Rhodiola rosea im Hormon-Check: Wirkung auf Cortisol, Testosteron & Co.

© Laura Paredis

Rosenwurz (Rhodiola rosea reguliert diverse hormonelle Prozesse

25. Juni 2025

Hanja Niederhammer

  • Health
  • Frauengesundheit

Rhodiola rosea im Hormon-Check: Wirkung auf Cortisol, Testosteron & Co.

Vom Naturheilmittel zum Forschungsthema: Rhodiola rosea beeinflusst nicht nur Stresshormone wie Cortisol, sondern auch Prozesse rund um Testosteron, Östrogen - und sogar die Schilddrüsenfunktion. Wissenschaftliche Studien belegen die Wirkung der Pflanze

Vom Naturheilmittel zum Forschungsthema: Rhodiola rosea beeinflusst nicht nur Stresshormone wie Cortisol, sondern auch Prozesse rund um Testosteron, Östrogen - und sogar die Schilddrüsenfunktion. In diesem Artikel zeigen wir, was die Forschung dazu bisher herausgefunden hat.

Was ist Rhodiola rosea?

Seit Jahrhunderten gilt Rhodiola rosea, auch bekannt als Rosenwurz, als bewährtes Mittel gegen Stress und hormonelle Ungleichgewichte. Die Pflanze enthält natürliche Wirkstoffe mit adaptogener Wirkung - sie helfen dem Körper, besser mit physischen und psychischen Belastungen umzugehen.

Heute ist Rosenwurz meist als standardisierter Extrakt oder in Kapselform erhältlich und wird zunehmend auch begleitend in der modernen Medizin eingesetzt.

Wie wirkt Rhodiola rosea auf unsere Hormone?

Rhodiola rosea beeinflusst hormonelle Prozesse wie Cortisol-, Schilddrüsen- und Sexualhormone und kann Neurotransmitter wie Serotonin und Dopamin erhöhen. Die Pflanze wirkt stimmungsstabilisierend, energiefördernd und regulierend auf den Hormonhaushalt.


Die bekannteste Wirkung von Rhodiola rosea ist ihr stressausgleichender Effekt - und genau darüber nimmt sie Einfluss auf unsere Hormone. Denn Stress ist nicht nur ein emotionaler Zustand, sondern wirkt direkt auf das hormonelle Gleichgewicht im Körper. Die Rosenwurz-Wirkung auf Hormone zeigt sich dabei besonders im Zusammenspiel mit zentralen Steuerachsen wie der HPA-Achse.

Die Bedeutung der HPA-Achse

Über die sogenannte HPA-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse) beeinflusst anhaltender Stress die Ausschüttung von Hormonen, wirkt sich auf den Zyklus, die Libido oder den Schlafrhythmus aus und kann langfristig zu einer hormonellen Dysbalance führen.

Wie die Rosenwurz-Inhaltsstoffe auf unsere Hormone wirken

Die indirekte hormonelle Wirkung von Rhodiola rosea lässt sich nicht auf einen einzelnen Wirkstoff zurückführen - sie beruht auf dem fein abgestimmten Zusammenspiel mehrerer biologisch aktiver Substanzen.

Inhaltsstoff: Salidrosid

Wirkung im Zusammenhang mit Hormonen: Schützt die Zellen vor stessbedingtem Schaden, reguliert die Cortisol-Ausschüttung und unterstütz die HPA-Achse.

Inhaltsstoff: Rosavin

Wirkung im Zusammenhang mit Hormonen: Wirkt stimmungsaufhellend und fördert die Serotonin-Ausschüttung, beeinflusst so indirekt die hormonelle Balance.

Inhaltsstoff: Rosarin

Wirkung im Zusammenhang mit Hormonen: Unterstützt antioxidative Prozesse, kann zur Stabilisierung der Stressantwort beitragen.

Inhaltsstoff: Kolophonium

Wirkung im Zusammenhang mit Hormonen: Wird mit neuroendokriner Modulation in Verbindung gebracht, u. a. bei Stress und Erschöpfung.

Inhaltsstoff: Tyrosol

Wirkung im Zusammenhang mit Hormonen: Antioxidativ wirksam, wirkt schützend auf hormonbildende Zellen, vor allem bei oxidativem Stress.

Das Zusammenspiel macht den Unterschied

Entscheidend ist nicht die isolierte Wirkung einzelner Bestandteile, sondern ihre synergetische Kraft: Als Adaptogen unterstützt Rhodiola rosea die Fähigkeit des Körpers, hormonelle Balance unter Belastung zu wahren. Dabei wirkt sie nicht wie ein Hormon, sondern hilft dem Organismus, sein eigenes Gleichgewicht wiederzufinden.

Was bedeutet adaptogene Wirkung?

Die Inhaltsstoffe des Rhodiola rosea wirken adaptogen, das heißt: Sie helfen dem Körper, seine hormonelle Balance unter Stressbedingungen aufrechtzuerhalten - ohne selbst hormonell zu wirken.

So wirkt Rhodiola rosea auf einzelne Hormonsysteme

Nach dem Prinzip der Adaptogene unterstützt Rhodiola rosea den Körper dabei, unter Stress in hormoneller Balance zu bleiben. Doch was heißt das konkret?

Am besten belegt ist die Wirkung auf das Stresshormon Cortisol - hier liegen die meisten Studien vor. Doch auch andere hormonelle Bereiche geraten zunehmend in den Fokus der Forschung: etwa das männliche Sexualhormon Testosteron, das weibliche Östrogen und sogar die Schilddrüse als zentrales Steuerorgan im Hormonsystem. Ein genauerer Blick auf diese Zusammenhänge zeigt, wie vielseitig Rhodiola roseas Wirkung auf Hormone tatsächlich sein kann.

Rhodiola rosea: Wirkung auf Cortisol

Rhodiola rosea wird in der modernen Phytotherapie nicht ohne Grund als „Anti-Stress-Pflanze“ bezeichnet. Denn eine der am besten belegten Wirkungen von Rhodiola rosea betrifft das Stresshormon Cortisol - genauer gesagt: ihre Fähigkeit, Cortisol zu regulieren.


Welche Wirkung hat Rhodiola rosea auf den Cortisol-Spiegel?

Unter Belastung aktiviert der Körper die sogenannte HPA-Achse - eine hormonelle Reaktionskette, die zur Ausschüttung von Cortisol führt. Dieses Hormon macht kurzfristig wach und leistungsfähig, kann bei Dauerstress aber Körper und Psyche aus dem Gleichgewicht bringen.

Genau hier zeigt sich die Wirkung von Rosenwurz auf Cortisol: Inhaltsstoffe wie Salidrosid regulieren die HPA-Achse und helfen, eine übermäßige Cortisolausschüttung zu dämpfen.

Faktencheck - aus der Wissenschaft

In einer vielzitierten Doppelblindstudie mit Patienten, die unter stressbedingter Erschöpfung litten, zeigte sich: Nach vier Wochen Rhodiola-Einnahme (576 mg täglich) war die Cortisolreaktion beim Aufwachen - ein zentraler Marker der HPA-Achse - deutlich abgeschwächt. Gleichzeitig verbesserten sich mentale Leistungsfähigkeit und subjektives Stressempfinden spürbar. Die Autoren schließen: Rosenwurz kann dabei helfen, Cortisol zu senken, ohne das Stresssystem komplett zu blockieren.

Rhodiola rosea & Testosteron: Wie die Pflanze unterstützen könnte

Stress macht nicht nur müde - er kann auch den Testosteronspiegel senken. Das männliche Sexualhormon wird in den Leydig-Zellen der Hoden gebildet, die unter körperlichem oder psychischem Stress besonders anfällig für Schäden sind.

In präklinischen Studien wurde untersucht, ob Rhodiola rosea (Rosenwurz) hier eine schützende Rolle spielen könnte. Dabei zeigte sich, dass bestimmte Pflanzenstoffe unter Stressbedingungen möglicherweise dazu beitragen, oxidative Zellschäden zu reduzieren und die Energieversorgung der Leydig-Zellen zu stabilisieren.


Eine mögliche wichtige Wirkung von Rhodiola rosea auf die Hormone zeigt sich hier besonders im Zusammenhang mit Testosteron: Durch den Zellschutz und die stabilisierte Energieversorgung könnte ein Umfeld entstehen, das die Testosteronproduktion begünstigt.

Ein Blick auf die Studienlage

In einer aktuellen Laborstudie (2024) wurden Leydig-Zellen unter Sauerstoffmangel, also Stressbedingungen, untersucht. Mit Rhodiola-Polysacchariden behandelte Zellen schütteten deutlich mehr Testosteron aus und zeigten zugleich weniger oxidative Zellschäden.

Die Erklärung: Rhodiola schützt die Zellen vor Stress, indem es antioxidativ wirkt und die zelluläre Energieproduktion stabilisiert. So kann die normale Hormonproduktion aufrechterhalten werden.

Während in-vitro-Ergebnisse vielversprechend sind, zeigte eine placebokontrollierte Studie an gesunden Männern keine Erhöhung des Testosterons im Ruhezustand und somit keine Auswirkung auf ihre Libido. Eine umfassende Review von 2022 legt jedoch nahe, dass Rhodiola insbesondere dann wirkt, wenn Stress die Hormonbalance stört - also eher ausgleichend statt pauschal steigernd.

Rosenwurz & Wechseljahre: Was die Pflanze leisten kann - und was nicht

Im Gegensatz zu pflanzlichen Östrogenen wie Traubensilberkerze oder Soja-Isoflavonen bindet Rhodiola rosea nicht direkt an Östrogenrezeptoren und wirkt nicht hormonell im klassischen Sinn. Die Pflanze ersetzt also kein Östrogen und greift auch nicht direkt in den Östrogenstoffwechsel ein.


Stattdessen zeigt sich Rhodiola roseas Wirkung auf Hormone auch hier vor allem über das hormonelle Stresssystem - die sogenannte HPA-Achse. Gerade in den Wechseljahren, wenn körperliche Veränderungen und psychischer Druck zusammenkommen, kann chronischer Stress typische Beschwerden wie Schlafstörungen, Reizbarkeit oder Erschöpfung verstärken.

Daher rückt Rosenwurz als natürlicher Helfer in den Wechseljahren zunehmend in den Fokus: Ihre adaptogenen Inhaltsstoffe, insbesondere Salidrosid, könnten helfen, übermäßige Stressreaktionen zu regulieren und das hormonelle Gleichgewicht zu entlasten - ganz ohne selbst hormonell zu wirken.

Faktencheck – was die Forschung zeigt

Studien weisen darauf hin, dass Rhodiola dabei unterstützt, bestimmte Östrogenrezeptoren zu aktivieren und so zelluläre Signalwege anstößt, etwa zur Verbesserung der Durchblutung. Fachlich heißt das: Aktivierung der NO-Synthase über ERα. Oder einfacher gesagt: Rhodiola hilft Zellen, besser zu funktionieren, ohne dabei den Körper mit Hormonen zu „übersteuern“.

Die Schilddrüse: Unterstützung für den Stoffwechselmotor 

Die Schilddrüse ist ein zentrales Steuerorgan im Hormonsystem. Sie produziert die Hormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin), die den Energieumsatz, Stoffwechsel und sogar die Stimmung beeinflussen. Gerät ihre Funktion aus dem Gleichgewicht - etwa bei einer Unterfunktion - können Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme oder depressive Verstimmungen die Folge sein.

Eine präklinische Studie aus dem Jahr 2022 untersuchte die Wirkung von Rhodiola rosea auf die Schilddrüse. Im Tierversuch wurde bei Ratten künstlich eine Schilddrüsenunterfunktion erzeugt und anschließend mit einem Rhodiola-Extrakt behandelt.

Das Ergebnis: Der Pflanzenwirkstoff, vor allem Salidrosid, senkte den erhöhten TSH-Wert (ein Marker für Unterfunktion) und steigerte die Schilddrüsenhormone T3 und T4 deutlich. In Kombination mit Jodid war der Effekt noch ausgeprägter.

Hilft Rhodiola rosea bei Schilddrüsen-Dysfunktionen?

Die Ansätze klingen vielversprechend - bewiesen ist es aber noch nicht. Die bisherigen Ergebnisse stammen aus Tierversuchen, klinische Studien am Menschen stehen noch aus. Wie Rhodiola rosea tatsächlich auf die Schilddrüse wirkt, ist also noch offen. Was aber klar ist: Wer an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet, sollte niemals allein auf pflanzliche Mittel setzen. Rhodiola kann unterstützend wirken - aber nur in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin.



Rhodiola rosea & Hormone: Was die Forschung insgesamt zeigt

Die Frage, ob Rhodiola rosea tatsächlich auf das Hormonsystem wirkt, lässt sich heute nicht mehr nur mit Erfahrungswissen beantworten. Mehrere Studien - etwa an Zellkulturen, isolierten Organen und Geweben - belegen eine Vielzahl adaptogener Eigenschaften, darunter neuroprotektive, kardioprotektive, angstlösende und stimmungsaufhellende Effekte.

Eine Übersichtsarbeit von 2022 kommt zu dem Schluss, dass Rhodiola-Präparate nicht nur die mentale Belastbarkeit steigern, sondern auch Stressachsen im Hormonsystem stabilisieren können - insbesondere wenn diese durch Dauerstress aus dem Gleichgewicht geraten sind.​

Ob Cortisol, Testosteron, Östrogen oder Schilddrüsenfunktion: Die Forschung liefert erste Hinweise auf regulierende Effekte - doch viele offene Fragen bleiben. Sicher ist: Rhodiola rosea hat sich vom traditionellen Heilmittel zu einem spannenden Forschungsfeld der modernen Pflanzenmedizin entwickelt.



Wie viel Rhodiola rosea ist sinnvoll - und wie lange?

Die Frage nach der richtigen Dosierung lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Studienlage zeigt aber klare Richtwerte - hier ein Überblick:

  • Tägliche Dosierung: In klinischen Studien wurden meist 340 bis 680 mg Rhodiola-Extrakt pro Tag eingesetzt - häufig über 4 bis 6 Wochen. Oft kam ein standardisierter Extrakt wie SHR-5 zum Einsatz.
  • Stressbedingte Erschöpfung: 576 mg täglich über 4 Wochen zeigten eine gedämpfte Cortisolreaktion und eine verbesserte mentale Leistungsfähigkeit.
  • Leichte Depressionen: Dosierungen von 340–680 mg täglich über 6 Wochen führten zu positiven Effekten auf Stimmung und Belastbarkeit.
  • Kurzzeit-Einsatz: Bei einmaliger Einnahme - z. B. vor Prüfungen - wurden 370–555 mg getestet. Auch hier verbesserten sich Konzentration und Stressresistenz kurzfristig.

Unser Fazit zur Dosierung von Rhodiola rosea (Rosenwurz): Die bisherige Forschung deutet darauf hin, dass 300–600 mg täglich, über mehrere Wochen und idealerweise morgens eingenommen, sinnvoll sein können. Wie bei allen pflanzlichen Präparaten gilt: Die Wirkung ist individuell verschieden - und sollte im Zweifel ärztlich begleitet werden.

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