© Kate Robinson
Kate Robinson verbindet fundiertes wissenschaftliches Know-how mit somatischen Methoden und evidenzbasierten Körper-Geist-Praktiken
3. Juli 2025
Moira Hammes
Kate Robinson ist traumasensible Atemtherapeutin, Breathwork-Trainerin und Gründerin der App Pranabeat. Im Interview mit Premium Medical Circle verrät sie, wie gezielte Atemtechniken das Wohlbefinden nachhaltig stärken können
Neben Meditation und vielen weiteren Entspannungstechniken wird Breathwork, zu Deutsch Atemübungen, immer beliebter. Denn Breathwork kann nachweislich das mentale und physische Wohlbefinden steigern. Ergebnisse verschiedener klinischer Studien, unter anderem an der Stanford University, haben gezeigt, dass eine regelmäßige Breathwork-Praxis positive Auswirkungen auf das Cortisol-Level, die Herzfrequenz-Variabilität, den Blutdruck und sogar den VO2max-Wert haben kann. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff Breathwork und wie können die Atemtechniken im Alltag angewendet werden?
Wir haben mit Kate Robinson gesprochen, die als traumasensible somatische Therapeutin nicht nur Breathwork-Sessions anleitet, sondern auch sogenannte Breathwork Facilitator in international anerkannten Ausbildungsprogrammen schult.
Mit ihrem Hintergrund in Angewandten Medizinischen Wissenschaften und Psychologie verbindet sie fundiertes wissenschaftliches Know-how mit somatischen Methoden und evidenzbasierten Körper-Geist-Praktiken. Darüber hinaus hat sie die App PRANABEAT entwickelt, die es ermöglicht, jederzeit und überall auf geführte Breathwork-Sessions zu unterschiedlichsten Themen zuzugreifen.
"Schon durch kleine Veränderungen in der Atmung lassen sich unterschiedliche Reaktionen im Nervensystem hervorrufen," so Kate Robinson
Was versteht man unter Breathwork?
Breathwork bezeichnet die bewusste Arbeit mit dem eigenen Atem. Obwohl es zahlreiche verschiedene Methoden gibt, geht es im Kern immer darum, das eigene Atemmuster gezielt zu verändern, um das körperliche, geistige und emotionale Befinden positiv zu beeinflussen. Bewusstes Atmen ermöglicht es uns, das autonome Nervensystem zu beeinflussen, jenes System, das beispielsweise Herzschlag, Verdauung und den Umgang mit Stress steuert.
Die besondere Stärke von Breathwork liegt in der Vielseitigkeit: Schon durch kleine Veränderungen in der Atmung lassen sich unterschiedliche Reaktionen im Nervensystem hervorrufen. So kann man beispielsweise durch bestimmte Atemtechniken Konzentration und Energie steigern oder gezielt Stress abbauen und sich beruhigen. Breathwork ist ein äußerst zugängliches und effektives Werkzeug zur Selbstregulation.
Ist Breathwork für jede:n geeignet?
Ja, grundsätzlich kann jeder Breathwork praktizieren, da es für jede Person und jede Lebenslage passende Methoden gibt. Wichtig ist jedoch, die Wahl der Atemtechnik an die eigene Gesundheit und aktuelle Situation anzupassen. Beispielsweise sind während einer Schwangerschaft oder bei starkem Stress und Angstzuständen sanfte, beruhigende Atemübungen besonders empfehlenswert. Die Vielfalt an Breathwork-Formen ermöglicht es, immer eine sichere und effektive Methode zu finden – unabhängig davon, wo man gerade stehst.
Wie und wo kann man am besten mit Breathwork beginnen?
Der beste Zeitpunkt, um zu starten, ist jetzt – schon wenige Minuten bewussten Atmens können den eigenen Zustand verändern und sich besser fühlen lassen. Breathwork ist in den letzten Jahren immer zugänglicher und beliebter geworden, sodass es viele Möglichkeiten gibt, es auszuprobieren.
Man kann geführte Sessions online finden, Apps, die strukturierte Übungen anbieten wie PRANABEAT nutzen, oder an Live-Kursen mit ausgebildeten Trainer:innen teilnehmen. Ob zuhause, im Yogastudio oder unterwegs – es gibt immer eine Möglichkeit, Breathwork in das eigene Leben zu integrieren.
Je nach Atemmuster kann man Körper und Geist unterschiedlich lenken:
Für mehr Energie und Fokus: Es empfiehlt es sich hier, kurze, kraftvolle Atemzüge durch die Nase zu nehmen – beispielsweise beim sogenannten „Espresso-Atmen“. Diese schnelle Atemtechnik aktiviert das sympathische Nervensystem und steigert die Wachsamkeit.
Für innere Balance kann man die Kohärenzatmung praktizieren, indem jeweils 5 Sekunden ein- und ausgeatmet wird. Dadurch werden beide Anteile des Nervensystems in Einklang gebracht und ein Zustand ruhiger Klarheit geförder
Zur Entspannung atmet man sanft ein und verlängert bewusst die Ausatmung, etwa indem man 4 Sekunden ein- und 8 Sekunden ausatmet. So wird das parasympathische Nervensystem aktiviert und der Körper beim Umschalten in den Ruhe- und Erholungsmodus unterstützt.
Bereits wenige Minuten dieser Techniken können die mentale Verfassung spürbar verbessern. Es ist, als hätte man eine Fernbedienung für das Nervensystem direkt unter der Nase.