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9. Juli 2025
Margit Hiebl
1982 löste die Hollywood-Ikone Jane Fonda einen Fitness-Hype aus, der bis heute nachwirkt. Wie Ihr das gelang ...
Wir schreiben das Jahr 1982, genauer den 25. April. Es ist der Tag, der die Geschichte der Körperertüchtigung für immer verändern wird: Jane Fonda’s Workout kommt in die Videotheken. Die zu dem Zeitpunkt bereits zweifache Oscar-Preisträgerin und mehrfache Golden-Globe-Gewinnerin löst mit dem Video – dem noch 22 weitere folgen werden – einen Fitness-Hype aus, der bis heute nachwirkt. Mit 45 Jahren wird die Hollywood-Ikone, Friedenaktivistin, Bürgerrechtskämpferin und Umweltschützerin zur Vorturnerin der ganzen Welt. Und zwar in erster Linie für Frauen. Zum ersten Mal war damit allen Fitnesstraining zugänglich – jederzeit und überall.
Geradezu revolutionär, vor allem in den USA, wo kompetitiver Tradition hatte und Gyms vorrangig für Männer da waren. In einer Zeit, in der Boxen und Bodybuilding als ultimative Formen der Körperertüchtigung galten. Jane Fondas explosive Aerobic-Mischung aus Ballett, Tanz und Ausdauertraining, durchchoreografiert, unterlegt mit Disco-Beats und knackigen Kommandos, riss alle von der Couch. Weltweit. Das führte ganz nebenbei auch zu einer modischen Revolution: Im Streetstyle ging bald nichts mehr ohne quietschbunte Legwarmer, Stirnband, hautenge Bodys und Leggings.
So gelang ihr eine nie zuvor dagewesene Kommerzialisierung von Fitness. Ihre Videos verkauften sich über 17 Millionen mal, ergänzt durch Bücher, (damals noch) Schallplatten und das entsprechende Equipment – von Outfits bis Hanteln. Ihr Aerobic-Imperium wurde auf seinem Höhepunkt auf 600 Millionen Dollar geschätzt. Mit den Erlösen aus ihren Trainingsvideos und Franchisemodellen finanzierte sie ihren politischen Aktivismus und den ihres damaligen Mannes, dem Politiker Tom Hayden. Und selbst ihr Fitnesseinsatz wirkte sich gesellschaftlich aus: Jane Fonda etablierte ein neues Gesundheitsbewusstsein.
Darüber hinaus Women Empowerment, indem sich Frauen stärker fühlen, treten sie anders auf und starten mit diesem Mindset vielleicht sogar ihr eigenes Fitness-Business. Das skinny Körperideal aber, das sie damit auch prägte, brachte ihr später viel Kritik ein – was sie einsah. Nicht zuletzt, weil sie selbst 30 Jahre an Bulimie gelitten hat.
Auch wenn es den Anschein erweckt, erfunden hat Jane Fonda „Aerobic“ nicht. Die Wortschöpfung aus den griechischen Bezeichnungen für Luft (aero) und Leben (bios) und damit die Fitnessübungen gehen auf den amerikanischen Fliegerarzt und Sportmediziner Kenneth H. Cooper zurück. Dieser veröffentlichte 1968 das Buch Aerobics, in dem er Anleitungen zur Leistungssteigerung gab. Fünf Jahre später publizierte er den Bestseller Bewegungstraining für die Frau. Cooper machte sich bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren für stark – und stieß dabei auch auf viel Kritik. So befürchteten einige, Frauen könnten beim Joggen ihre Gebärmutter verlieren, während männliche Jogger angeblich an plötzlichem Herztod sterben könnten.
Der Aerobic-Erfinder läuft heute noch regelmäßig – mit 94 Jahren. Und auch Jane Fonda hat bis heute nichts an Stärke eingebüßt: Mit 87 Jahren steht sie weiterhin vor der Kamera und lässt sich bei Klimaprotesten verhaften, für die sie sich fit hält. Zum Beispiel mit ihren Ultimate Workouts, die sie unlängst für Seniorinnen und Senioren veröffentlicht hat, auch zum Downloaden. Mit derselben Entschlossenheit wie früher, aber mit Augenzwinkern. Darauf ein paar Kniebeugen – natürlich mit pinkfarbenen Legwarmers!