Auch Männer kommen in die Wechseljahre – oder doch nicht?

8. April 2025

Sharon Burbat

  • Health

Auch Männer kommen in die Wechseljahre – oder doch nicht?

Wenn Männer ab 40 über vermehrtes Schwitzen klagen und sich die große Sinnfrage stellen, sind sie wahrscheinlich gerade “in den Wechseljahren” – der Andropause. Was dahinter steckt und wie es um das Testosteron im Alter steht.

Können Männer in die Wechseljahre kommen? Dass sich der Hormonhaushalt bei Frauen zwischen 40 und 50 stark verändert und es infolgedessen zu mitunter heftigen Beschwerden wie Schlafstörungen und Hitzewallungen kommt, scheint allseits bekannt. (Was bei Schlafstörungen in den Wechseljahren hilft, erfahren Sie hier.) Darüber, dass auch Männer in eine Art Wechseljahre kommen können und sich auch bei ihnen im Alter etwas im Hormonstatus tut, wird hingegen eher selten gesprochen. Tatsächlich scheint es ein Pendant zur Menopause zu geben, und zwar die Andropause. (Dahinter stecken die griechischen Worte “Mann” und “Ende”).  

Testosteronmangel beim Mann 

Testosteron gehört zu den wichtigsten männlichen Geschlechtshormonen. In der Pubertät sorgt ein Anstieg von Testosteron bei Jungen dafür, dass Barthaare anfangen, zu wachsen, sich die Geschlechtsorgane vergrößern, der Stimmbruch einsetzt und sich die Muskulatur schneller vergrößert. Doch mit dem Alter sinkt der Testosteronspiegel. Und das kann bei einigen Männern dafür sorgen, dass sie Wechseljahres-Beschwerden verspüren. 

Wechseljahre bei Männern: Symptome 

Männer mit Testosteronmangel weisen einen deutlichen Libidoverlust auf. Dazu kommen starkes Schwitzen, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, abnehmende Muskelkraft, mehr Bauchfett, sinkende Konzentration, Hautveränderungen und Antriebslosigkeit. Ähnlich wie bei den Frauen in ihrem Alter, kann die Knochendichte abnehmen. Eine mögliche Folge: Osteoporose. (Hier gibt es übrigens Tipps bei Gelenkschmerzen in den Wechseljahren.) Allerdings ist nicht alles, was sich nach Wechseljahren anfühlt, am Ende auch genau das. Andere Erkrankungen, die mit zunehmendem Alter häufiger vorkommen – wie zum Beispiel Durchblutungsstörungen, Probleme mit der Schilddrüse oder Depressionen – können ebenso für die Beschwerden verantwortlich sein. Hinzu kommt, dass die Lebensmitte grundsätzlich von Veränderungen geprägt ist. Das Aussehen verändert sich. Es stellen sich neue Fragen: bezogen auf Job, Familie, Beziehung und Lebensgestaltung. Oftmals sind psychische und physische Belastungen nicht deutlich voneinander zu trennen.  


Wechseljahre beim Mann: Beginn und Dauer 

Die Hormonumstellung beginnt beim Mann manchmal schon in den 30ern, meist in den 40ern. Der Testosteronspiegel sinkt in der Regel aber nicht plötzlich und deutlich, sondern eher kontinuierlich und allmählich ab. Mit 50, 60 vermerken die Männer dann entsprechende Veränderungen.  

Wechseljahre: Unterschiede zwischen Männern und Frauen 

Nicht bei allen Männern sinkt der Testosteronspiegel so, dass er spürbar wird. Im Gegensatz zu der Hormonumstellung bei Frauen fällt diese bei Männern nämlich wesentlich weniger drastisch aus. Während bei Männern “in den Wechseljahren” lediglich ein leichtes Testosterondefizit entsteht, kommt bei Frauen die Hormonproduktion von Östrogen und Progesteron fast vollständig zum Erliegen, was zur Unfruchtbarkeit führt. Einige Männer sind hingegen noch bis ins hohe Alter zeugungsfähig. Es lässt sich beim Mann auch kein definierter Zeitpunkt festlegen – wie etwa bei der Menopause, dem Ausbleiben der Regelblutung – es handelt sich vielmehr um einen schleichenden, sehr individuellen Prozess. 

Gibt es Wechseljahre auch bei Männern? 

Die Formulierung ist umstritten. So gehen die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie und die Deutsche Gesellschaft für Urologie davon aus, dass es die Wechseljahre beim Mann in klarer Vergleichbarkeit zu den Wechseljahren bei Frauen nicht gibt. Die Andropause wird auch nicht als echtes Pendant zur Menopause gesehen, was aber nicht bedeutet, dass nicht auch Männer Veränderungen im Hormonhaushalt erleben und demzufolge Symptome aufweisen. Es kommt bei ihnen aber nicht zu einem heftigen Androgendefizit. 

Bezeichnungen für die Wechseljahre beim Mann 

Da die Formulierung umstritten ist, werden auch andere Bezeichnungen verwendet, etwa: 

PEDAM (Partielles endokrines Defizit des alternden Mannes) 

PADAM (Partielles Androgendefizit des alternden Mannes) 

Andripause 

Klimakterium virile 

Wechseljahre bei Männern: Was hilft 

Besteht ein nachgewiesener, pathologischer Testosteronmangel (Hypogonadismus) – im Gegensatz zu einem natürlichen Testosteronabfall – und können die Beschwerden diesem klar zugeordnet werden, kommt eine Hormonersatztherapie in Betracht. Ansonsten gehen Ärzte nicht von einem Zusammenhang zwischen Testosteronabfall und Antriebslosigkeit aus.  

Mitunter werden Paarberatungen empfohlen, um die körperlichen Veränderungen durch einen Testosteronmangel und ein damit einhergehendes verändertes Sexualleben in Ruhe besprechen zu können. Wenn nötig, verschreibt der Arzt auch ein potenzsteigerndes Mittel, wobei hier dringend auf ernste Nebenwirkungen hingewiesen und geachtet werden muss.  

Andere Maßnahmen wie Sport, gesunde Ernährung und soziale Kontakte sind ratsam. Denn wie stark die Beschwerden erlebt werden, hängt maßgeblich vom Lebensstil ab. Gerade sportliche Aktivitäten werden während der Wechseljahre beim Mann oft bewusst vermieden, dabei würden sie genau jetzt richtig gut tun und den schwindenden Muskeln etwas entgegenwirken. Besonders positiv wirken sich an dieser Stelle auch der Verzicht von Alkohol und Rauchen sowie das Vermeiden von Stress und ausreichender Schlaf aus. 

Wie hoch ist das Risiko für Hypogonadismus? 

Altershypogonadismus, der Hypogonadismus des alternden Mannes, betrifft nur circa drei bis fünf Prozent der über 60-Jährigen. Der Testosteronwert lässt sich vom Hausarzt sehr einfach über die Blutwerte bestimmen. 

Bei gesunden Männern sinkt der Testosteronspiegel ab 30, spätestens ab 40, um ein bis zwei Prozent pro Jahr.



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