
© Karolina Grabowska
1. Oktober 2025
Sophie Rodewyk
Dr. Hanna Halter verrät, welche fünf Dinge für sie als Dermatologin absolute No-Gos sind, wenn man gesunde, schöne Haut haben möchte

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Ein Interview mit
Dr. med. Hanna M. D. Halter
Im digitalen Zeitalter prasseln täglich unzählige Informationen, Trends und Produktempfehlungen auf uns ein – insbesondere in Sachen Hautpflege. Der Einfluss von Social Media hat dazu geführt, dass immer mehr Influencer:innen mit teils Millionen Follower:innen vermeintliche Expertenratschläge und Produkttipps verbreiten – oft ohne fundiertes medizinisches Wissen.
Gerade vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, dass echte Fachleute zu Wort kommen, um Orientierung für Verbraucher:innen zu liefern. Aus diesem Grund haben wir mit Premium Medical Circle-Mitglied und Dermatologin Dr. med. Hanna M.D. Halter gesprochen und sie gebeten, uns die fünf größten No-Gos aus dermatologischer Sicht zu nennen.
Mittlerweile sollte es zumindest jede:r wissen: UV-Strahlen, besonders im Solarium, sind die wichtigste vermeidbare Ursache für Hautkrebs, einschließlich Melanom und hellem Hautkrebs. UVA- und UVB-Strahlen schädigen das Kollagen in der Haut dauerhaft, was zu frühzeitiger Hautalterung, Falten, Pigmentstörungen und aktinischen Keratosen führt.
Besonders gefährlich ist hierbei, dass sich UV-Schäden über das Leben hinweg summieren, und schon „unbemerkte“ Alltagsstrahlung (wie durch Fenster) dazu beiträgt. Als Dermatologin empfehle ich das tägliche Auftragen eines Breitband-Sonnenschutzes mit mindestens LSF 30 – auch an bewölkten Tagen. Solariumbesuche vervielfachen das persönliche Hautkrebsrisiko und führen sehr schnell zu irreparablen Lichtschäden, weshalb ich grundsätzlich davon abraten würde.
Das unsachgemäße Herumdrücken an Pickeln verschlimmert Entzündungen, erhöht das Risiko von tiefen Infektionen (z.B. Abszessen) und begünstigt die Entstehung von Narben oder dauerhaften Pigmentveränderungen (Postinflammatorische Hyper- oder Hypopigmentierung). Bei bestimmten Lokalisationen – etwa im sogenannten „Gefahren-Dreieck“ des Gesichts – können sogar bakterielle Infektionen durch die Blutbahn ins Gehirn weitergeleitet werden. Deswegen gilt: Statt selbst zu drücken, lieber eine professionelle Aknetherapie durch Dermatolog:innen oder geschulte Fachkosmetiker:innen durchführen lassen und bei Bedarf Wirkstoffcremes (z. B. Benzoylperoxid oder Adapalen) anwenden.
Mangelt es an Hygiene, steriler Technik und lückenloser Aufklärung, drohen bakterielle oder virale Infektionen (u.a. Hepatitis B/C, HIV, Herpes, Tetanus), Allergien auf Metall- oder Farbstoffe sowie unschöne Narben und Keloide. Besonders gefährlich ist der Einsatz billiger oder nicht-zugelassener Pigmentfarben: Sie können Allergien, Fremdkörperreaktionen und schlimmstenfalls Karzinome auslösen. Ein hochwertiges Studio achtet auf: steriles Einwegmaterial, dokumentierte Pigmentzusammensetzung, qualifiziertes Personal und ärztliche Beratung bei Hautproblemen oder Vorerkrankungen.

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Dr. Hanna Halter praktiziert in Mün
Rasche Veränderungen von Muttermalen oder anderen Hautläsionen können frühe Zeichen eines malignen Melanoms sein, aber auch für andere aggressive Hautkrebsarten sprechen. Jede*r sollte auf das ABCDE-Prinzip achten: Asymmetrie, Begrenzung unscharf, Color (Farbmischung), Durchmesser (>5 mm) und Entwicklung (Veränderung). Warnsymptome sind v.a. schnelles Wachstum, Krusten, spontane Blutungen und Verfärbungen.
Früh erkannt ist Hautkrebs in fast allen Fällen heilbar – verzögerte Diagnosen verschlechtern die Prognose dramatisch, besonders beim Melanom. Sollte man am Körper selbst Hautveränderungen feststellen, die eines der genannten Merkmale aufweisen, gilt: Sofort einen Hautarzt/eine Hautärztin aufsuchen. Grundsätzlich sollte jede:r regelmäßig alle zwei Jahre zur Hautkrebsvorsorge gehen.
Bevor man blind sämtlichen Trends im Bereich Skincare und Kosmetik folgt, sollte man sich unbedingt immer die Inhaltsstoffe und insbesondere die sogenannten aktiven Wirkstoffe anschauen und hinterfragen, was davon in der Hautpflege tatsächlich evidenzbasiert wirkt. In Kosmetika und Pflegeprodukten stecken oft Allergene, Duftstoffe oder hautreizende Substanzen wie Alkohol, Konservierungsmittel oder aggressive Säuren.
Unbedachte Anwendung – gerade bei sensibler, vorgeschädigter oder erkrankter Haut (z. B. Neurodermitis, Rosazea) – kann Allergien, Kontaktdermatitiden oder Verschlechterungen chronischer Dermatosen auslösen. Mein Tipp als Dermatologin lautet deshalb: Die Inhaltsstoffe (auch INCI-Liste genannt) kritisch prüfen, wissenschaftlich belegte Wirkstoffe bevorzugen und neue Produkte behutsam in die Routine integrieren.