Funktionelle Urologie

Die funktionelle Urologie ist ein Teilbereich der Urologie, der sich mit Störungen der Funktion der ableitenden Harnwege befasst – also mit Problemen des Speicherns und Entleerens von Urin. Anders als bei Tumoren, Entzündungen oder Fehlbildungen geht es hier nicht primär um anatomische Veränderungen, sondern um Funktionsstörungen, oft mit komplexen Ursachen. 

Inkontinenz 

Inkontinenz bedeutet, dass eine Person den Urin (Harninkontinenz) nicht oder nicht vollständig kontrollieren kann. Es handelt sich also um einen ungewollten Urinverlust. Die Harninkontinenz kann sich unterschiedlich äußern: Bei der Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz, tritt der Urinverlust bei Druck auf die Blase auf. Also zum Beispiel beim Husten, Niesen oder schweren Heben. Die Dranginkontinenz ist wiederum ein plötzlicher, starker Harndrang mit sofortigem Urinverlust. Die Mischinkontinenz ist eine Kombination aus beiden oben genannten Formen, während bei der Überlaufinkontinenz die Blase überläuft, wenn sie zu voll ist (z.B. bei einer vergrößerten Prostata). Ist die Nervensteuerung, beispielsweise bei einer Querschnittslähmung gestört, spricht man von einer Reflexinkontinenz, also einer unwillkürlichen Entleerung der Blase.  

Diagnose 

Beim Arztbesuch erfolgt neben der Anamnese eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls eine Urodynamik. Unter einer Urodynamik versteht man eine medizinische Untersuchung, bei der die Funktion der Harnblase und der Harnröhre überprüft wird – insbesondere, wie gut sie speichern und entleeren können. Diese Untersuchung umfasst die Messung des Blasendrucks, des Harnstrahls und des Harnröhrendruckprofils. Hierzu wird eine dünne Sonde über die Harnröhre in die Blase eingeführt. Darüber wird die Blase mit Flüssigkeit gefüllt, während gleichzeitig Druckverhältnisse und Reaktionen des Patienten dokumentiert werden. Die Untersuchung ist zwar etwas unangenehm, aber in der Regel nicht schmerzhaft. Sie dauert meist 30–60 Minuten. 

Behandlungsmethoden 

Zu den konservativen Behandlungsmethoden zählt zum einen das Beckenbodentraining, um die Muskulatur zu kräftigen, zum anderen das Blasentraining, also regelmäßige Toilettengänge, um die Blase zu trainieren. Auch eine Ernährungsanpassung kann hilfreich sein, wie zum Beispiel ein Flüssigkeitsmanagement. Darüber hinaus können Medikamente helfen, ebenso wie Elektrostimulation, Biofeedback und Magnetstimulation zur Muskelstärkung. Gegen die Dranginkontinenz können beispielsweise Botox-Injektionen in die Blase helfen; bei der Belastungsinkontinenz bei Frauen wird häufig ein sog. TVT- oder TOT-Band eingesetzt. Bei diesem minimalinvasiven Verfahren wird ein Kunststoffband unter die Harnröhre platziert, um diese zu stützen. Bei Männern wird dagegen die sogenannte Sling-Implantation angewandt. Dieses Verfahren zielt darauf ab, Stressharninkontinenz zu heilen, indem die Harnröhre komprimiert oder mithilfe eines speziellen Materials in ihrer Position zum Blasenhals neu ausgerichtet wird. Beide Techniken zielen darauf ab, den ungewollten Urinverlust zu verhindern. Die Schlinge unterstützt zusätzlich die Beckenbodenmuskulatur und erhöht so den Widerstand gegen den Druck einer vollen Blase. 

Blasenentleerungsstörung 

Eine Blasenentleerungsstörung liegt vor, wenn die Harnblase nicht vollständig oder nur erschwert entleert werden kann. Das kann zu Restharn führen (also Urin, der in der Blase verbleibt), zu einem ständigen Harndrang, Tröpfelverlust oder im Extremfall zum Harnverhalt, bei dem sich die Blase gar nicht mehr entleeren lässt. 

Ursachen und Symptome 

Zu den Ursachen einer Blasenentleerungsstörung zählen neben einer gestörten Nervenversorgung der Blase (beispielsweise bei Multipler Sklerose oder einer Parkinson-Erkrankung) auch mechanische Störungen wie eine vergrößerte Prostata, eine Harnröhrenverengung, Harnsteine oder Senkungszustände (bei Frauen). Auch Medikamente wie Antidepressiva oder Beruhigungsmittel können die Blasenfunktion hemmen, ebenso ein „verlerntes Wasserlassen“, zum Beispiel nach einer Operation. Welche Symptome treten auf? In den meisten Fällen berichten die Patient:innen über einen schwachen Urinstrahl, häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen, Nachtröpfeln oder das Gefühl, sich nicht komplett entleeren zu können.  

Diagnose und Behandlung 

Hier kann der behandelnde Arzt unter mehreren Verfahren wählen, wie der Restharnmessung per Ultraschall, der Urodynamik, einer Blasenspiegelung sowie neurologischen Untersuchungen. Sehr oft wird dem Patienten auch geraten, ein Blasentagebuch zu führen. In der konservativen Therapie kann ein Blasentraining (eine regelmäßige Entleerung auch ohne Drang) sowie das Doppelwasserlassen (im Anschluss an das Wasserlassen nach wenigen Minuten erneut versuchen) empfohlen werden. Besonders bei funktionellen Störungen hilft das Beckenbodentraining und/oder eine Physiotherapie. Medikamente wie Alpha-Blocker entspannen wiederum den Blasenhals und die Prostata und unterstützen die Blasenkontraktion. Bei der sehr bewährten Methode ISK (intermittierender Selbstkatheterismus) leert der Patient die Blase regelmäßig selbst mit einem Einmalkatheter; ein Dauerkatheter wird nur bei speziellen Situationen empfohlen. 

Neurogene Blasenfunktionsstörung 

Eine neurogene Blasenfunktionsstörung bedeutet, dass die Blase aufgrund einer Nervenschädigung nicht mehr richtig funktioniert. Was bedeutet das genau? Die Blasenfüllung und -entleerung werden durch das Nervensystem gesteuert, doch wenn diese Steuerung gestört ist, kann es zu Inkontinenz, Entleerungsstörung oder beidem kommen. Eine gesunde Blasensteuerung funktioniert immer nach dem gleichen Prinzip: Die Blase füllt sich, dehnt sich aus, Nervensignale werden ans Gehirn gesendet, ein bewusster Harndrang entsteht. Beim Wasserlassen erlaubt wiederum das Gehirn die Entleerung, der Blasenmuskel zieht sich zusammen, der Schließmuskel entspannt und Urin fließt ab.  

Bei der neurogenen Blasenstörung unterscheidet man drei Formen: Bei der Reflexblase, auch spastische Blase genannt, zieht sich die Blase unkontrolliert zusammen, was Dranginkontinenz zur Folge hat. Die areflektorische Blase (schlaffe Blase) kontrahiert nicht mehr richtig; die Folgen sind Harnverhalt, Überlaufinkontinenz und Restharn. Bei einer Dyssynergie zwischen Blase und Schließmuskel zieht sich zwar die Blase zusammen, der Schließmuskel öffnet sich jedoch nicht mehr. Dadurch kommt es zu einer gestörten Entleerung mit hohem Blasendruck. 

Ursachen und Symptome 

Es gibt verschiedene Ursachen für eine gestörte Blasenfunktion, wie zum Beispiel Multiple Sklerose, Parkinson, ein Schlaganfall, eine diabetische Neuropathie oder Bandscheibenvorfälle. Typische Auswirkungen sind beispielsweise ein verzögerter Harndrang, Koordinationsstörungen, ein fehlender Harndrang oder Druck auf die Spiralnerven; aber auch Harnwegsinfekte oder Rückenschmerzen, wenn die Nieren gestaut sind.  

Diagnose und Behandlung 

Dem Facharzt stehen diverse Testverfahren zur Diagnose zur Verfügung. Neben einer ausführlichen Anamnese kann per Ultraschall eine Restharnmessung durchgeführt werden. Auch die Urodynamik wird eingesetzt, ebenso wie eine Blasenspiegelung, die sogenannte Zystoskopie. Ergänzend kommen neurologische Tests und bildgebende Verfahren wie ein MRT zum Einsatz. Je nach Befund können Medikamente bei einer spastischen Blase oder zur Entspannung des Blasenhalses eingesetzt werden. Eine überaktive Blase wird mit Botox behandelt, besonders wirksam ist auch hier der ISK (Intermittierender Selbstkatheterismus). Weitere bewährte Maßnahmen sind Blasentraining, Flüssigkeitsmanagement, Physiotherapie, Toilettentraining und eine regelmäßige Kontrolle zum Schutz der Nierenfunktion. 

Erkrankungen der Harnwege 

Erkrankungen der Harnwege betreffen die Organe, die für die Produktion, Speicherung und Ausscheidung von Urin zuständig sind. Dazu gehören die Nieren, der Harnleiter, die Harnblase und die Harnröhre.  

Harnwegsinfektion 

Eine Harnwegsinfektion (HWI) ist eine durch Mikroorganismen verursachte Entzündung und betrifft einen oder mehrere Teile der Harnwege. Eine HWI äußert sich entweder durch eine Blasenentzündung (Zystitis), eine Entzündung der Harnröhre (Urethritis) oder eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis).  

Ursachen und Symptome 

Die Hauptursache für eine HWI ist in den meisten Fällen das Eindringen von Darmbakterien, seltener auch von Viren oder Pilze, die über die Harnröhre aufwärts Richtung Blase wandern. Welche Risikofaktoren begünstigen eine HWI? Bei Frauen beispielsweise eine kurze Harnröhre, die nahe am After liegt, bei Männern eine vergrößerte Prostata. Auch die klassische „Honeymoon-Zystitis“ (durch sexuelle Aktivität), Unterkühlung, eine geschwächte Immunabwehr oder Diabetes können Auslöser sein.  

Je nachdem, wo die Harnwegsinfektion lokalisiert ist, unterscheiden sich die Symptome. Sind die unteren Harnwege (Zystitis, Urethritis) betroffen, treten Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang, Schmerzen im Unterbauch oder ein trüber Urin auf. Ist der obere Harnweg (Pyelonephritis) betroffen, kommt es zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl, auch zu Schmerzen in der Flanke, Fieber, Schüttelfrost oder Übelkeit.  

Neben der klassischen Zystitis, also einer Blasenentzündung, gibt es auch die interstitielle Zystitis, ein chronisches Blasenschmerzsyndrom. Diese nicht-bakterielle Entzündung der Blase ist von unklarer Ursache und geht mit Schmerzen einher. Von den Symptomen ähnelt sie der Zystitis – chronischer Harndrang, Blasenschmerzen und kleine Urinmengen. Da keine Keime im Urin vorhanden sind, ist eine weiterführende Diagnostik durch den Urologen erforderlich. 

Diagnose und Behandlung 

Neben der Anamnese und der körperlichen Untersuchung erfolgt eine Urinuntersuchung. Besteht der Verdacht auf eine Pyelonephritis, wird zusätzlich eine Blutuntersuchung auf Entzündungswerte durchgeführt. Bei Verdacht auf Abflussstörungen oder Harnsteine kommt ein Ultraschall zum Einsatz. Je nach Schwere der Entzündung wird eine mehrtägige Antibiotikatherapie verordnet. Begleitend ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.  

Reizblase 

Die Reizblase, auch OAB (Overactive Bladder), ist eine funktionelle Blasenstörung, bei der es zu übermäßiger Aktivität des Blasenmuskels (Detrusor) kommt – ohne erkennbare organische oder infektiöse Ursache. 

Ursachen und Symptome 

Die genaue Ursache ist nicht immer eindeutig, doch es gibt einige mögliche Auslöser, wie etwa eine Nervenüberaktivität in den Blasenrezeptoren, chronischer Stress, Östrogenmangel (Stichwort Wechseljahre), Übergewicht oder eine überstandene Blasenentzündung. Die Symptome sind hingegen meist eindeutig erkennbar: plötzlicher, starker Harndrang und auffällig häufiges Wasserlassen tagsüber sowie vermehrter nächtlicher Harndrang. In manchen Fällen kommt es auch zur sogenannten Dranginkontinenz, also zu Urinverlust beim Harndrang.  

Diagnose und Behandlung 

Der behandelnde Arzt führt zunächst eine Anamnese durch und untersucht den Urin, um eine Harnwegsinfektion auszuschließen. Per Ultraschall lassen sich Restharn, Blasenwand und Nieren beurteilen. Bei Bedarf wird auch eine Urodynamik veranlasst. Hilfreich kann zudem ein Symptomtagebuch sein, in dem der Patient Trinkmenge, Toilettengänge und Urinmenge notiert. In puncto Therapie gibt es mehrere Optionen: Zu den nicht-medikamentösen Maßnahmen zählen u.a. Beckenbodentraining, Blasentraining (Blasenentleerung wird bewusst hinausgezögert, um die Dehnungsfähigkeit zu trainieren) sowie die Reduktion bzw. der Verzicht auf reizende Substanzen wie Kaffee, Alkohol, Nikotin und scharfe Speisen. Im Rahmen der medikamentösen Therapie helfen Anticholinergika zur Beruhigung einer überaktiven Blasenmuskulatur, Beta-3-Adrenozeptor-Agonisten fördern die Blasenentspannung und Botox-Injektionen in den Blasenmuskel lähmen die Überaktivität. 

Blasensteine 

Blasensteine sind feste Kristallbildungen in der Harnblase, die aus Bestandteilen des Urins entstehen. Sie können einzeln oder mehrfach auftreten, klein wie Sandkörner oder groß wie Golfbälle sein. Ihre Entstehung erfolgt entweder primär in der Blase oder infolge des Absteigens von Nieren- bzw. Harnleitersteinen.  

Ursachen und Symptome 

Da Blasensteine häufiger bei Männern auftreten, sind die Ursachen meist eine Prostatavergrößerung, eine neurogene Blase (also eine Blasenentleerungsstörung), eine Verengung der Harnröhre oder Fremdkörper in der Harnröhre, wie ein Dauerkatheter. Manche Blasensteine bleiben lange symptomlos, andere verursachen Beschwerden wie Schmerzen beim Wasserlassen, häufigen Harndrang, Blut im Urin oder „grießigen“ Urin (ein Stein im Urin).  

Diagnose und Behandlung 

Zunächst erfolgt die Anamnese und die körperliche Untersuchung. Der Urin wird dabei auf Blut, Kristalle und Zeichen eines Infekts untersucht. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, CT oder Zystoskopie ermöglichen die genaue Lokalisierung der Steine. Therapeutisch werden kleine, symptomarme Steine zunächst nur beobachtet. Häufig kommt es durch vermehrtes Trinken zu einem spontanen Abgang. Größere oder symptomatische Steine können endoskopisch, also minimalinvasiv, über die Harnröhre entfernt oder per Laser oder Ultraschall zerkleinert werden. Auch die Steinzertrümmerung mittels Stoßwellen kann zum Einsatz kommen. Sehr große Steine müssen unter Umständen chirurgisch entfernt werden. Begleitende Infektionen werden mit Antibiotika behandelt. 

Harnröhrenentzündung 

Die Harnröhre (Urethra) ist ein eher kleines, aber wichtiges Organ des Harntrakts und kann von verschiedenen Erkrankungen betroffen sein. Am häufigsten tritt die Urethritis auf, die Entzündung der Harnröhre, die meist durch Infektionen verursacht wird.  

Ursachen und Symptome 

Verursacht wird die Entzündung meist durch verschiedene Bakterien, wie beispielsweise Chlamydien. Typische Symptome sind Brennen beim Urinieren, häufiger Harndrang, Juckreiz oder ein weißlicher Ausfluss aus der Harnröhre.  

Diagnose und Behandlung 

Der Arzt wird eine Urinuntersuchung (1. Strahl) veranlassen, einen Harnröhrenabstrich vornehmen und per PCR-Test gezielt auf Chlamydien, Gonokokken und andere Erreger testen. Je nach Befund wird anschließend das passende Antibiotika verschrieben.  

Harnröhrenverengung 

Bei der sogenannten Urethrastriktur, also einer Verengung der Harnröhre, liegt meist eine Fehlbildung oder eine narbige Veränderung des Gewebes zugrunde.  

Ursachen und Symptome 

Neben einer angeborenen Fehlbildung können auch Verletzungen, zum Beispiel durch einen Katheter, oder Entzündungen Auslöser sein. Typische Symptome sind ein schwacher Harnstrahl, ein Nachtröpfeln oder das Gefühl einer unvollständigen Entleerung der Blase.  

Diagnose und Behandlung 

Der Urologe wird bei Verdacht eine Harnflussmessung anordnen, aber auch mit einer Urethrographie oder einer Endoskopie können Diagnosen gestellt werden. Behandelt wird beispielsweise durch eine Kathetertherapie oder durch die vorsichtige Dehnung der Harnröhre. 

Harnröhrenverletzung 

Durch Verkehrsunfälle, Stürze, Gewalteinwirkung von außen oder durch einen Katheter kann es auch zu Traumata an der Harnröhre kommen. Die Behandlung muss dann mit dem behandelnden Arzt individuell besprochen werden.  

Harnleitererkrankungen / Abflussstörungen 

Die Harnleiter (Ureter) sind zwei dünne Muskelschläuche, die den Urin von den Nieren zur Harnblase transportieren. Auch sie können von Funktionsstörungen – meist in Form von Abflussstörungen – betroffen sein. Dabei handelt es sich um Zustände, bei denen der Urinfluss zwischen Niere und Blase behindert ist. Ein solcher Rückstau des Urins kann schwerwiegende Folgen haben, etwa eine Harnstau (Hydronephrose), Infektionen oder langfristige Nierenschädigungen. 

Harnstau 

Ein Harnstau (Hydronephrose oder Urinabflussstörung) bezeichnet die Rückstauung des Urins in den oberen Harnwegen, meist in den Harnleitern und dem Nierenbecken, weil der Urin nicht ungehindert von der Niere zur Blase abfließen kann.  

Ursachen und Symptome 

Man unterscheidet hier zwischen mechanischen Ursachen, wie Harnleitersteine, einer Prostatavergrößerung, Narben oder Tumoren, und funktionellen Ursachen wie einem Rückfluss des Urins. Wie bei fast allen Harnwegserkrankungen äußern sich die Symptome in Flankenschmerzen, Blut im Urin oder einem akuten Harnstau. 

Diagnose und Behandlung 

Zur Klärung werden Urinuntersuchung, Ultraschall sowie bildgebende Verfahren wie CT oder MRT eingesetzt. Ziel der Behandlung ist es, den akuten Harnstau zu beheben, zum Beispiel mithilfe eines Katheters, der direkt in die Niere gelegt wird. Begleitend erfolgt eine medikamentöse Therapie zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen. 

Harnleitersteine (Ureterolithiasis) 

Von einer Ureterolithiasis spricht man, wenn ein Nierenstein in den Harnleiter hinabsteigt und dort eine Harnstauung verursacht.  

Symptome 

Akute kolikartige Flankenschmerzen, die typischerweise wellenförmig auftreten, zählen zu den klassischen Symptomen. Auch Blut im Urin, Übelkeit und Erbrechen können auf eine Harnleitersteinbildung hinweisen.  

Diagnose und Behandlung 

Klarheit bringen in der Regel eine Urinuntersuchung und ein Ultraschall. Therapiert wird mit Schmerzmitteln, einer medikamentösen Steinauflösung oder einer Ureteroskopie, bei der der Stein zertrümmert und entfernt wird.  

Harnleiterverengung (Ureterstenose) 

Bei einer Verengung des Harnleiters wird der Harnabfluss behindert – es kommt zu einem Harnstau.  

Ursachen und Symptome 

Häufig sind Narben oder Tumoren die Ursache einer Verengung, seltener auch Entzündungen. Typische Hinweise auf eine Harnleiterverengung sind wiederkehrende Harnwegsinfekte, Harnstau und Flankenschmerzen. 

Behandlung 

Ein Ballonkatheter wird in den Harnleiter eingeführt und an der verengten Stelle positioniert. Dort dehnt sich der Ballon sanft auf und weitet den verengten Abschnitt. In einigen Fällen kann der Harnleiter auch operativ rekonstruiert werden. 

Nierensteine 

Nierensteine (Nephrolithiasis) sind feste, kristalline Ablagerungen, die sich aus Bestandteilen des Urins in den Nieren bilden. Sie können klein wie Sandkörner oder mehrere Zentimeter groß sein. Insgesamt treten Nierensteine häufig auf, sind aber gut behandelbar – entscheidend ist eine rasche Diagnostik und eine individuell abgestimmte Therapie, um Beschwerden zu lindern und die Nierenfunktion langfristig zu erhalten. 

Ursachen und Symptome 

Die Ursachen für Nierensteine sind vielfältig: eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, unausgewogene Ernährung, Stoffwechselstörungen, genetische Veranlagung, Bewegungsmangel, Harnwegsinfekte oder anatomische Besonderheiten im Harntrakt können die Steinbildung begünstigen. Während kleine Steine oft symptomlos bleiben und unbemerkt mit dem Urin ausgeschieden werden, können größere Exemplare den Urinabfluss behindern oder in den Harnleiter wandern. Dies führt oft zu starken, kolikartigen Flankenschmerzen – den typischen Nierenkoliken –, häufig begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Blut im Urin und verstärktem Harndrang. 

Diagnose und Behandlung 

Die Diagnose erfolgt in der Regel mittels Ultraschall und Computertomografie (CT), die eine genaue Lokalisierung und Größeneinschätzung des Steins ermöglichen. Zusätzlich wird der Urin auf Blut, Entzündungszeichen und Kristalle untersucht. Die Therapie richtet sich dann nach Größe, Lage und Zusammensetzung des Steins sowie nach den individuellen Beschwerden des Patienten.  

Kleine Steine bis etwa 5–6 mm können häufig auf natürlichem Weg ausgeschieden werden – unterstützt durch eine hohe Flüssigkeitszufuhr, Schmerzmittel und gegebenenfalls Medikamente zur Muskelentspannung des Harnleiters. Ziel dieser konservativen Therapie ist der spontane Steinabgang. Größere oder schmerzhafte Steine erfordern weiterführende Maßnahmen. Dazu zählen zum einen die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL), bei der der Stein durch Schallwellen zertrümmert wird, zum anderen die Ureteroskopie, bei der der Stein endoskopisch über die Harnröhre und Blase entfernt oder gelasert wird. Bei sehr großen oder kompliziert liegenden Steinen kann auch eine perkutane Nephrolitholapaxie (PNL) nötig sein, also ein direktes Entfernen aus der Niere über einen kleinen Hautschnitt.  

Nierenzysten 

Nierenzysten sind flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, die sich im Nierengewebe bilden. Sie zählen zu den häufigsten Veränderungen an den Nieren und sind meist gutartig. In der Regel treten sie einzeln oder vereinzelt auf und verursachen keine Beschwerden. Man spricht dann von sogenannten einfachen Nierenzysten, die oft zufällig im Ultraschall entdeckt werden, zum Beispiel bei einer Vorsorgeuntersuchung. 

Ursachen und Symptome 

Die genaue Ursache von Nierenzysten ist nicht vollständig geklärt, sie treten jedoch häufiger im höheren Lebensalter. Bei Menschen über 50 hat etwa jeder Zweite mindestens eine Zyste in der Niere. Diese Zysten sind von einer dünnen Wand umgeben, enthalten klare Flüssigkeit und stehen nicht im Zusammenhang mit Tumoren. Kleine Zysten verursachen meist keine oder nur geringe Beschwerden. Größere Zysten (ab etwa 5 cm) können jedoch Druck auf umliegendes Gewebe ausüben und so ein Ziehen in der Flanke hervorrufen. Komplikationen wie Einblutungen, Infektionen oder ein Zystenriss kommen nur selten vor. 

Diagnose und Behandlung 

Die Diagnostik erfolgt meist per Ultraschall; zur genaueren Beurteilung kann ergänzend eine CT- oder MRT-Untersuchung durchgeführt werden. Die Behandlung richtet sich nach dem Beschwerdebild. Beschwerdefreie Zysten erfordern keine Therapie, sollten jedoch alle 6 bis 12 Monate per Ultraschall kontrolliert werden. Symptomatische Zysten lassen sich punktieren und entleeren; in einigen Fällen wird zusätzlich ein sklerosierendes Mittel eingespritzt, um die Wand der Zyste zum Schrumpfen zu bringen. In seltenen Fällen, etwa bei wiederkehrenden Beschwerden oder sehr großen Zysten, kann eine operative (laparoskopische) Entfernung sinnvoll sein. 

Nierenfehlbildungen 

Nierenfehlbildungen sind angeborene Entwicklungsstörungen der Nieren, die bereits vor der Geburt entstehen und in ihrer Ausprägung stark variieren können. Sie zählen zu den häufigsten Fehlbildungen des Harntrakts und können einzeln oder beidseitig auftreten. Manche dieser Veränderungen bleiben ein Leben lang unbemerkt, andere führen bereits im Kindesalter zu Beschwerden oder Funktionsstörungen. Zu den häufigsten Formen zählen das vollständige Fehlen einer oder beider Nieren, eine verkleinerte Niere oder eine Beckenniere (bei der die Niere tiefer als üblich liegt).  

Symptome 

Die Symptomatik richtet sich stark nach Art und Ausmaß der Fehlbildung. Viele Fehlbildungen bleiben symptomlos und werden nur zufällig entdeckt. Andere können wiederkehrende Harnwegsinfektionen, Harnabflussstörungen, Bluthochdruck oder im schlimmsten Fall eine eingeschränkte Nierenfunktion verursachen. Kinder mit komplexeren Fehlbildungen zeigen mitunter früh Wachstumsstörungen oder Blasenprobleme. 

Diagnose und Behandlung 

Die Diagnose erfolgt häufig bereits im Rahmen der pränatalen Ultraschalluntersuchung oder im Neugeborenen- bzw. frühen Kindesalter. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT ermöglichen eine genaue Beurteilung der anatomischen und funktionellen Gegebenheiten. Blut- und Urinuntersuchungen liefern zusätzlich Hinweise auf Infektionen oder Funktionsverluste. Je nach Art der Fehlbildung und den damit verbundenen Beschwerden legt der Arzt die geeignete Therapie fest. Leichte Formen benötigen oft keine Behandlung, sondern nur regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Harnabflussstörungen lassen sich operativ korrigieren, etwa durch eine Nierenbeckenplastik bei Abflussverengungen. Auch bei doppelten Harnleitern oder Reflux kann eine operative Korrektur notwendig werden. Bei schwerwiegenden beidseitigen Fehlbildungen kann langfristig eine Nierenersatztherapie (Dialyse, Nierentransplantation) erforderlich sein.  

Insgesamt lassen sich viele Nierenfehlbildungen bei frühzeitiger Erkennung gut kontrollieren, manche heilen sogar vollständig aus oder werden nie behandlungsbedürftig. Entscheidend ist eine gezielte und individuell angepasste medizinische Betreuung.