Reishi-Pilze gegen Stress und Stimmungstiefs? Ein Faktencheck

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Dien Inhaltsstoffe des Reishi-Pilzes können eine beruhigende Wirkung erzielen

30. Juni 2025

Hanja Niederhammer

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Reishi-Pilze gegen Stress und Stimmungstiefs? Ein Faktencheck

Stärkt Reishi wirklich die Psyche? Wissenschaftliche Studien zeigen, wie der Vitalpilzes auf Gehirn und Nerven wirkt und z. B. Stress abbauen und den Schlaf verbessern kann

Adaptogen, Stimmungsaufheller, Stressblocker - Reishi gilt seit Jahrhunderten als Heilpilz. Doch was steckt wirklich hinter seinem Ruf? Dieser Artikel beleuchtet die Wirkung von Reishi auf die Psyche - von leicht verständlichen Erklärungen seiner biochemischen Wirkstoffe bis hin zu aktuellen Studienergebnissen. Was heute belegt ist, was noch offen bleibt - und warum sich ein genauer Blick lohnt.

Tradition & Tatsachen: Reishis uralte Kräfte im Fakten-Check

Reishi, auch bekannt als Ganoderma lucidum oder Lingzhi, steht in der traditionellen Medizin seit Jahrtausenden als echtes Allheilmittel im Ruf - vom adaptogenen Energieschub über nervenberuhigenden Stressausgleich bis zur Stärkung von Abwehr, Herz, Leber und seiner Wirkung auf die Psyche. Wer neu einsteigt, fragt sich schnell: Was ist belegt, und was beruht auf überlieferten Anekdoten?


Doch was davon ist heute wissenschaftlich belegt? Und was lässt sich mit modernen Studien tatsächlich nachweisen?

Aktuelle Forschung bringt Licht ins Dunkel: Sie liefert spannende, wenn auch mikrobiologisch komplexe, Hinweise aus Tiermodellen, welche Effekte greifen könnten. Das bleibt naturgemäß ein Teilergebnis, auf den Menschen lassen sich die Ergebnisse nicht eins zu eins übertragen. Doch die Befunde liefern einen vielversprechenden Hinweis darauf, wie Reishi auf unsere Psyche wirken könnte.

Reishi-Inhaltsstoffe: Wie sie auf unsere Psyche wirken

Flavonoide

Flavonoide sind natürliche Pflanzenstoffe, die man sich wie winzige Farbstoff-Moleküle vorstellen kann und die in vielen Früchten, Gemüse - und auch im Reishi-Pilz - stecken. Sie gehören zur Gruppe der Polyphenole und wirken im Körper als Antioxidantien: Sie können Entzündungen hemmen und greifen gezielt an Enzymen und Signalstoffen im Nervensystem an.

In einer Studie zeigte der Methanol-Extrakt von Ganoderma lucidum, dass insbesondere die Flavonoide Rutin und Quercetin im Mausmodell offenbar antidepressiv, angstlösend und beruhigend wirken.

Polysaccharide

Polysaccharide - wie zum Beispiel ß-Glucane - sind breite, verzweigte Zuckerketten, die in erheblicher Menge im Reishi-Pilz vorkommen.

Tierexperimentelle Hinweise deuten darauf hin, dass sie über die sogenannte Darm-Gehirn-Achse wirken: Sie können entzündliche Signalwege abschwächen und so neuroinflammatorische Reaktionen gedämpft halten. Dadurch könnten sie indirekt die Stressachsen im Gehirn beruhigen und so kognitive sowie psychische Funktionen unterstützen.


Triterpenoide

Triterpene sind pflanzliche Wirkstoffe mit einem charakteristischen viergliedrigen Kohlenstoffring, ähnlich aufgebaut wie unsere körpereigenen Hormone. Im Reishi-Pilz wurden bereits hunderte verschiedene Triterpene nachgewiesen. In einer Studie prüften Forschende, ob diese Reishi-Triterpene im Gehirn entzündliche Prozesse bremsen und so Angst- und Depressions-ähnliche Symptome bei Mäusen lindern können.

Quick Facts: Reishi Wirkung auf die Psyche

Wirkstofftyp: Flavonoide

Was steckt drin? Pflanzliche Farbstoffe

Studien-Highlights: Radikalenkiller & Entzündungsbremse. Während eines Tierversuchs sorgte es frisches Nervensignal-Tuning

Wirkstofftyp: Polisaccaride

Was steckt drin? Lange Zuckerketten (ß-Glukane)

Studien-Highlights: Darm-Hirn-Dialog im Flow, zügelt Entzündungen und könnte Hirn-Power liefern

Wirkstofftyp: Triterpenoide

Was steckt drin? Lanostanartige Moleküle (hormonähnlich)

Studien-Highlights: Hirn-Friedensstifter – drosselt Entzündungsalarm und mildert Angst- & Depressionssignale bei Mäusen



Pilzpower im Tiermodell: Flavonoide wie Rutin & Quercetin schlagen im Mausgehirn direkt auf Neuro­rezeptoren ein, während Polysaccharide & Triterpene Entzündungs- und Hormon­signale mitsteuern. Ob das im menschlichen Kopf genauso funktioniert? Dafür braucht’s noch deutlich mehr Forschung.


Wie wirkt Reishi auf das Gehirn?

Wer kennt nicht diese Phasen, in denen Stress das Gemüt belasten und das Gedankenkarussell nicht stoppt? Die Frage nach der Wirkung von Reishi auf die Psyche rückt damit umso mehr in den Fokus - und erste Tierversuche liefern spannende Hinweise.

Der Entzündungsschalter im Nervensystem

Unser Körper besitzt einen „Entzündungsschalter“, der in der Fachsprache NLRP3-Inflammasom-/NF-κB-Signalweg heißt. Ganz simpel: Dieser Mechanismus registriert Stress- oder Energie-Notfälle (etwa durch ungesunde Ernährung) und startet dann eine Alarmkette, die entzündungsfördernde Botenstoffe freisetzt. Daueralarm kann zu Neuroinflammation führen - also chronischen Entzündungen im Gehirn, die Stimmung, Konzentration und Gedächtnis beeinträchtigen.


Reishi Pilz und Pillen

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Reishi-Pilze werden oft als Pulver, Extrakt oder in Kapselform angeboten

Reishi-Polysaccharide im Test

In einer aktuellen Studie im Journal of Ethnopharmacology (2025) isolierten Forschende ein β-Glucan aus Ganoderma lucidum und verabreichten es Mäusen, die durch fettreiche Kost und Dauerstress kognitive Defizite entwickelten. Die Ergebnisse:

  1. Darmflora im Gleichgewicht - nützliche Keime gewannen die Oberhand.
  2. Entzündungsschalter gedrosselt - der NLRP3/NF-κB-Weg arbeitete spürbar ruhiger.
  3. Bessere Leistungen - in Lern- und Gedächtnistests schnitten die behandelten Tiere deutlich besser ab

Reishi, Darm und Psyche

Unser Darmmikrobiom steht in ständigem Dialog mit dem Gehirn - ein Gleichgewicht hier kann Stimmung und Stressresistenz fördern, ein Ungleichgewicht Entzündungen auslösen und so auf die Psyche drücken. Reishi-Polysaccharide (β-Glukane) zeigten in Mäusen, dass sie nützliche Darmbakterien stärken und entzündliche Prozesse im Körper bremsen.

Das Resultat: weniger Neuroinflammation und bessere Lernleistung. Ob sich diese Effekte beim Menschen ähnlich zeigen, ist noch offen - doch der Ansatz liefert spannende Hinweise auf das Zusammenspiel von Darmgesundheit und der möglichen Wirkung von Reishi auf die Psyche.

Welche Wirkung hat Reishi auf die Nerven?

Reishi liefert Flavonoide wie Rutin und Quercetin, die laut molekularen Analysen gezielt an Nervenzell-Proteine andocken und so die Signalübertragung im Gehirn beeinflussen können.

In einer Tierstudie haben Forschende einen Methanol-Extrakt aus dem Fruchtkörper von Ganoderma lucidum genutzt, um die Wirkstoffe Rutin und Quercetin gezielt auf ihre Effekte im Nervensystem zu untersuchen. Dabei kombinierten sie klassische Verhaltenstests (für Angst, Depression und Sedierung) mit molekularem Docking, um zu sehen, wie die Moleküle an zentrale Nervenzell-Proteine andocken.

Zentrale Erkenntnisse der Studie

  • Stimmungsbalancierend: Rutin und Quercetin setzen am Serotonin-Transporter an - dem Protein, das Serotonin nach seiner Freisetzung wieder aufnimmt. Wird dieser Rücktransport verzögert, bleibt der „Glücksbotenstoff“ länger im synaptischen Spalt und kann seine stimmungsaufhellende Wirkung intensiver entfalten.
  • Beruhigend: Eine sanfte Bremse an den Kalium-Kanälen dämpft überschießende Impulse und sorgt so für ein ruhigeres Nervensystem. Indem die elektrische Aktivität der Neuronen moduliert wird, lassen sich Stressreaktionen im Gehirn abmildern.
  • Genregulation: Die Bindung an die BRD4-Bromdomäne wirkt wie ein Lautstärkeregler für Entzündungs- und Stressgene und könnte Nervenzellen langfristig entlasten.

Reishi-Flavonoide und ihre Wirkung auf die Psyche

Die Studie liefert einen mehrschichtigen Einblick: Reishi-Flavonoide wirken offenbar nicht nur über entzündungshemmende Eigenschaften, sondern greifen gezielt in Neurotransmitter- und Gen-Regulationssysteme ein. Ob sich diese Effekte beim Menschen ähnlich zeigen, bleibt Gegenstand weiterer Forschung - doch sie eröffnen einen vielversprechenden Blick auf die Wirkung von Reishi auf die Psyche.


Natürlicher Entschleuniger: Reishi bei Angst und Schlafstörungen

Wenn der Puls rast und die Gedanken nicht zur Ruhe kommen, klingt die Idee eines Pilz-Extrakts fast zu schön, um wahr zu sein. Doch Studien zu Reishi liefern Hinweise darauf, dass er genau hier ansetzen könnte: Mäuse, die ein Reishi-Konzentrat erhielten, navigierten wagemutig durch Angstlabyrinthe und fanden später spürbar schneller in den Schlaf.

  • Im Forced-Swim-Test paddelten die Extrakt-Mäuse signifikant länger - ein klassischer Hinweis auf antidepressive Effekte.
  • Im Elevated-Plus-Maze und im Open-Field-Test erkundeten sie offener und mutiger die exponierten Bereiche, was auf eine deutliche anxiolytische (angstlösende) Wirkung hindeutet .
  • Selbst im Thiopental-Schlaftest zeigte sich ein Einfluss auf den Schlaf-Wach-Rhythmus: Die Behandlung veränderte Einschlafzeit und Gesamtschlafdauer merklich, was auf sedative Eigenschaften des Reishi-Extrakts schließen lässt.

Dieses Dreierpaket aus Angstlöschung, Stresspuffer und Schlafförderung unterstreicht das vielversprechende Profil von Reishi-Extrakten und ihre Wirkung auf die Psyche: Sie könnten genau dort ansetzen, wo unser nervöses System nach Entspannung schreit.

Reishi gegen Stress? Hinweise aus der Forschung

Kann Reishi die Psyche vor Stress schützen? Eine Mäusestudie aus 2022 gibt spannende Hinweise: Tiere, die mehrere Wochen lang Reishi-Triterpene erhielten, zeigten eine gedämpfte Entzündungsreaktion im Gehirn - und gleichzeitig weniger Angstverhalten.

Sie flüchteten seltener, erkundeten aktiver ihre Umgebung und hielten im Wassertest länger durch.

Die Forschenden vermuten: Reishi-Triterpene könnten stressbedingte Entzündungen bremsen und so Angst und depressive Reaktionen abschwächen. Ein möglicher natürlicher Schutzfaktor für die Psyche.

Aktuelle Studie 2025: Reishi als Hoffnungsträger für die Psyche?

Ein aktuelles Paper in Nature Communications (März 2025) liefert neue, präzisere Hinweise auf die neuroaktive Wirkung von Reishi. Untersucht wurde Ganodersäure A (GAA), ein typisches Triterpen aus dem Reishi-Pilz - gezielt im Kontext von Angst- und Depressionsverhalten bei älteren Mäusen.

Das Ergebnis der Studie ist vielversprechend: Nach zwei Monaten mit Ganodersäure A - einem Wirkstoff aus dem Reishi-Pilz - zeigten ältere Mäuse deutlich weniger Angst. In Verhaltenstests mieden sie seltener die typischen „Gefahrenzonen“ des Labyrinths, bewegten sich freier und erkundeten ihre Umgebung neugierig. Ein Hinweis auf verbesserte Stimmung und mehr inneren Antrieb.


Die Forschenden vermuten, dass der Wirkstoff direkt im Gehirn wirkt. GAA scheint die Kommunikation zwischen Nervenzellen zu beeinflussen - also genau jene Prozesse, die auch bei Lernen, Motivation und emotionaler Stabilität eine Rolle spielen. Gleichzeitig greift die Substanz in die Aktivität der Mikroglia ein - spezialisierte Zellen, die das Gehirn vor Entzündungen schützen und das neuronale Gleichgewicht mitsteuern.

Das Zusammenspiel dieser Effekte könnte erklären, warum die Mäuse gelassener, aktiver und psychisch stabiler reagierten. Für die Forschung zur mentalen Gesundheit ein spannender Impuls - vor allem, wenn es um natürliche Wege zur seelischen Stärkung im Alter geht.

Reishi in der Humanforschung: Wie wirkt der Pilz auf die Psyche? 

Während Tierstudien bereits vielversprechende Effekte von Reishi auf Stress, Stimmung und Entzündungen zeigen, ist die Datenlage beim Menschen noch dünn - und methodisch oft wackelig.

Eine Pilotstudie aus Italien untersuchte die Wirkung von mikrofein gemahlenem Reishi-Pulver bei Frauen mit Fibromyalgie. Zwar zeigten sich nach sechs Wochen leichte Verbesserungen in Lebenszufriedenheit und Stimmung, doch der Unterschied zur Placebo-Gruppe war statistisch nicht signifikant.

Auch bei Krebspatienten gibt es erste Untersuchungen: In einer randomisierten Studie erhielten Patientinnen mit Brustkrebs während ihrer Hormontherapie Reishi-Pulver. Nach vier Wochen sanken die Angst- und Depressionswerte signifikant im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom zeigte eine Kombination aus Reishi und Ligustrum während der Chemotherapie einen Trend zu besserem Allgemeinbefinden - allerdings ohne statistische Signifikanz.


Ein aktueller Übersichtsartikel aus 2025 fasst zusammen: Reishi könnte depressive Symptome lindern, vor allem in Kombination mit Standardtherapien. Doch es fehlt an großen, methodisch sauberen Studien. Viele bisherige Arbeiten sind klein, dauern nur wenige Wochen und nutzen unterschiedliche Reishi-Präparate - was Vergleiche erschwert.

Im Gegensatz zu Tierstudien, die unter kontrollierten Bedingungen ablaufen, sind Humanstudien komplexer. Menschen bringen individuelle Unterschiede mit, und Placebo-Effekte können die Ergebnisse beeinflussen. Daher sind die bisherigen Hinweise zwar interessant, aber noch kein Beweis für eine klare Wirkung beim Menschen.


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