Gewichtsreduktion unerlässlich. Ihr behandelnder Arzt kann:

  • Die Dosierung individuell anpassen
  • Den Gewichtsverlust kontrollieren
  • Frühzeitig auf Nebenwirkungen reagieren
  • Präventive Maßnahmen empfehlen


Psychologische Aspekte

Die Veränderungen im Gesicht können erhebliche psychologische Auswirkungen haben. Betroffene berichten häufig von:

  • Unzufriedenheit mit dem eigenen Erscheinungsbild
  • Sozialer Rückzug
  • Bereuen der Gewichtsabnahme

Eine psychologische Betreuung kann in solchen Fällen hilfreich sein, um mit den Veränderungen umzugehen und realistische Erwartungen zu entwickeln.

Langfristige Perspektiven

Die gute Nachricht ist, dass sich viele der Gesichtsveränderungen mit der Zeit teilweise zurückbilden können. Die Haut passt sich allmählich an die neuen Proportionen an, und mit zunehmendem Alter können sich die Gesichtszüge wieder harmonischer entwickeln.

Fazit: Abwägen von Nutzen und Risiken

Das Phänomen "Ozempic Face" sollte bei der Entscheidung für eine medikamentöse Gewichtsreduktion mit berücksichtigt werden. Während die gesundheitlichen Vorteile einer Gewichtsabnahme bei starkem Übergewicht in der Regel überwiegen, ist eine sorgfältige Aufklärung über mögliche ästhetische Nebenwirkungen wichtig.

Eine langsame, kontrollierte Gewichtsreduktion unter ärztlicher Aufsicht, kombiniert mit präventiven Maßnahmen für die Hautgesundheit, kann das Risiko für ausgeprägte Gesichtsveränderungen deutlich reduzieren. Bei bereits eingetretenen Veränderungen stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung, die das Erscheinungsbild verbessern können.

Die Entscheidung für eine GLP-1-Therapie sollte stets individuell und nach ausführlicher ärztlicher Beratung getroffen werden, wobei alle Aspekte der Behandlung – einschließlich möglicher ästhetischer Auswirkungen – berücksichtigt werden müssen.


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