So prägt Korea die Zukunft der Beauty

8. April 2025

Judith Cyriax

  • Ästhetische Chirurgie & Dermatologie
  • Beauty

So prägt Korea die Zukunft der Beauty

Facelifts ohne sichtbare Narben, Skinbooster, die Hautalterung neu definieren: Beim German-Korean Aesthetic Face Meeting 2025 in München präsentierten führende Plastische Chirurgen und Dermatologen spannende Entwicklungen und Innovationen

Mit

Dr. med. Caroline Kim

München war Gastgeber des ersten German-Korean Aesthetic Face Meeting – ein internationales Spitzentreffen der weltweit führenden Plastischen Chirurgen und Dermatologen aus Südkorea, Deutschland, dem europäischen Ausland und den USA. Denn die Zukunft der ästhetischen Medizin beginnt jetzt – und viele der neuesten Entwicklungen und Trends kommen aus Südkorea, dem globalen Innovationsführer in diesem Bereich. Federführend bei diesem Get-Together war Dr. Caroline Kim, Plastisch-Ästhetische Chirurgin und Member des PREMIUM MEDICAL CIRCLE.

Ausschlaggebend war eine Reise von Dr. Kim im November 2024 nach Seoul zum Kongress der Koreanischen Gesellschaft für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie. Dort initiierte sie gemeinsam mit Prof. Dr. Lukas Prantl, Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie, das „Memorandum of Understanding“ zwischen der Koreanischen Fachgesellschaft für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie sowie der Deutschen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie.

Ein absolutes Novum, denn Südkorea geht zum ersten Mal in diesem Bereich einen Zusammenschluss mit einem europäischen Land ein. „Südkorea ist weltweit der Taktgeber in der ästhetischen Medizin – sei es in der plastischen Chirurgie, der Dermatologie oder durch technologischen Fortschritt,“ so Dr. Caroline Kim. „Daher ist es für uns Fachärzte in Deutschland wichtig, über den Tellerrand hinauszublicken und über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben“.

Und so schuf die engagierte Medizinerin mit diesem Meeting eine Plattform, die den interkulturellen Austausch fördert, den Dialog zwischen Experten ermöglicht und Raum für neue Kooperationen schafft. Mit den führenden Experten aus Korea, Kollegen aus Europa und den USA, aber auch mit weiteren Mitgliedern des PREMIUM MEDICAL CIRCLE wie Dr. Juliane Bodo, Dr. Susanne Steinkraus, Dr. Neda Nabavi und Dr. Wolfgang Funk.


Jongseo Kim, Roy Kim, Dr. Caroline Kim

Dr. Jongseo Kim, Dr. Roy Kim und Dr. Caroline Kim

Südkorea: Vorreiter in der Ästhetik

Südkorea gilt international als Vorreiter in der ästhetischen Medizin und Kosmetikindustrie. Mit einem Marktwert von über 10 Milliarden US-Dollar ist die koreanische Schönheitsindustrie weltweit führend. Im Gegensatz zu Deutschland gehören Schönheitsoperationen dort schon lange zum Alltag. Allein in Seoul soll es mehr als 500 Kliniken geben – die großen Kliniken sogar alle im In-Stadtteil Gangnam, wo sie mittlerweile die Flagship-Stores großer Luxusmarken verdrängen.

Diese Masse und Vielfalt an Kliniken und Ärzten ist jedoch nicht der einzige Unterschied zu Deutschland: „In Korea sind ästhetische Eingriffe ganz normal. Man spricht darüber, denn es ist ein wichtiges Sozialprestige, sich das leisten zu können“, erklärt Dr. Roy Kim, Plastisch-Ästhetischer Chirurg aus San Francisco und Gast sowie Speaker beim German-Korean Aesthetic Face Meeting.

„Wer gut aussieht, hat mehr Erfolg. Sei es im Job oder in der Liebe. Es ist also recht üblich, dass Patien:innen schon in sehr jungen Jahren anfangen, ihr Aussehen zu verändern“, so Dr. Roy Kim. Ein wenig Filler in den Lippen und Botox in die Stirn, das lässt sich prima in die Mittagspause integrieren. Doch auch ein Lidlifting oder eine Nasenkorrektur ist schnell gemacht.

Dr. Roy Kim: „In Korea stört es beispielsweise niemanden, mit offensichtlichen Post-OP-Anzeichen wie auffälligen Nähten rund ums Auge zum Lunch zu gehen“. Kein Wunder also, dass in Korea proportional die meisten Eingriffe, ob invasiv oder minimalinvasiv, durchgeführt werden. „Plastische Operationen, auch solche mit drastischen Veränderungen, werden viel mehr gewünscht als bei uns, wo die Natürlichkeit an erster Stelle steht“, erklärt Dr. Caroline Kim. Dazu kommt, dass in Deutschland ästhetische Eingriffe immer noch sehr privat sind, die Frage danach, wann man wieder gesellschaftsfähig ist, spielt eine nicht unbedeutende Rolle.

Auch die Schönheitsideale unterscheiden sich sehr – steht in Deutschland eine definierte Jawline, also ein straffes Gewebe ohne Hängebäckchen oder Doppelkinn im Vordergrund, dann ist es in Korea ein V-förmiges Gesicht mit zarten Zügen und einem hellen Teint.

Dr. Caroline Kim: „In Deutschland ist primär das Beheben von Alterungserscheinungen die Grundlage für die Chirurgie. Im Gegensatz zu Korea, denn hier liegt klar der Wunsch nach Veränderung im Vordergrund." Und so wird sich der Trend des „V-Shape-Gesichts-Contouring“ (u.a. wird Knochen am Unterkiefer abgetragen) laut Expertin hier wohl eher nicht durchsetzen.


Alexis Verpaele mit Ji Yeoun Shin

Dr. Alexis Verpaele und Dr. Ji Yeoun Shin

Die vier wichtigsten Schönheitstrends für 2025

In hochkarätigen Panels, Workshops und Expertenrunden wurde mit den Speakern sowie Teilnehmern über die zentralen Entwicklungen sowie Trends der Branche national, aber auch international diskutiert. Dabei kristallisierten sich diese vier Hauptthemen als absolute Gamechanger im Bereich der ästhetischen Schönheit heraus:

Trend 1: Hightech-Geräte

Statt allein auf Botox und Filler zu setzen, rückt die regenerative Medizin immer stärker in den Fokus. Dr. Gun Young Ahn aus Südkorea demonstrierte neue Radiofrequenz-Methoden, die durch gezielte Kollagen-Stimulation eine effektive Hautstraffung und Verjüngung ermöglichen – mit kürzeren Ausfallzeiten und natürlicheren Ergebnissen.

Dr. Young Ahn ist vor allem als Erfinder der Agnes- und DoubleTite- Technologie bekannt geworden: Beim Agnes-Treatment werden spezielle kleine Nadeln in die oberste Hautschicht geführt, kurzzeitig auf 70 bis 80°C erhitzt, wodurch sie Radiofrequenzenergie an das umliegende Gewebe abgeben. Die Radiofrequenzenergie regt die Kollagenneubildung an und lässt Fettzellen schrumpfen. Zusätzlich ziehen sich durch die Wärmeeinwirkung die Kollagenfasern zusammen, die Haut erneuert sich von innen heraus und strafft sich.

DoubleTite ist ein Gerät, welches drei hoch effektive Behandlungen miteinander kombiniert – Microneedling, Radiofrequenz-Therapie und die Mesotherapie. All das zusammen sorgt für eine signifikante Verjüngung und Verbesserung der Hautqualität. Die koreanische Dermatologin Dr. Shin Ji-Yeoun zeigte wiederum, wie präzise und schnell mit den revolutionären Needleless Injectors Wirkstoffe in die Haut eingeschleust werden können. Ganz ohne Nadeln und ohne anschließende Ausfallzeit.

Trend 2: Facelifting 2.0 - Natürlichere Ergebnisse durch modernste Techniken

Die Entwicklung von Facelift-Techniken hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Moderne Facelifts, wie sie Dr. Alexis Verpaele aus Belgien präsentierte, ermöglichen eine verbesserte Volumenverlagerung und länger anhaltende Ergebnisse. „Dr. Verpaele hat als erster Plastisch-Ästhetischer-Chirurg das Facelift mit dem Einsatz von Nanofett kombiniert“, erklärt Dr. Caroline Kim.

Der Benefit? Während das Facelift das Gesicht deutlich strafft und dadurch oft in seine „ursprüngliche“ Form bringt, sorgt die Unterspritzung mit Nanofett dafür, dass im Mittelgesicht Volumen aufgebaut wird, es also nicht zu den typisch „operierten“ Zügen kommt, bzw. das Gesicht flach und eindimensional wirkt. „Kombibehandlungen sind für mich einer der wichtigsten Trends in unserem Fachbereich, um möglichst natürliche Ergebnisse zu erzielen“, so die Expertin.


Beautybehandlung

Im Trend: Behandlungen mit Hightech-Geräten


Trend 3: KI für den Praxisalltag

„AI wird unsere tägliche Arbeit in der ästhetischen Medizin revolutionieren – von der Patientenberatung bis zur Behandlungsplanung“, betonen Dr. Roy Kim aus San Francisco und Dr. Sangmun Choi aus Seoul, die sich intensiv mit der Rolle von KI in der plastischen Chirurgie beschäftigen.

„AI-gestützte Simulationen ermöglichen es Ärzten und Patienten, Ergebnisse genauer vorherzusagen und individueller zu planen, sowie den Praxisalltag erheblich effizienter zu gestalten. Auch Befunde können schneller analysiert werden“, berichtet Dr. Caroline Kim. „Leider spielt in Deutschland wie im europäischen Ausland KI in den Praxen noch keine große Rolle, doch auch hier können wir diesen Prozess durch einen internationalen Austausch sicher beschleunigen und uns gegenseitig inspirieren“, so die Ärztin weiter.


Trend 4: K-Beauty - Wirkstoffe und Skinbooster


K-Beauty bleibt der Innovationsmotor der Hautpflege und minimalinvasiven Ästhetik. Im Fokus stehen dabei hochwirksame Inhaltsstoffe wie beispielsweise Polynukleotide, die die Haut durchfeuchten und die Kollagenneubildung forcieren, während Exosomen für die Regeneration eingesetzt werden, beschädigte Hautzellen reparieren, sowie über entzündungshemmende Eigenschaften verfügen.



Für mehr Volumen und ein glatteres Hautbild sorgt dagegen Polymilchsäure, die in die Haut injiziert wird. Generell liegt der Fokus auf Kombinations-Skinboostern, die die Hautqualität nachhaltig verbessern und als sanfte, aber effektive Alternativen zu invasiveren Methoden gelten. Das gilt nicht nur für das Gesicht, laut Dr. Caroline Kim wird es in Zukunft auch minimalinvasive Skinbooster zur Straffung der Körperhaut geben.

Was verspricht sich Dr. Caroline Kim nun von diesem außergewöhnlichen Zusammenschluss? „Deutschland hat ähnlich wie Südkorea, sehr große Stärken und Qualitäten in diesem Fachbereich. Die Zusammenarbeit bedeutet eine gegenseitige Inspiration, die Möglichkeit gemeinsame wissenschaftliche Veranstaltungen aufzubauen und sich gemeinsam weiter zu entwickeln. Jungen Ärzten sollte zusätzliche die Chance für Austausch-Optionen gegeben werden“.


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