Operative Eingriffe in der Urologie

In der Urologie zählen zu den operativen Eingriffen Maßnahmen, die Erkrankungen der Nieren, Harnleiter, Blase, Harnröhre sowie der männlichen Geschlechtsorgane betreffen. Operative urologische Eingriffe dienen der Heilung, Linderung oder Diagnostik verschiedener Erkrankungen. 

Phimose 

Eine Phimose – also eine Vorhautverengung – tritt nicht nur im Kindesalter auf, sondern kann auch Erwachsene betreffen. Meist entsteht sie durch chronische Entzündungen. Typische Beschwerden sind Schmerzen beim Wasserlassen und/oder Geschlechtsverkehr, begleitet von Rötungen und Schwellungen. Die operative Behandlung erfolgt durch die sogenannte Zirkumzision, also die vollständige Entfernung der Vorhaut unter Lokalanästhesie oder Vollnarkose. 

Benigne Prostatahyperplasie  

Mit zu den häufigsten gutartigen Erkrankungen zählt die sogenannte benigne Prostatahyperplasie (BPH), eine altersbedingte, hormonell bedingte gutartige Vergrößerung der Prostata. Sie verursacht typische Beschwerden beim Wasserlassen, etwa einen abgeschwächten Harnstrahl, nächtlichen Harndrang und das Gefühl einer unvollständigen Blasenentleerung. Die Diagnose erfolgt meist durch eine digital-rektale Untersuchung, transrektalem Ultraschall und eine Harnstrahlmessung. Zur Behandlung kommen operative Verfahren zum Einsatz, bei denen überschüssiges Prostatagewebe mithilfe einer Drahtschlinge oder eines Lasers entfernt wird.  

Nephrektomie 

Die Nephrektomie, also die operative Entfernung einer Niere, gehört zu den etablierten Standardverfahren der urologischen Chirurgie. Sie wird notwendig bei bösartigen Erkrankungen wie Nierenkrebs, bei schweren Verletzungen oder funktionslosen Nieren, etwa infolge chronischer Nierenentzündungen. Je nach Umfang des Eingriffs unterscheidet man zwischen einer radikalen und einer partiellen Nephrektomie. Bei einer radikalen Nephrektomie werden die gesamte Niere samt umgebendem Fettgewebe und die Lymphknoten entfernt. In manchen Fällen werden zusätzlich die Nebennieren entfernt. Bei einer partiellen Nephrektomie (Nierenteilresektion) wird nur der erkrankte Teil der Niere entfernt, während gesundes Gewebe erhalten bleibt.   

Zystektomie 

Die Zystektomie, also die operative Entfernung der Harnblase, zählt zu den aufwendigsten Eingriffen in der Urologie. Sie wird in der Regel bei fortgeschrittenem Harnblasenkarzinom durchgeführt, einem bösartigen Tumor, der über die oberflächliche Schleimhaut hinaus in die Blasenmuskulatur eingedrungen ist. In manchen Fällen kann sie auch bei chronisch-rezidivierenden Blasenentzündungen oder Bestrahlungsschäden erforderlich sein, wenn andere Therapieoptionen ausgeschöpft sind. Die Entstehung eines Blasenkarzinoms steht häufig im Zusammenhang mit Risikofaktoren wie Rauchen, chronischen Infektionen oder bestimmten Medikamenten. Zu den häufigsten Symptomen zählen sichtbares Blut im Urin, häufiger Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen oder wiederkehrende Harnwegsinfekte. Die Diagnose wird u. a. durch eine Blasenspiegelung und bildgebende Verfahren wie CT oder MRT gesichert. 

 Vasektomie 

Die Vasektomie ist ein chirurgischer Eingriff zur Sterilisation des Mannes und stellt eine dauerhafte Methode der Empfängnisverhütung dar. Dabei werden die Samenleiter, die die Spermien von den Hoden zur Harnröhre transportieren, durchtrennt und verschlossen. Ziel ist es, den Samenerguss unfruchtbar zu machen, ohne Hormonproduktion, Potenz oder sexuelles Empfinden zu beeinträchtigen. Die Vasektomie gilt als eine der sichersten und zuverlässigsten Verhütungsmethoden und ist grundsätzlich als dauerhaft zu betrachten, auch wenn in seltenen Fällen eine Refertilisierung möglich ist. Der Eingriff erfolgt in der Regel ambulant unter lokaler Betäubung. Über kleine Hautschnitte oder mittels spezieller „Non-Skalpell-Technik“ wird jeweils ein Samenleiter aufgesucht, durchtrennt und verödet oder mit Clips verschlossen. Anschließend wird die Haut vernäht oder verklebt. Der gesamte Eingriff dauert meist etwa 20 bis 30 Minuten.  

Harninkontinenz 

Die operative Behandlung der Harninkontinenz richtet sich nach der Art der Inkontinenz, dem Schweregrad der Beschwerden und den individuellen anatomischen Gegebenheiten der Patientin oder des Patienten. Harninkontinenz ist der unwillkürliche Verlust von Urin – vor allem bei körperlicher Anstrengung, Husten oder Lachen – und kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.  

Die häufigste Form ist die Belastungsinkontinenz (auch Stressinkontinenz genannt), die meist bei Frauen auftritt – etwa infolge einer Bindegewebsschwäche, nach Geburten oder gynäkologischen Operationen wie einer Gebärmutterentfernung. Ursache ist meist eine Beckenbodenschwäche oder eine unzureichende Unterstützung der Harnröhre. Wenn konservative Maßnahmen wie Beckenbodentraining oder Elektrostimulation nicht mehr ausreichen, kommen operative Verfahren zum Einsatz. Standard ist heute die Implantation eines spannungsfreien Vaginalbandes. Dabei wird ein schmales Kunststoffband unterhalb der mittleren Harnröhre durch die Scheide eingebracht. Es stützt die Harnröhre und verhindert, dass sie bei Druckbelastung absinkt. Die Operation ist minimalinvasiv, dauert meist weniger als eine Stunde und hat eine sehr gute Erfolgsquote.  

Bei Männern, typischerweise nach Prostataoperationen, kann es zur Belastungsinkontinenz kommen, weil der innere Schließmuskel geschwächt ist. In solchen Fällen kommen künstliche Schließmuskelsysteme zum Einsatz. Dabei wird eine Manschette um die Harnröhre gelegt und per Knopfdruck geöffnet, wenn der Patient urinieren möchte – ansonsten verhindert sie den Urinfluss. Für leichtere Inkontinenzformen stellt eine sogenannte männlicher Urethalschlinge (Urethral Sling) eine Alternativ dar. Diese funktioniert ähnlich wie das Band bei Frauen und stabilisiert die Harnröhre.