Hormonersatztherapie in den Wechseljahren: Für wen eignet sie sich?

17. März 2025

Birgitta Dunckel

  • Health

Hormonersatztherapie in den Wechseljahren: Für wen eignet sie sich?

Während der Wechseljahre leiden viele Frauen unter Beschwerden. Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann helfen. Aber welche Risiken birgt sie?

Mit

Dr. Petra Eisenmann

Mehr als neun Millionen Frauen sind in Deutschland derzeit in den Wechseljahren. Ein Drittel von ihnen leidet unter erheblichen Beschwerden, so dass ihre Lebensqualität und Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigt werden. Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Herzstolpern begleiten sie über einen langen Zeitraum, denn statistisch gesehen dauern die Wechseljahre sieben Jahre – bei manchen Frauen auch deutlich länger.

Eine Möglichkeit, die Symptome zu lindern, ist die Hormonersatztherapie (HRT). Während sie früher aufgrund möglicher Gesundheitsrisiken kritisch betrachtet wurde, hat sich die Therapie in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Neue Forschungsergebnisse und moderne Therapieansätze haben die Anwendung sicherer gemacht und den Nutzen für viele Frauen gesteigert.

Doch die Verunsicherung bleibt – laut einer Studie der Techniker Krankenkasse nehmen nur rund sechs Prozent der Frauen in den Wechseljahren in Deutschland Hormone ein, obwohl viel mehr unter starken Beschwerden leiden. Die Entscheidung für oder gegen eine HRT sollte immer individuell mit einem Arzt getroffen werden.

Was ist eine Hormonersatztherapie?

Der in den Wechseljahren entstehende Hormonmangel wird mit Medikamenten ausgeglichen. Aber: Die HRT will nicht die Hormonkonzentration wie vor den Wechseljahren wiederherstellen, sondern mit präziser Dosierung die durch Östrogenmangel hervorgerufenen Beschwerden und Krankheiten behandeln und die Symptome verbessern oder gar beheben – sofern eben diese Beschwerden erstmals in der Menopause aufgetreten sind und andere Ursachen ausgeschlossen werden können.

Warum galt eine Hormonersatztherapie lange als riskant?

Die HRT geriet vor allem aufgrund der Women’s Health Initiative (WHI)-Studie aus dem Jahr 2002 in Verruf, die große US-Studie untersuchte die Langzeitwirkung der HRT bei Frauen nach der Menopause. Erste Ergebnisse zeigten ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs, Herzinfarkte, Schlaganfälle und Thrombosen bei Frauen, die eine Kombinationstherapie mit Östrogen und Gestagen erhielten. Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, was die Sorgen und Unsicherheiten in der medizinischen Welt verstärkte.


 

In den letzten 20 Jahren haben weitere Studien gezeigt, dass die Risiken der HRT differenzierter betrachtet werden müssen: Weil das durchschnittliche Alter der Studienteilnehmerinnen sehr hoch war, einige unter Vorerkrankungen litten und die angewandten Hormone weder in Dosis noch in ihrer Art der Verabreichung heutigen Präparaten entsprachen, gilt die Studie mittlerweile nur noch als „eingeschränkt aussagekräftig“.

„Die HRT hat in den letzten Jahren mehrere Veränderungen und Entwicklungen durchlaufen,“ erklärt Dr. Petra Eisenmann, Gynäkologin in der Münchner Gemeinschaftspraxis Pranner15, die viele betroffene Frauen auf ihrem Weg begleitet. „Der Fokus wird auf eine individualisierte Therapie gelegt. Die Risiken und Vorteile wurden neu bewertet. Zum Einsatz kommen Hormone, die transdermal, wie z.B Gels Pflaster die auf die Bedürfnisse der Frau zugeschnitten sind. Im Vergleich zu den früheren Präparaten hat die transdermale Applikation ein niedrigeres thrombogenes Risiko.“

Welche Vorteile hat eine Hormonersatztherapie?

Die HRT kann zahlreiche Symptome der Wechseljahre lindern und somit die Lebensqualität erheblich verbessern. Zu den wichtigsten Vorteilen gehören:

  • Linderung von Hitzewallungen und Nachtschweiß
  • Schutz vor Osteoporose: Östrogenmangel kann den Knochenschwund beschleunigen, eine HRT kann das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche verringern.
  • Verbesserung der Stimmung und geistigen Leistungsfähigkeit
  • Schutz der Haut und Schleimhäute: Die HRT hilft, Trockenheit der Haut und Schleimhäute (z. B. in der Scheide) zu reduzieren
  • Reduziertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bei Frauen, die früh in den Wechseljahren mit einer HRT beginnen, gibt es Hinweise auf ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Bioidentische Hormontherapie

Was sind eigentlich bioidentische Hormone und wo liegen die Vorteile gegenüber synthetischen Hormonen?„Bioidentische Hormone haben die gleiche chemische Struktur wie die körpereigenen Hormone,“ erklärt Dr. Petra Eisenmann. „Kurz: Sie üben die gleiche Funktion und sprechen die gleichen Rezeptoren an wie körpereigene Hormone. Zu den häufigsten bioidentischen Hormonen gehören Estradiol, Estriol, DHEA Progestan Progesteron und Testosteron. Synthetische Hormone entsprechen nicht den körpereigenen Hormonen und werden im Labor hergestellt. Sie kommen zum Einsatz zum Beispiel in der Antbabypille.“

Welche Präparate werden in der Hormonersatztherapie eingesetzt?

Die Hormonersatztherapie steht schon lange als orale Form (Tablette, Kapsel) zur Verfügung. Die Hormone erreichen dabei über den Magen-Darm-Trakt und Leber ihren Wirkungssort. Bei der transdermalen Anwendung (Spray, Gel, Pflaster) nimmt der Körper eine deutlich niedrigere Hormonmenge auf als bei der oralen Anwendung. Infolgedessen ist auch das Risiko für das Auftreten unerwünschter Nebenwirkungen geringer. Treten die Beschwerden überwiegend lokal auf, zum Beispiel bei Scheidentrockenheit, kann die HRT durch hormonhaltige Cremes oder Vaginaltabletten/-zäpfchen erfolgen.



Welche Risiken sind mit einer Hormonersatztherapie verbunden?

Trotz der Fortschritte birgt die HRT weiterhin gewisse Risiken, die individuell mit dem behandelnden Arzt abgewogen werden sollten. Zu den möglichen Risiken gehören:

  • Erhöhtes Brustkrebsrisiko: Die Langzeitanwendung von HRT, insbesondere mit einer Kombination aus Östrogen und Gestagen, kann das Risiko für Brustkrebs leicht erhöhen
  • Thromboserisiko: Östrogene können das Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen) und Schlaganfälle erhöhen, insbesondere bei älteren Frauen oder solchen mit Vorerkrankungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Während ein früher Beginn der HRT protektiv wirken kann, ist die Anwendung bei älteren Frauen möglicherweise mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko verbunden

Für wen ist eine HRT also nicht ratsam? „Für Patientinnen mit Brustkrebs oder einer Gerinnungsstörung in der Anamnese“, so Dr. Petra Eisenmann.

Wie lange sollte eine HRT angewendet werden?

Dr. Petra Eisenmann: „Laut Leitlinie ist eine HRT für 5 - 7 Jahre im „Window of Opportunity“, das heißt, bis 60 Jahre von Vorteil. Nach diesem Zeitfenster erhöht sich das Brustkrebsbsrisiko für hormonanhängige Tumore. Das liegt mitunter auch am Alter der Anwenderinnen und nicht allein an der Anwendung der HRT.“


Mehr zum Thema

-