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20. September 2025
Moira Hammes
Erste Anzeichen sind oft schwer zu deuten – doch eine frühzeitige Diagnose kann entscheidend sein. Wir zeigen, welche Formen von Demenz es gibt, wie man Symptome erkennt und welche Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen
Demenz ist weit mehr als nur „Vergesslichkeit im Alter“. Der Begriff (lat. de mens – „weg vom Geist“) bezeichnet eine Erkrankung, die durch Schädigungen im Gehirn entsteht. Je nachdem, welche Bereiche betroffen sind, können unterschiedliche Symptome auftreten. Sie reichen von Einschränkungen des Gedächtnisses und Lernens über Probleme mit Orientierung, Aufmerksamkeit und Urteilsvermögen bis hin zu Störungen des planenden Handelns (exekutive Funktionen). Auch Sprache, Motorik sowie die Fähigkeit zum sozialen Austausch und zur Empathie (soziale Kognition) können erheblich beeinträchtigt sein.
Aktuell sind in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen direkt an einer demenziellen Erkrankung erkrankt – eine Zahl, die nach Schätzungen bis 2050 auf 2,7 Millionen steigen könnte. Der Welt-Alzheimertag macht jedes Jahr im September darauf aufmerksam, wie groß die gesellschaftliche Bedeutung dieser Erkrankung ist. Umso wichtiger ist es, über Ursachen, Formen und Symptome informiert zu sein und Wege zu kennen, wie Betroffene und ihre Familien unterstützt werden können.
Nicht jede Demenz ist gleichzusetzen mit Alzheimer. Verschiedene Ursachen führen zu unterschiedlichen Formen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen primären und sekundären Demenzen.
Die Alzheimer-Erkrankung, 1906 erstmals von Alois Alzheimer beschrieben, ist mit rund 60–65 % die häufigste Demenzform. Betroffen sind vor allem Großhirnrinde und Hippocampus, die zentrale Funktionen wie Denken, Gedächtnis, Sprache und Orientierung steuern.
Auch wenn im Alter das Risiko an Demenz zu erkranken steigt, können auch jüngere Menschen erkranken. In Deutschland sind laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft (Stand Dezember 2021) etwa 103.000 Personen zwischen 40 und 65 Jahren betroffen.
Die besondere Herausforderung: Betroffene stehen häufig noch im Berufsleben, haben Kinder oder pflegebedürftige Eltern und benötigen daher andere Unterstützungsangebote als ältere Erkrankte.
Die häufigsten Ursachen einer jungen Demenzform sind Alzheimer und die Frontotemporale Demenz. In seltenen Fällen ist Alzheimer genetisch bedingt. Liegt bei einem Elternteil eine der bekannten Genmutationen vor, beträgt das Erkrankungsrisiko für die Kinder 50 %. Ein Gentest kann hier Klarheit schaffen.
Oft wird Demenz in der Öffentlichkeit lediglich mit Vergesslichkeit gleichgesetzt. Tatsächlich ist das Bild der Erkrankung jedoch vielschichtiger. Neben Gedächtnislücken können auch Veränderungen in der Persönlichkeit, im Verhalten und in sozialen Beziehungen auftreten. Für Betroffene sind diese Symptome nicht selten mit Scham verbunden, da sie merken, dass alltägliche Fähigkeiten nachlassen und ihnen vertraute Routinen schwerfallen. Ebenso sind die Anzeichen für Angehörige oftmals belastend, da sie einen geliebten Menschen in seiner Eigenständigkeit und manchmal auch in seiner Wesensart schwinden sehen.
Zu den typischen Anzeichen einer Demenz gehören:
Diese Anzeichen treten meist schleichend auf und verstärken sich mit der Zeit. Gerade in frühen Stadien sind sie nicht immer eindeutig, was dazu führen kann, dass Betroffene ihre Schwierigkeiten überspielen oder herunterspielen – aus Unsicherheit, aber auch aus Angst vor Stigmatisierung. Angehörige wiederum stehen vor der Herausforderung, Geduld und Verständnis aufzubringen und zugleich frühzeitig ärztliche Abklärung einzuleiten, um passende Unterstützung und Entlastung zu erhalten.
Trotz zunehmend vielversprechender Ansätze ist eine Heilung der Demenz bislang nicht möglich. Das vorrangige Ziel jeder Therapie besteht daher darin, die Selbstständigkeit der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten und zugleich die Lebensqualität von Patient:innen und Angehörigen zu verbessern.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen medikamentösen und nichtmedikamentösen Maßnahmen:
Auch wenn Demenz nicht sicher verhindert werden kann, gibt es Faktoren, die das Risiko senken oder den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können:
Prävention bedeutet also nicht nur, das Risiko einer Erkrankung zu senken, sondern auch Ressourcen aufzubauen, die den Verlauf im Falle einer Diagnose positiv beeinflussen können.
Bei ersten Anzeichen sollte zunächst die hausärztliche Praxis aufgesucht werden, um eine Basisdiagnostik durchzuführen und mögliche Vorerkrankungen oder familiäre Risikofaktoren zu berücksichtigen.
Darüber hinaus bietet die Deutsche Alzheimer Gesellschaft umfassende Informationen, Checklisten, Tipps und Selbsthilfeangebote. Auch regionale Alzheimer-Gesellschaften stellen wichtige lokale Anlaufstellen dar.
Wer sich engagieren möchte, findet zahlreiche Möglichkeiten, etwa durch Begleitdienste im Alltag oder über die Initiative Demenzpartner, die Schulungen im Umgang mit Betroffenen anbietet – sowohl lokal als auch online.
Prognosen zufolge könnten bis 2050 bis zu 2,7 Millionen Menschen in Deutschland an einer Demenz erkranken. Da die Erkrankung häufig nicht sofort erkennbar ist, ist es umso wichtiger, dass sich sowohl Angehörige als auch Außenstehende informieren und einen respektvollen, verständnisvollen Umgang mit Betroffenen erlernen. Nur so lässt sich ein Umfeld schaffen, das Menschen mit Demenz und ihren Familien Halt gibt und ihre Lebensqualität nachhaltig unterstützt.