Gotu Kola: Wirkung und Potenzial der ayurvedischen Heilpflanze

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21. September 2025

Hanja Niederhammer

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Gotu Kola: Wirkung und Potenzial der ayurvedischen Heilpflanze

Wie wirkt Gotu Kola? Anwendung, Inhaltsstoffe und Nutzen der Pflanze - kompakt erklärt mit Blick auf die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung

Gotu Kola steht in vielen asiatischen Kulturen für Vitalität, mentale Stärke und ein langes Leben. Ob als Tee, Kapsel oder Hautpflegeextrakt - der "Indische Wassernabel", wie er auch genannt wird, gilt als wahrer Alleskönner. Doch was steckt hinter diesem Ruf? Wir tauchen ein in die Welt der Centella asiatica - von ihren historischen Wurzeln bis zu den neuesten Forschungsergebnissen.

Was ist Gotu Kola?

Gotu Kola - schon der Name klingt nach fernöstlichem Zauber. Hinter dem botanischen Begriff Centella asiatica verbirgt sich eine zarte, aber wirksame Pflanze, die unter vielen Namen bekannt ist: Indischer Wassernabel, Tigergras oder Mandukaparni. Ihre Heimat? Tropische Feuchtgebiete in Indien, Sri Lanka und ganz Südostasien.

Was auf den ersten Blick aussieht wie harmloses Grünzeug, hat längst Kultstatus erreicht - als Geheimwaffe in Hautcremes, als Hirn-Booster in Kapselform und als Klassiker der Pflanzenheilkunde.

Centella asiatica in der traditionellen Medizin

In der ayurvedischen und chinesischen Medizin zählt der Indische Wassernabel zu den sogenannten Medhya Rasayanas - das sind pflanzliche Mittel, die das Gedächtnis, die Konzentration und die geistige Vitalität fördern sollen.

Schon im alten Indien wurde sie genutzt, um das Nervensystem zu beruhigen, Wunden zu heilen oder die Haut zu verjüngen. Auch buddhistische Mönche nutzten die Pflanze, um die Meditation zu vertiefen - sie galt als geistklärend und stärkend.

Wer nach "Centella asiatica Wirkung" sucht, stößt schnell auf eine Vielzahl moderner Anwendungsgebiete - von der Stressreduktion über die Hautpflege bis hin zur entzündungshemmenden Therapie. Heute erkennt auch die moderne Medizin, dass in der traditionellen Anwendung mehr steckt als bloße Folklore. Denn viele dieser Effekte lassen sich inzwischen durch biochemische Wirkmechanismen untermauern.


Was steckt eigentlich in der Heilpflanze?

Die Wirkung von Centella asiatica beruht auf einem ganzen Cocktail bioaktiver Substanzen - und wer sich einen fundierten Überblick verschaffen will, wird in einer spannenden Übersichtsstudie fündig: In der Publikation von 2023 im Fachjournal Plants wurden verschiedene Extrakte der Pflanze untersucht - mit Fokus auf ihre chemischen Hauptbestandteile wie Triterpenoide, Flavonoide und Saponine sowie ihre antioxidative Aktivität.

Die Studie bestätigt das antioxidative Potenzial dieser Stoffe und zeigt, wie stark einzelne Extrakte in Zellkultur darauf reagieren.

Besonders drei Stoffgruppen machen die Pflanze so interessant für Medizin und Kosmetik:

1. Triterpene - Die Hauthelfer

Beispiele: Asiaticosid, Madecassosid, Madecassic Acid

Diese Stoffe gehören zu den Stars in der dermatologischen Forschung: Sie fördern die Kollagenbildung, beschleunigen die Wundheilung und wirken entzündungshemmend. Besonders in der kosmetischen Hautpflege und Narbenbehandlung kommen sie zum Einsatz - nicht zufällig sind sie auch Bestandteil vieler asiatischer Hautpflegeformeln.

2. Flavonoide - Zellschutz mit Potenzial

Beispiele: Kaempferol, Quercetin

Als starke Antioxidantien schützen Flavonoide Zellen vor freien Radikalen und oxidativem Stress. Es wird vermutet, dass sie neuroprotektive Eigenschaften besitzen und kognitiver Funktionen unterstützen könnten.

3. Saponine - Entzündungshemmer mit System

Beispiele: Asiaticosid, Madecassosid

Saponine zählen zu den bekanntesten Wirkstoffen in Centella asiatica – und das nicht ohne Grund. Diese sekundären Pflanzenstoffe wirken nicht nur antioxidativ, sondern auch entzündungsregulierend und zellschützend. In der traditionellen Medizin werden sie zur Förderung der Wundheilung eingesetzt, in modernen Studien zeigen sie zudem neuroprotektive und antidepressive Potenziale.

Wie wirkt Gotu Kola?

Gotu Kola gilt als sogenanntes Adaptogen - ein Begriff aus der Pflanzenheilkunde, der für eine besonders interessante Eigenschaft steht: Adaptogene helfen dem Körper dabei, sich besser an körperliche und emotionale Stressfaktoren anzupassen, ohne ihn dabei zu überreizen oder künstlich zu stimulieren.

Anders als klassische Medikamente, die meist punktgenau auf ein einzelnes Zielprotein oder einen spezifischen Signalweg wirken, entfalten Adaptogene ihre Wirkung auf mehreren Ebenen gleichzeitig - wie ein pflanzlicher Stress-Thermostat. Sie greifen nicht invasiv ein, sondern helfen dem Organismus, sich selbst wieder ins Gleichgewicht zu bringen.



Natürlich stark

Gotu Kola wirkt nicht unmittelbar, sondern stärkt die natürlichen Regulationssysteme des Körpers - sanft, ausgleichend.


Gotu Kola: Wo sie wirkt, wofür sie genutzt wird - und was Studien dazu sagen

Während Gotu Kola in der traditionellen Heilkunde als vielseitiges Tonikum für Körper und Geist galt, ermöglicht die moderne Forschung heute einen gezielteren Blick darauf, wo die Pflanze tatsächlich wirken könnte. Hier ein Überblick über zentrale Anwendungsgebiete, vermutete Effekte - und den aktuellen Stand der Studienlage.

Gotu Kolas Wirkung auf die Psyche

Ob bei Überforderung im Job, innerer Unruhe oder mentaler Erschöpfung - Gotu Kola ist für viele Menschen zur pflanzlichen Alternative gegen Stresssymptome geworden. Kein Wunder, denn die Pflanze gilt seit Jahrhunderten als Tonikum für den Geist und wird in der traditionellen Medizin zur Förderung von Klarheit, Konzentration und emotionaler Balance eingesetzt.

Auch moderne Studien liefern Hinweise darauf, dass Centella asiatica eine spürbare Wirkung auf die Psyche entfalten kann - sei es zur Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit oder zur Minderung von Stressreaktionen.

Biochemie to go: Wie Gotu Kola Stress reguliert

Gotu Kola beeinflusst unter anderem die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse - das zentrale Stressregulationssystem im Körper - und moduliert neuroinflammatorische Signalwege im Gehirn.



Einfach erklärt:

Die Pflanze hilft dem Gehirn, kleine Entzündungen, die durch Stress entstehen können, wieder zu beruhigen. So ähnlich wie ein innerer Feuerwehrtrupp, der eingreift, bevor's zu viel wird - damit Konzentration, Stimmung und innere Ruhe nicht unter Druck geraten.


Ein Blick auf die Studienlage

In einer Tierstudie von 2024 zeigte ein Centella-Wasserextrakt bei älteren Mäusen nicht nur eine Verbesserung des Gedächtnisses, sondern auch eine deutliche Reduktion von Angstverhalten - besonders dann, wenn der Extrakt über das Trinkwasser verabreicht wurde. Depressive Symptome blieben in diesem Modell allerdings unbeeinflusst.

Eine weitere Mausstudie aus demselben Jahr deutet jedoch auf antidepressive Effekte hin: Dort konnten Triterpene wie Madecassosid und Asiaticosid Hoffnungslosigkeit im Verhaltenstest mindern - vermutlich über entzündungshemmende und nervenstärkende Signalwege.

Auch beim Menschen zeigen sich erste Hinweise: In einer kleinen klinischen Studie mit jungen Frauen wirkte ein Gotu-Kola-Smoothie schon nach einer Stunde stimmungsaufhellend - die Teilnehmerinnen fühlten sich wacher und zufriedener als die Vergleichsgruppe. Die kognitive Leistung blieb zwar gleich, doch das Wohlbefinden stieg spürbar.

Alles in allem: Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend - doch es braucht weitere, gut konzipierte Studien, um die Wirkung bei Stress und Stimmung objektiv zu bestätigen.

Wie wirkt Gotu Kola auf das Gehirn?

Gotu Kola wird nicht nur als pflanzliches Anti-Stress-Mittel geschätzt - auch das Gehirn profitiert. Einige seiner Inhaltsstoffe, etwa die Flavonoide Kaempferol und Quercetin, gelten als starke Zellschützer. Sie wirken antioxidativ, das heißt: Sie neutralisieren aggressive Sauerstoffmoleküle („freie Radikale“), bevor diese Nervenzellen schädigen können.

Studien mit Mäusen zeigen, dass solche Stoffe aus Gotu Kola nicht nur das Erinnerungsvermögen verbessern, sondern sogar den altersbedingten Abbau verlangsamen könnten - ein spannender Ansatz bei Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson.

Schutz fürs Gehirn: Hoffnung bei Alzheimer und Parkinson

In einer Alzheimer-Tierstudie lernten mit Gotu Kola behandelte Mäuse schneller und hatten deutlich weniger schädliche Ablagerungen (Plaques) im Gehirn. Die Forscher machen dafür den sogenannten NRF2-Signalweg verantwortlich - ein körpereigener Schutzmechanismus, der bei Aktivierung spezielle Gene anschaltet, die Nervenzellen widerstandsfähiger machen.

Auch bei Parkinson gibt es ermutigende Hinweise: In einem Mausmodell schützte Asiaticosid, ein Wirkstoff aus Gotu Kola, gezielt jene Nervenzellen, die Dopamin produzieren - also genau die, die bei Parkinson zuerst zugrunde gehen. Die Tiere bewegten sich besser, und der Dopaminspiegel blieb stabil. Zudem zeigte sich eine beruhigende Wirkung auf die sogenannte Mikroentzündung im Gehirn, die bei vielen neurodegenerativen Erkrankungen eine Rolle spielt.




Gut fürs Gedächtnis?

In Tierversuchen lernten Mäuse mit Gotu Kola schneller, merkten sich Orte besser und hatten weniger typische Alzheimer-Ablagerungen im Gehirn.


Gotu Kola und die Haut - so wirkt die Pflanze von innen und außen

Ob als Creme, Serum oder traditioneller Extrakt: Gotu Kola ist längst kein Geheimtipp mehr, wenn es um natürliche Hautpflege geht. Doch welche Wirkung hat Centalla asiatica tatsächlich auf die Haut?

Besonders die in der Pflanze enthaltenen Triterpene - wie Asiaticosid und Madecassosid - haben sich in der dermatologischen Forschung einen Namen gemacht. Sie regen die Bildung von Kollagen an, dem Strukturprotein, das der Haut Festigkeit und Spannkraft verleiht. Kein Wunder also, dass Tigergras fester Bestandteil vieler asiatischer Hautpflegeformeln ist. Wegen ihrer bewährten Eigenschaften kommt die fernöstliche Pflanze häufig dann zum Einsatz, wenn die Haut besonders gefordert ist: 

Gotu Kola kann Dehnungsstreifen durch Schwangerschaft oder Gewichtszunahme reduzieren und unterstützt bei Cellulite, indem es Fettzellen und Kollagenfasern beeinflusst.

Anti-Aging: Ist Gotu Kola besser als Retinsäure?

Retinsäure – auch bekannt als Retinoid – gilt seit Jahrzehnten als Goldstandard in der Anti-Aging-Hautpflege. Sie fördert die Zellerneuerung, glättet feine Linien und regt die Kollagenbildung an. Doch jetzt bekommt sie pflanzliche Konkurrenz – und zwar aus der Gotu-Kola-Pflanze.

In einer aktuellen Vergleichsstudie  wurde Asiaticosid, ein aktiver Inhaltsstoff aus Gotu Kola, direkt mit Retinsäure verglichen – und überraschte mit beeindruckenden Ergebnissen: Asiaticosid stimulierte die Produktion von Typ-I- und insbesondere Typ-III-Kollagen – letzteres ist essenziell für Hautelastizität und Wundheilung – sogar stärker als der bekannte synthetische Wirkstoff.

Darüber hinaus unterstützt Asiaticosid die Zellmigration und Epithelisierung - also die Neubildung von Hautgewebe - und verbessert die Zugfestigkeit der regenerierten Haut. Das macht Tigergras nicht nur interessant für die Faltenprävention, sondern auch für die Behandlung von Narben oder Dehnungsstreifen.



Wussten Sie schon?

Gotu Kola kann die Hautheilung deutlich beschleunigen. Die Wirkstoffe Asiaticosid und Madecassosid regen die Kollagenbildung an, verringern Zellstress und fördern die Durchblutung - besonders bei Brandwunden mit sichtbarem Erfolg.


Entzündungen im Visier - wie Gotu Kola den Schmerz bremst

Das beliebte Tigergras wirkt nicht nur beruhigend auf die Nerven, sondern auch auf überaktive Immunprozesse. Bestimmte Pflanzenstoffe, darunter Beta-Sitosterol und Chlorogensäure, werden mit entzündungshemmenden Eigenschaften in Verbindung gebracht - insbesondere im Bereich der Gefäßgesundheit.


Auch bei schweren Beinen wirksam?

Bei chronisch entzündeten Venen - etwa bei Krampfadern oder Beinschwere - könnte Gotu Kola Linderung bringen. Eine Übersichtsarbeit zeigte: In mehreren klinischen Studien verbesserten sich Durchblutung, Schwellung und Mikrozirkulation spürbar. Die gefäßstabilisierenden und entzündungshemmenden Triterpene scheinen dafür mitverantwortlich zu sein.



Studie mit Schmerzpatienten

Wie schnell Gotu Kola tatsächlich wirken kann, zeigt eine aktuelle Pilotstudie aus 2025: Bei 23 Patienten mit schmerzhafter Kiefergelenksentzündung (TMD) linderte ein standardisierter Centella-Extrakt (ECa233, 500 mg) spürbar die Schmerzen und verbesserte die Kieferfunktion - und das deutlich besser als ein Placebo. Der Extrakt wurde oral eingenommen, was für den systemischen Einsatz bei entzündlichen Beschwerden spricht.


Arthritisforschung im Labor

Auch bei rheumatoider Arthritis rückt der indische Wassernabel Gotu Kola in den Fokus: Eine präklinische Studie aus 2024 zeigte, dass Asiatic-Säure - ein Wirkstoff aus der Pflanze -  in Arthritis-Zellen gezielt Ferroptose auslöst. Dieser programmierte Zelltod reduziert entzündungsfördernde Zellen und könnte so helfen, Entzündungen in den Gelenken zu regulieren.

Zwischen Heilwissen und Wissenschaft: Die Erforschung von Gotu Kola geht weiter

Gotu Kola ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie viel traditionelles Pflanzenwissen heute durch moderne Forschung bestätigt werden kann. Studien zeigen positive Effekte auf Hautregeneration, kognitive Funktionen, Stressregulation und die Durchblutung - vieles, was in der Naturheilkunde seit Jahrhunderten vermutet wurde, lässt sich inzwischen auch wissenschaftlich nachvollziehen.

Gleichzeitig öffnen genau diese Erkenntnisse die Tür zu neuen Fragen: Welche Wirkstoffe sind besonders aktiv? Wie wirken sie langfristig? Und in welchen Bereichen steckt noch unentdecktes Potenzial? Gotu Kola zeigt eindrucksvoll, wie lebendig das Zusammenspiel von Tradition und moderner Forschung sein kann.

FAQ

Welche Wirkung hat Gotu Kola auf die Haare?

Hilft das asiatische Heilkraut bei Haarausfall? Die Pflanze wird in der Naturheilkunde traditionell zur Stärkung von Haar und Haut eingesetzt. Studienergebnisse legen nahe, dass Gotu Kola die Durchblutung der Kopfhaut anregen und dadurch das Haarwachstum unterstützen könnte. Die vermutete Wirkung von Gotu Kola auf Haare basiert vor allem auf seiner gefäßstärkenden und antioxidativen Eigenschaft. Belastbare klinische Studien zur gezielten Anwendung bei Haarausfall liegen bislang jedoch nicht vor.

Ist Gotu Kola gefährlich?

Gotu Kola (Centella asiatica) wird in therapeutischer Dosierung in Studien überwiegend als gut verträglich beschrieben. In Einzelfällen kam es zu reversiblen Leberentzündungen, insbesondere bei hoher Dosierung über längere Zeiträume. In der Fachliteratur wird darauf hingewiesen, dass bei bestehenden Lebererkrankungen oder gleichzeitiger Einnahme anderer leberbelastender Substanzen Vorsicht geboten sein könnte.

Hat Gotu Kola Nebenwirkungen? 

Leichte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Magenbeschwerden, Durchfall, Kopfschmerzen oder Müdigkeit wurden in einzelnen Studien beobachtet, gelten jedoch als selten. Auch bei äußerlicher Anwendung von Centella asiatica sind gelegentliche Hautreizungen beschrieben. In den meisten Fällen klangen die Beschwerden spontan oder nach Absetzen des Produkts ab. Schwerwiegende Nebenwirkungen bei der Anwendung von Tigergras wurden bislang nur vereinzelt dokumentiert.

Wie und wie lange nimmt man Gotu Kola ein?

Gotu Kola ist in verschiedenen Formen erhältlich - etwa als Kapsel, Tee, Pulver, Tinktur oder standardisierter Extrakt. In klinischen Studien hat sich vor allem eine tägliche Dosis von 300 bis 600 Milligramm eines Triterpen-Extrakts als gut verträglich erwiesen. Die Anwendung erfolgt in der Regel kurweise: Viele Quellen empfehlen eine Einnahmedauer von etwa sechs bis acht Wochen. Für eine längerfristige Nutzung liegen bislang nur begrenzte wissenschaftliche Daten vor.