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Unterfunktion der Nebennierenrinde

Unterfunktionen der Nebennierenrinde, medizinisch als Nebennierenrindeninsuffizienz bezeichnet, treten auf, wenn die Nebennieren (kleine Hormondrüsen oberhalb der Nieren) nicht mehr genügend lebenswichtige Hormone wie Kortisol (reguliert zum Beispiel den Fettstoff- und Glukosestoffwechsel sowie den Schlaf) oder Aldosteron (reguliert die Elektrolyte im Körper) – oder beide – produzieren. Diese Hormone sind jedoch essenziell für den Stoffwechsel, den Wasser- und Elektrolythaushalt sowie für die Stressbewältigung.  

Man unterscheidet eine primäre Nebenniereninsuffizienz (Morbus Addison) und eine sekundäre bzw. tertiäre Insuffizienz, die durch Störungen in der Hypophyse oder im Hypothalamus entstehen, also außerhalb der Nebenniere selbst. Die häufigste Ursache der primären Form ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Nebennierenrinde angreift und zerstört. Seltener sind Infektionen, Tumoren, Blutungen oder genetische Defekte verantwortlich. Sekundäre Formen entstehen beispielsweise durch Hirnoperationen, Bestrahlungen, Traumata oder durch eine langfristige hochdosierte Kortisontherapie, bei der die körpereigene Produktion von ACTH – dem Steuerhormon für die Nebennieren – unterdrückt wird. 

Die Symptome entwickeln sich meist schleichend, können aber auch akut auftreten. Typische Beschwerden sind hier anhaltende Müdigkeit, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust oder niedriger Blutdruck, der oft zu Schwindel oder Ohnmacht führt. Auch ein diffuser Salzhunger kann Hinweise geben. Hinzu kommen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, depressive Verstimmung, Konzentrationsprobleme und bei primären Formen eine bräunliche Verfärbung der Haut (Hyperpigmentierung), vor allem an Händen, Ellenbogen oder Schleimhäuten. In Stresssituationen wie Infektionen oder Operationen kann es zudem zur lebensbedrohlichen, sogenannten Addison-Krise kommen, die sich durch starken Blutdruckabfall, Schockzustand, Erbrechen, Bauchschmerzen und Bewusstlosigkeit äußert. 

Diagnose von Unterfunktionen der Nebennierenrinde

Die Diagnose wird durch eine Kombination aus klinischen Symptomen und Bluttests gestellt. Typisch sind niedrige Kortisolwerte und – bei primärer Insuffizienz – ein erhöhter ACTH-Spiegel. Ein sogenannter ACTH-Stimulationstest überprüft dann die Reaktionsfähigkeit der Nebennieren auf synthetisches ACTH. Elektrolytstörungen wie Hyponatriämie (niedriges Natrium) und Hyperkaliämie (hohes Kalium) können zusätzliche Hinweise liefern. Bildgebende Verfahren wie CT oder MRT der Nebennieren können eingesetzt werden, um strukturelle Schäden oder Tumoren darzustellen.  

Behandlung von Unterfunktionen der Nebennierenrinde

Die Behandlung besteht aus einer lebenslangen Hormonersatztherapie. Kortisol wird meist in Form von Hydrokortison oder alternativen Präparaten ersetzt. Bei einem Mangel an Aldosteron wird zusätzlich Fludrokortison zur Regulation des Salz- und Wasserhaushalts verabreicht. Betroffene erhalten zudem eine umfassende Schulung, einen Notfallausweis und in der Regel ein Notfallset mit einer Hydrokortison-Injektion, die im Ernstfall selbst oder durch Angehörige angewendet werden kann.