Kinderurologie

Die Kinderurologie ist ein Teilgebiet der Urologie, das sich speziell mit urologischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen befasst – also mit Störungen und Erkrankungen der Nieren, Harnleiter, Blase, Harnröhre und der äußeren Geschlechtsorgane. Da sich das Urogenitalsystem von Kindern anatomisch und funktionell deutlich von dem von Erwachsenen unterscheidet, braucht es spezialisierte Kenntnisse und oft auch andere Behandlungsansätze. 

Hypospadie  

Eine Hypospadie ist eine angeborene Fehlbildung der Harnröhre bei Jungen, bei der sich die Harnröhrenöffnung (Meatus) nicht an der Spitze der Eichel, sondern weiter unten am Penis befindet, z.B. am Penisschaft, am Hodensack oder im Dammbereich. Jeder 300. männliche Neugeborene ist davon betroffen, und eine chirurgische Korrektur ist in den meisten Fällen erfolgreich möglich. Dabei wird die Harnröhrenöffnung an die korrekte Stelle (Eichelspitze) verlagert und, falls nötig, eine Begradigung des Penis vorgenommen. 

Phimose 

Eine Phimose bezeichnet eine Verengung der Vorhaut des Penis, bei der sich diese nicht oder nur teilweise über die Eichel zurückziehen lässt. Sie ist bei kleinen Jungen häufig und in den meisten Fällen harmlos, in bestimmten Fällen kann aber eine Behandlung erforderlich sein. Die physiologische Phimose ist bei fast allen Neugeborenen Normalzustand und löst sich meist von selbst bis zum Schulalter. Solange keine Beschwerden auftreten, ist keine Behandlung nötig. Die pathologische Phimose tritt nach dem Kleinkindalter auf oder bleibt bestehen und muss behandelt werden. Zunächst wird versucht, die Verengung mit kortisonhaltigen Salben zu lösen. Sollte das nicht funktionieren, wird ein chirurgischer Eingriff (Teilbeschneidung oder Beschneidung) nötig.  

Hodenhochstand 

Der Hodenhochstand (Maldescensus testis) ist eine angeborene Fehlstellung des Hodens, bei der einer oder beide Hoden nicht im Hodensack (Skrotum) liegen, sondern sich z. B. im Leistenkanal oder im Bauchraum befinden. Er handelt sich um die häufigste urologische Fehlbildung bei neugeborenen Jungen. Sollte der Hoden bis zum 6. Lebensmonat nicht in den Hodensack gewandert sein, wird spätestens bis zum 12. Lebensmonat eine Behandlung empfohlen. Erfolgt diese nicht, erhöht sich im späteren Leben das Risiko für Unfruchtbarkeit oder Hodenkrebs. Die sogenannte Orchidopexie gilt als Standardbehandlung, dabei wird der Hoden in den Hodensack verlagert und dort fixiert.  

Angeborene Fehlbildungen der Harnwege 

Dazu zählen u.a. die sogenannte Ureterabgangsstenose – eine Verengung am Übergang von Niere zum Harnleiter –, die Doppelniere, der Doppelharnleiter sowie die Blasenekstrophie, also eine bei Geburt offene Blase. Je nach Befund kommen konservative oder operative Therapien infrage, die individuell mit dem Facharzt abgestimmt werden. 

Bettnässen  

Die Behandlung von Bettnässen (Enuresis nocturna) richtet sich nach der Ursache, dem Alter und der Belastung des Kindes. Es ist ein sehr häufiges und gut behandelbares Problem im Kindesalter. Wichtig: Es ist keine „Schuld“ des Kindes, sondern meist eine Reifungsverzögerung der Blasensteuerung, eine nächtliche Überproduktion von Urin oder ein sehr tiefes Schlafverhalten. Einfache Methoden wie der Toilettengang vor dem Schlafengehen, das Reduzieren der Flüssigkeitsaufnahme am Abend oder eine sogenannte Klingelhose können das Problem oft schon beheben. Auch medikamentöse Therapien, die die Urinproduktion reduzieren, können helfen. Hier kann es nach dem Absetzen jedoch zu Rückfällen kommen.