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5. Dezember 2025
Marie Hein
Wer heute trainiert, muss eigentlich nicht mehr selbst denken. Apps zählen Wiederholungen, Tracker korrigieren die Haltung, Algorithmen erkennen unser Energielevel und Trainingspläne aktualisieren sich automatisch. Das Ergebnis: personalisierte, effiziente Workouts, die vor allem eines sparen: Zeit. Wie das funktioniert? Erklären wir hier und stellen sechs KI-Trainer zum Testen vor
Klar, automatisiertes Training ist keine Erfindung der Gegenwart. Schrittzähler, Herzfrequenzgurte oder Kalorienzähler gibt es schon lange, auch bevor Künstliche Intelligenz in aller Munde war.
Prinzipiell knüpfen die KIs genau hier an, aber sind deutlich schlauer: Sie analysieren unsere Daten nicht nur, sondern lernen daraus, erkennen Muster, erstellen Trainingspläne und passen diese ständig an. Sie funktionieren fast (!) wie Personal Trainer. In der Umsetzung bedeutet das: Wenn man laufen geht, erkennt die KI anhand von Herzfrequenz und Tempo, ob man sich überlastet und empfiehlt automatisch eine ruhigere Einheit.
Beim Krafttraining erkennt sie, wenn uns eine Übung zu schwer war und passt die Gewichte oder Wiederholungen dementsprechend an. Wer zu Hause trainiert, bekommt bei einigen Systemen mit Kamera sogar Hinweise in Echtzeit, etwa wenn die Knie beim Squat nach innen kippen oder der Rücken bei der Plank durchhängt.
KI kann immer nur so gut reagieren, wie die Daten, die wir ihr geben. Je genauer, konstanter – und ehrlicher – Angaben zu Alter, Ziel, Leistungsniveau oder Beschwerden sind, desto präziser werden die Empfehlungen. Grundlage dafür sind Machine-Learning-Modelle, die aus Millionen Bewegungsdatensätzen Muster erkennen und Belastung oder Fortschritt einordnen. Einige Anwendungen nutzen Computer-Vision, analysieren Bewegungen live und helfen, Haltung – eben die Planks – oder Timing einer Übung zu verbessern. Andere Systeme werten Trainingshistorie, Herzfrequenzverläufe oder Ermüdungswerte aus und erstellen daraus automatisch neue Pläne.
Möglichkeiten, KI ins eigene Training einzubinden, gibt es viele. Welche man wählt, hängt am Ende von den eigenen Vorlieben, dem Budget und der Frage ab, wie viel Technik man im Alltag wirklich nutzen möchte. Die aktuell gängigsten sind Fitness-Apps, intelligente Wearables oder universelle KIs.
Apps arbeiten nach einem einfachen Prinzip: Man trainiert, währenddessen sammelt die KI Daten, analysiert diese Werte und passt daraufhin den Trainingsplan direkt an den aktuellen Leistungsstand an. Trägt man das Smartphone bei sich, erkennt die Künstliche Intelligenz auch den Unterschied zwischen etwa Push-Up oder Kniebeuge und misst die Wiederholungen, Bewegungsrichtungen und Beschleunigung.
Zudem punkten die meisten Apps mit einer großen Vielfalt an Trainingsplänen, Workouts und Spezialisierungen, von Yoga bis HIIT. Aber: Um genauere Messdaten, etwa Herzfrequenz, zu erhalten, müssen die Apps an Wearables gekoppelt sein.
Mit Wearables sind kleine tragbare Geräte wie Smartwatches oder Fitnessarmbänder gemeint, die wir ständig an uns tragen. Sie funktionieren genau andersherum und messen deutlich präziser: Sie erfassen Herzfrequenz, Bewegung, Erholungsphasen und Schlaf automatisch und ständig über eingebaute Sensoren.
Aus diesen Daten erkennt die KI, wie belastet wir sind, wie gut wir geschlafen haben oder wann eine Pause sinnvoll wäre. Darauf aufbauend berechnet sie, welche Trainingsintensität heute sinnvoll ist, welche Übungen passen oder ob eine Einheit gestrichen werden sollte. Aber jedes Wearable braucht auch eine App, wo die Trainingspläne ausgespielt werden. Die Backside: Man sollte das Wearable natürlich so oft wie möglich, bestenfalls immer tragen, damit soviele Daten wie möglich gesammelt werden können.
Universellere KIs reagieren flexibel im Dialog: Sie erklären Übungen, erstellen Trainingspläne oder passen bestehende Einheiten an. Voraussetzung ist allerdings, dass man sie sehr genau anleitet. Je genauer der Prompt, desto besser die Empfehlung.
All das klingt selbstverständlich fantastisch – und vieles davon ist es auch. KI kann Training effizienter, planbarer und bequemer machen. Aber sie ersetzt keine Personal Trainerin und keinen Personal Trainer: Empathie, situatives Feingefühl und die präzise Korrektur einer Bewegung bleiben menschlich. Und wer mit KI trainiert, sollte eines im Blick behalten: Unser Körpergefühl, zu spüren, wann genug ist, wann eine Pause nötig ist oder wann Anstrengung guttut, kann keine KI übernehmen. Das bleibt allein unsere Aufgabe.
Wer maximale Flexibilität sucht, ist bei Freeletics richtig. Die Workouts dauern fünf bis 30 Minuten und funktionieren im Park, im Wohnzimmer oder zwischen zwei Terminen. Der Freeletics Coach erstellt Pläne, die sich laufend an Ziele, Fortschritte und Fitnesslevel anpassen. Geräte braucht man dafür nicht.
Ab 3,85 Euro pro Woche.
Mehr Infos: Freeletics.com
Future verbindet KI-Analysen mit echter Betreuung: Die App erfasst Daten und Gewohnheiten, wertet sie per Algorithmus aus und stellt sie Coaches zur Verfügung, die daraus wöchentliche Pläne entwickeln und persönliches Feedback geben. Für alle geeignet, die digitale Struktur möchten, aber nicht auf menschliche Supervision verzichten wollen. Ab 199 $ pro Jahr.
Mehr Infos: Future.co.
Zing AI setzt stark auf künstliche Intelligenz: Über den „Body Scan“ analysiert die App auf Basis eines Fotos den Anteil von Körperfett und Muskelmasse. Die daraus abgeleiteten Trainingspläne richten sich nach Ziel, Fitnesslevel und verfügbarem Equipment. Mit „Zing Vision“ nutzt die App die Smartphone-Kamera, um Bewegungen in Echtzeit zu bewerten. Ideal für alle, die ihr Training gern sehr datenbasiert steuern.
Ab 18,99 $ pro Monat.
Mehr Infos: Zing.Coach
Zepp Coach ist die KI-App passend für die Amazfit-Wearables und funktioniert wie ein persönlicher Lauftrainer am Handgelenk. Die App erstellt individuelle Pläne für 5 km, 10 km, Halbmarathon oder Marathon und passt Intensität und Erholung täglich an die Werte an, die das Wearable misst. Aus Herzfrequenz, Belastung und Schlaf leitet Zepp Coach Empfehlungen für Tempo, Umfang und Regeneration ab. Andere Workouts werden unterstützt, aber die größte Stärke der App liegt klar im Running. Die Zepp App ist kostenlos. Wearables (Uhr) von Amazfit ab 99,90 Euro.
Mehr Infos: Zepp.com und Amazfit.com.
WHOOP ist weniger Fitness-, sondern eher Gesundheitsarmband. Es misst Belastung und Erholung kontinuierlich und erstellt mithilfe des WHOOP Coach Vorschläge für Trainingsintensität und Regeneration, immer mit Blick auf Schlaf, Stresslevel und langfristiges Wohlbefinden. Besonders interessant für Frauen: WHOOP berücksichtigt Zyklus und hormonelle Schwankungen und passt Belastung und Erholungsphasen entsprechend an. Ab 199 Euro pro Jahr, inklusive Armband.
Mehr Infos: Whoop.com
ChatGPT erklärt Übungen, strukturiert Trainingspläne, passt Einheiten an Zeit, Niveau oder Beschwerden an und beantwortet Fragen zu Technik, Regeneration oder Motivation. Allerdings nur, wenn man aktiv danach fragt. Man muss die KI also gezielt anleiten. Richtig gepromptet bietet ChatGPT schnelle Orientierung, neue Trainingsideen und ist vor allem für diejenigen geeignet, die KI-basiertes Training unkompliziert ausprobieren möchten.
Kostenlos, mehr Infos: Chatgpt.com