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Die Endokrinologie befasst sich auch intensiv mit der Regulation der Sexualhormone, also der Hormone, die für die Entwicklung, Funktion und Steuerung der Geschlechtsorgane sowie der Fortpflanzung verantwortlich sind. Diese Hormone – allen voran Östrogene, Progesteron und Testosteron, aber auch die Steuerungshormone der Hirnanhangsdrüse wie LH (Luteinisierendes Hormon) und FSH (Follikelstimulierendes Hormon) – sind Teil fein abgestimmter Hormonkreisläufe, die sowohl bei Frauen als auch bei Männern lebenslang wichtige Aufgaben übernehmen.
Störungen im Bereich der Sexualhormone können verschiedene Ursachen haben. Häufig liegen Funktionsstörungen der Eierstöcke (Ovarien) bei Frauen oder der Hoden bei Männern vor, manchmal auch Störungen im Gehirn, etwa der Hypophyse oder des Hypothalamus, die die übergeordneten Steuerhormone produzieren. Auch chronische Krankheiten, Essstörungen, starker Stress, Übergewicht, intensive sportliche Belastung oder genetische Erkrankungen können den Hormonhaushalt beeinflussen.
Bei Frauen kann ein Ungleichgewicht der Sexualhormone unter anderem zu Zyklusstörungen, unregelmäßigen oder ausbleibenden Monatsblutungen, unerfülltem Kinderwunsch, Hitzewallungen, Haarausfall oder unerwünschtem Haarwuchs führen. Ein häufiges Krankheitsbild ist das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), bei dem vermehrt männliche Hormone gebildet werden und der Eisprung ausbleibt. In den Wechseljahren kommt es durch das Nachlassen der Östrogenproduktion zu typischen Beschwerden wie Schlafstörungen, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen oder Scheidentrockenheit.
Bei Männern äußern sich Hormonstörungen wiederum durch einen Testosteronmangel, was zu Antriebslosigkeit, Libidoverlust, Erektionsstörungen, Muskelschwäche, Gewichtszunahme oder Stimmungstiefs führen kann. Ursachen können eine primäre Hodenfunktionsstörung oder eine Störung der übergeordneten Steuerzentren im Gehirn sein (z.B. durch Tumoren oder einen Hormonmangel).
Die Diagnose erfolgt immer durch eine gezielte Hormonuntersuchung im Blut, bei der die Spiegel von Östrogenen, Progesteron, Testosteron, LH, FSH, Prolaktin und weiteren Hormonen bestimmt werden. Zusätzlich kann ein Ultraschall der Geschlechtsorgane (z.B. der Ovarien oder der Hoden), eine Knochendichtemessung (bei Verdacht auf Osteoporose durch Hormonmangel) oder eine Bildgebung der Hypophyse nötig sein, um die Ursache der Hormonstörung zu klären. Bei der Behandlung von Hormonmangel kann eine gezielte Hormonersatztherapie sinnvoll sein. Zum Beispiel eine Testosterontherapie beim Mann oder Östrogen-Gestagenpräparate bei Frauen (besonders in den Wechseljahren).
Besteht ein Kinderwunsch, kommen häufig hormonelle Stimulationsbehandlungen zum Einsatz, die den Eisprung oder die Spermienproduktion fördern. Liegt jedoch eine hormonelle Überproduktion vor (z.B. ein Zuviel an Prolaktin oder ein Überschuss männlicher Hormone bei Frauen), wird diese medikamentös oder in bestimmten Fällen operativ behandelt.