Herzchirurgie

Kardiovaskuläre Medizin

Die Kardiovaskuläre Medizin

Unser Herz, zentrales Organ und zugleich emotional besetzt – im Positiven wie im Negativen … vor allem, wenn uns etwas am Herzen liegt. Es pumpt unser Blut über die großen Arterien in alle Organe, bis in die kleinste Peripherie. Es wärmt uns, und wir werden rot oder blass, je nach Kreislaufsituation.

 

Nachdem der Organismus versorgt wurde, kehrt das „verbrauchte“ Blut zur rechten Herzkammer zurück und wird im Lungenkreislauf erneut mit Sauerstoff angereichert. So gelangt es in die linke Herzkammer und wird von dort aus wieder in den Körperkreislauf gepumpt. Sechzig- bis siebzigmal pro Minute oder, wenn wir uns anstrengen, noch schneller. Rund um die Uhr, jeden Tag.

 

Umso wichtiger, dass dieses System intakt und im Takt bleibt. Gerade, weil Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland die häufigste Todesursache sind – laut dem RKI verursachen sie etwa 40 Prozent aller Sterbefälle. Viele davon könnten verhindert werden, da einige der entscheidenden externen Risikofaktoren beeinflussbar sind – z. B. hoher Blutdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Adipositas –, aber auch die Verhaltensweisen, die dazu führen können, wie Rauchen, ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung. Hier können Verhaltensänderungen hin zu einem gesünderen Leben sowie medikamentöse Therapien sich nachgewiesen positiv auswirken. Prävention spielt daher eine entscheidende Rolle bei der Herz-Kreislauf-Gesundheit.

 

Bluthochdruck (Hypertonie) ist hierbei eine der häufigsten „Grunderkrankungen“. Langfristig führt er zur Schädigung des Herzens, der Gefäße, der Nieren und anderer Organe. Leider fällt ein erhöhter Blutdruck nur selten auf; er bleibt oft lange symptomfrei und wird erst zufällig diagnostiziert.

 

Vorsorgeuntersuchungen für das Herz

 

Vorsorgeuntersuchungen sind offiziell ab dem 50. Lebensjahr angeraten, können aber auch schon früher sinnvoll sein – beispielsweise, wenn es in der Familie eine entsprechende Vorbelastung gibt. Der Beginn eines solchen Check-ups ist eine ausführliche Anamnese. Dazu gehört die Erhebung und Bewertung der Lebensweise, der Vorerkrankungen oder eben familiären Vorbelastungen. Darüber hinaus werden Laboruntersuchungen mit Erfassung des Lipidstatus (Cholesterin-Werte), ein Herzultraschall sowie ein Ultraschall der Halsschlagader empfohlen. So können frühzeitig Risikofaktoren beeinflusst oder behandelt werden und die Weichen für ein gesundes Leben – nicht nur im Alter – gestellt werden.

 

Durchgeführt wird ein solcher Check-up vom Internisten bzw. Kardiologen. Ergänzende Untersuchungen sind z. B. ein Belastungs-EKG, eine Stress-Echokardiographie oder eine ausführlichere Bildgebung wie ein Cardio-CT, ein MRT oder eine Szintigraphie.

 

Heart-Teams“ – Spezialisten aus den Bereichen Kardiologie, Herzchirurgie und Anästhesie

 

In den Bereich des Kardiologen fällt neben der Diagnostik auch die Therapie oder Intervention von diversen Herzerkrankungen. Komplexere Eingriffe werden dann vom Herzchirurgen oder auch gemeinsam im Heart-Team durchgeführt. Da sich die Bereiche gerade im interventionellen und minimalinvasiven Bereich häufig überlappen, gibt es bei Interventionen in Kliniken zunehmend solche „Heart-Teams“, die aus Spezialist:innen aus den Bereichen Kardiologie und Herzchirurgie sowie Anästhesie und ggf. Radiologie, Innerer Medizin, Gefäßchirurgie etc. bestehen. Gemeinsam wird so interdisziplinär über die beste Vorgehensweise entschieden.

 

Viele Eingriffe können am schlagenden Herzen durchgeführt werden – d. h. ohne den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine oder sogar ohne Eröffnung des Brustkorbs erfolgen. So werden auch die Aufenthaltszeiten auf der Intensivstation und in der Klinik verkürzt, die Rekonvaleszenz verläuft schneller.

 

Wir freuen uns, Ihnen mit dieser neuen Fachrichtung innerhalb des ärztlichen Qualitätsbündnisses PREMIUM MEDICAL CIRCLE die besten Spezialist:innen in der kardiovaskulären Medizin vorstellen zu dürfen.

Indikationen der Herzchirurgie

Zu den häufigsten Erkrankungen gehören:

 

Arteriosklerose und Koronare Herzerkrankung

Sie stellt die häufigste Todesursache in den Industrieländern dar – allein in Deutschland sind knapp 5 Millionen Menschen betroffen. Die Tendenz leicht rückläufig, was zum einen mit einer Änderung des Lebensstils, zum anderen aber auch mit einer verbesserten medizinischen Behandlung der Risikofaktoren zusammenhängt. Grund zur Entwarnung ist das jedoch nicht. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Arterienverkalkung, wobei auch die genetische Veranlagung eine Rolle spielt.

 

Was passiert dabei? Die Innenschicht der Gefäße, das sogenannte Endothel, wird durch hohen Blutdruck, hohe Blutzucker- und hohe LDL-Cholesterin-Werte zunehmend geschädigt; es kommt zu mikroskopisch kleinen Verletzungen. Vieles spricht auch für entzündliche Prozesse, die schließlich mitverantwortlich scheinen, dass Ablagerungen aus Cholesterin und Kalk entstehen. Diese „Plaques“ wachsen an und behindern zunehmend den Blutstrom, wodurch das Gefäß verkalkt und der Herzmuskel nicht mehr ausreichend versorgt wird. Reißen die Ablagerungen ein, kann sich ein Blutgerinnsel bilden und das Gefäß verschließen – in der Folge droht ein Herzinfarkt.

 

Typische Beschwerden sind ein Engegefühl in der Brust (Angina pectoris), Atemnot oder Brennen bei Belastung. Wichtig ist, dass Frauen auch atypische Beschwerden im Oberbauch oder im Kiefer haben können und diese oft missinterpretiert werden oder gar unerkannt bleiben.

 

Verkalkte und verengte Herzkranzgefäße können durch verschiedene Operationen geöffnet oder umgangen werden. Zum einen können solche Engstellen über einen Herzkatheter interventionell aufgedehnt und gestützt werden. Sind mehrere Herzkranzgefäße oder auch der sogenannte Hauptstamm des Koronarsystems betroffen, kann eine Bypassoperation oft die nachhaltigere Variante sein. Unter bestimmten Bedingungen und in spezialisierten Kliniken kann diese sogar ohne den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine, also „off-pump“, durchgeführt werden.

 

Krankheitsbilder der Herzklappen

Das Herz kann nur gut arbeiten, wenn Blut in der richtigen Richtung fließt. Dazu braucht es Ventile, die sich öffnen, um genügend Blut in den Kreislauf fließen zu lassen, aber auch dicht verschließen, um einen Rückfluss zu verhindern – die Herzklappen. Insgesamt gibt es vier Herzklappen: Die Aortenklappe trennt die linke Kammer von der Aorta und sorgt, wie ein Ventil dafür, dass das sauerstoffreiche Blut nur in Richtung der Aorta fließt. Das heißt, sie regelt den Blutfluss aus dem Herzen in die große Hauptschlagader.

 

Liegt ein Klappenfehler vor, hat das Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Herzens. Ein Einbruch der Leistungsfähigkeit oder belastungsabhängige Atemnot kann auch an der Mitralklappe liegen. Diese trennt den linken Vorhof von der linken Herzkammer und sorgt dafür, dass das Blut aus dem Lungenkreislauf kommend nur vom Vorhof in die Herzkammer fließt und nicht zurück.

 

Aortenklappenstenose

Dieses Krankheitsbild ist der häufigste Herzklappenfehler. Dabei kommt es aufgrund von Degeneration und Kalkablagerungen zu einer Verengung bzw. Stenose der Herzklappe. Das bedeutet: Das Herz muss mehr Kraft aufwenden, was zu Erschöpfung und damit verbunden zu verminderter Pumpleistung führt. Typische Symptome können Atemnot, Schwindel, plötzliche Bewusstlosigkeit und ein Druckgefühl in der Brust sein.

 

Nach einer ausführlichen Diagnostik mittels Ultraschall (transösophageale Echokardiographie sog. TEE) sowie Computertomographie (CT) oder ggf. Magnetresonanz-(MRT)-Untersuchungen wird eine entsprechende Behandlung gewählt. Im fortgeschrittenen Stadium kann ein chirurgischer Eingriff nötig sein. Dafür gibt es verschiedene Verfahren: zum einen die chirurgische Versorgung mittels Aortenklappenrekonstruktion oder -ersatz unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine und mit (minimalinvasiver) Öffnung des Brustkorbs; zum anderen gibt es alternativ die Möglichkeit der kathetergestützten Aortenklappenimplantation (TAVI= transcatheter aortic valve implantation), die minimalinvasiv am schlagenden Herzen erfolgt. Von dieser Methode profitieren besonders Patient:innen, die über 75 Jahre alt und/oder nicht für einen größeren chirurgischen Eingriff geeignet sind.

 

Mitralklappeninsuffizienz

Die Undichtheit oder Insuffizienz der Mitralklappe ist die zweithäufigste Herzklappenerkrankung. Sie liegt vor, wenn sich durch degenerative Prozesse an den Segeln der Mitralklappe selbst oder indirekt durch eine Erkrankung des Herzmuskels die Klappe nicht mehr richtig schließen kann und so Blut aus der Herzkammer teilweise in den linken Vorhof zurückfließt; dabei kann es zum Rückstau von Blut in den Lungenkreislauf kommen. Häufig ist das zunächst symptomarm. Bei stärkerer Ausprägung kann es zu Atemnot – anfänglich nur bei Belastung – sowie zu Reizhusten kommen. Zu weiteren Symptomen zählen Herzrhythmusstörungen (Herzrasen, Herzstolpern), verringerte Leistungsfähigkeit sowie nächtlicher Harndrang.

 

Herzrhythmusstörungen – Arrhythmien

Als Herzrhythmusstörung wird bezeichnet, wenn das Herz zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig schlägt. Dies passiert aufgrund von Störungen der Erregungsbildung oder Erregungsleitung am Herzen. Die Symptome reichen von Herzrasen und -stolpern über Schwindel, Ohnmacht bis hin zum plötzlichen Herztod. Ursächlich können sowohl kardiale Erkrankungen als auch extrakardiale, also außerhalb des Herzens liegende, Störungen sein.

 

Das Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung – dabei kommt es, anstatt normal zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute, plötzlich zu Frequenzen von über 100 Schlägen oder mehr pro Minute. Dies kann zur plötzlichen Leistungsminderung oder Atemnot führen, muss aber nicht zwangsläufig Beschwerden verursachen. Wichtig ist hierbei das erhöhte Risiko eines Schlaganfalls aufgrund von Gerinnselbildung im Herzen.

 

Aortenaneurysma

Dabei handelt es sich um eine Erweiterung in den Gefäßwänden der Hauptschlagader; dies kann genetisch bedingt (Gewebeschwäche) oder eine Folge von Arteriosklerose sein, aber auch durch chronisch hohen Blutdruck entstehen. Bleibt das Aneurysma unentdeckt, besteht die Gefahr, dass es einreißen kann. Dies stellt einen akuten Notfall dar, der sofort operiert werden muss. Wird es rechtzeitig erkannt – meist bei Routineuntersuchungen –, ist die Prognose durch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten besser. Die Therapie hängt von der Größe und Ausdehnung ab. Hier kommt es zum Schulterschluss zwischen Herzchirurgie und Gefäßchirurgie.

 

Ist das Aneurysma zu groß oder besteht zusätzlich eine Aortenklappenerkrankung, sollte zeitnah eine Aortenoperation in Erwägung gezogen werden. Mit jeder Zunahme eines Aneurysmas steigt das Risiko, dass das Gefäß einreißt. Beim aufsteigenden Teil der Aorta erfolgt die Operation offen-chirurgisch, beim absteigenden Teil kann das Gefäß meist interventionell mit einer Stent-Implantation saniert werden.

 

Myokarditis

Die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kann nach banalen viralen Infektionen, wie beispielsweise einer Grippe, entstehen. In der Folge treten Symptome wie Herzrhythmusstörungen oder Herzrasen, Leistungsschwäche, Luftnot oder Brustschmerzen auf. Betroffen sind dabei Herzmuskelzellen oder auch der Herzbeutel (Perikard). Da das EKG hier oft unauffällig ist, liefert ein MRT zuverlässigere Ergebnisse. Eine Früherkennung ist sinnvoll, da eine verschleppte Myokarditis zu Herzschwäche und plötzlichem Herztod führen kann.

Moderne Herzdiagnostik

Die moderne Herzdiagnostik bietet eine Vielzahl an Methoden, um kardiovaskuläre Erkrankungen zu erkennen und zu beurteilen. Hier eine kurze Übersicht über die wichtigsten Verfahren:

 

Ultraschall (Echokardiographie)

Sie ist eine zentrale Methode in der Herzdiagnostik. Die transthorakale Echokardiographie (TTE) ist das Standardverfahren zur Beurteilung der Herzfunktion, der Klappen und der Herzstruktur. Sollte eine ausführlichere Bildgebung notwendig sein, so wird – unter leichter Sedierung – eine Schluckechokardiographie, auch „transösophageale Echokardiographie“ (TEE) genannt, durchgeführt. Hierbei können noch genauere Bilder von Herzklappen oder z. B. von Gerinnseln im Vorhofohr erstellt werden.

 

Vorteile: nichtinvasiv, keine Strahlenbelastung, breite Verfügbarkeit

 

EKG und Belastungs-EKG

Das EKG erfasst die elektrische Erregungsbildung und -weiterleitung am Herzen. Das Belastungs-EKG erfasst die Herzfunktion während körperlicher Anstrengung (z. B. auf einem Laufband oder Fahrradergometer). Es dient primär der Diagnose von Durchblutungsstörungen (Ischämien) und belastungsinduzierten Arrhythmien.

 

Indikationen: Verdacht auf koronare Herzkrankheit (KHK), Beurteilung der Belastbarkeit nach Herzinfarkt oder bei Herzinsuffizienz.

 

Vorteile: günstig, weit verbreitet

 

Stress-Echokardiographie

Diese Methode kombiniert die Echokardiographie mit einer Belastung (physisch oder medikamentös). Sie dient der Beurteilung der Herzmuskelbewegung und der Durchblutung unter Stressbedingungen und erkennt Veränderungen bei Minderdurchblutung.

 

Vorteile: höhere Sensitivität als das Belastungs-EKG

 

Herzkatheteruntersuchung mit Ischämiediagnostik

Die Herzkatheteruntersuchung ist der Goldstandard zur Darstellung der Koronararterien und zur Diagnose von Ischämien.

 

Ablauf: Ein Katheter wird über die Arm- oder Leistenarterie bis zu den Koronargefäßen vorgeschoben. Kontrastmittel und Röntgenstrahlen zeigen die Gefäße.

 

Zusatzmöglichkeiten: Druckdrahtmessung (FFR/iFR) oder intravaskulärer Ultraschall (IVUS) zur Beurteilung von Stenosen.

 

Vorteile: direkte Darstellung und ggf. Therapie (z. B. Stent-Implantation)

 

CT mit Koronardarstellung (Koronar-CT)

Die Computertomographie bietet eine nichtinvasive Alternative zur Darstellung der Koronargefäße und hat in den letzten Jahren einen stärkeren Stellenwert erlangt. Sie dient zum Ausschluss einer koronaren Herzerkrankung (KHK) und erfordert eine Kontrastmittelgabe; moderne Geräte liefern hochauflösende 3D-Bilder.

 

Vorteile: nichtinvasiv, hohe negative Prädiktivität

 

Magnetresonanz (MRT) – Funktion und Ischämiediagnostik

Die Kardio-MRT nutzt Magnetfelder und Radiowellen, um detaillierte Bilder des Herzens zu erstellen. Sie bietet umfassende Informationen zu Struktur, Funktion und Durchblutung des Herzens, dient zur Darstellung von Ischämien unter Stress und kann zur Identifikation von Narbengewebe dienen.

 

Vorteile: keine Strahlenbelastung, hervorragende Bildqualität

 

Szintigraphie

Die Myokard-Szintigraphie verwendet radioaktive Tracer, um die Durchblutung und Funktion des Herzmuskels zu bewerten und dient der Identifikation von Ischämien und vitalem Myokard.

 

Vorteile: hohe Sensitivität

 

Fazit

Die Wahl der geeigneten Diagnostik hängt von der klinischen Fragestellung, der Verfügbarkeit der Methoden und individuellen Patientenfaktoren ab. In vielen Fällen werden die Verfahren kombiniert, um eine präzise Diagnose und optimale Therapieplanung zu gewährleisten.

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