Sehschwäche bei Kindern: Früherkennung und Behandlung

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25. Juli 2025

Lena Sämann

  • Moderne Augenheilkunde
  • Health

Sehschwäche bei Kindern: Früherkennung und Behandlung

Viele Eltern fragen Sich: Wie erkenne ich eine Sehschwäche bei Kindern und was sind die erfolgreichsten Behandlungsmethoden? Wir klären auf

Sehschwäche bei Kindern, medizinisch als Amblyopie oder funktionelle Sehstörung bezeichnet, betrifft etwa 5-7% aller Kinder im Vorschulalter. Dabei entwickelt sich die Sehkraft eines oder beider Augen nicht vollständig, obwohl die Augenstrukturen selbst gesund sind. Die Sehschwäche entsteht durch eine gestörte Entwicklung der Sehbahn zwischen Auge und Gehirn in den ersten Lebensjahren.

Häufige Formen der kindlichen Sehschwäche

Amblyopie (Schwachsichtigkeit)

Die Amblyopie ist die häufigste Form der Sehschwäche bei Kindern. Das Gehirn bevorzugt die Signale eines Auges und unterdrückt die des anderen, wodurch die Sehentwicklung des schwächeren Auges beeinträchtigt wird.

Refraktionsfehler

  • Kurzsichtigkeit (Myopie): Schwierigkeiten beim Sehen in die Ferne
  • Weitsichtigkeit (Hyperopie): Probleme beim Nahsehen
  • Astigmatismus: Verzerrtes Sehen durch ungleichmäßige Hornhautkrümmung

Schielen (Strabismus)

Fehlstellung der Augen, bei der beide Augen nicht parallel ausgerichtet sind. Dies kann zu Doppelbildern und Amblyopie führen.

Anzeichen und Symptome erkennen

Eltern sollten auf folgende Warnsignale achten:

Frühe Anzeichen (0-2 Jahre):

  • Fehlende Blickverfolgung von Objekten
  • Häufiges Reiben der Augen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Weißliche Pupillenreflektion

Symptome bei Kleinkindern (2-6 Jahre):

  • Häufiges Blinzeln oder Zusammenkneifen der Augen
  • Kopfschiefhaltung beim Betrachten von Objekten
  • Stolpern oder Unsicherheit beim Gehen
  • Schwierigkeiten beim Greifen nach Gegenständen
  • Ein Auge zuhalten beim Sehen

Schulkinder (ab 6 Jahre):

  • Klagen über Kopfschmerzen
  • Müdigkeit nach visuellen Aufgaben
  • Probleme beim Lesen oder Schreiben
  • Schlechte schulische Leistungen
  • Vermeidung von Aktivitäten, die gutes Sehen erfordern

Ursachen der kindlichen Sehschwäche

Genetische Faktoren

Familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko für Sehstörungen. Kinder mit kurzsichtigen Eltern haben ein höheres Risiko, selbst eine Myopie zu entwickeln.

Umweltfaktoren

  • Zu wenig Aufenthalt im Freien
  • Übermäßige Naharbeit (Bildschirmzeit, Lesen)
  • Ungünstige Lichtverhältnisse

Entwicklungsstörungen

  • Frühgeburtlichkeit
  • Sauerstoffmangel bei der Geburt
  • Infektionen während der Schwangerschaft

Diagnose und Früherkennung

Vorsorgeuntersuchungen

Die regelmäßigen Kindervorsorgeuntersuchungen (U1-U9) beinhalten wichtige Sehtests:

  • U5 (6.-7. Lebensmonat): Erste Überprüfung der Augenbewegungen
  • U7a (34.-36. Lebensmonat): Sehtest mit Bildern oder Symbolen
  • U8 (46.-48. Lebensmonat): Detaillierte Sehschärfenprüfung
  • U9 (60.-64. Lebensmonat): Umfassende augenärztliche Untersuchung

Augenärztliche Untersuchungen

Spezielle Untersuchungsmethoden für Kinder:

  • Skiaskopie (objektive Refraktionsbestimmung)
  • Spaltlampenuntersuchung
  • Funduskopie (Netzhautuntersuchung)
  • Stereotest zur Überprüfung des räumlichen Sehens

Behandlungsmöglichkeiten

Okklusionstherapie (Abkleben)

Das stärkere Auge wird stundenweise abgeklebt, um das schwächere Auge zu trainieren. Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Alter des Kindes und der Schwere der Amblyopie.

Brillenkorrektur

  • Korrektur von Refraktionsfehlern
  • Prismenbrille bei leichtem Schielen
  • Spezielle Kinderbrillenfassungen für optimalen Halt

Atropin-Tropfen

Alternative zur Okklusion: Tropfen erweitern die Pupille des stärkeren Auges und verschlechtern temporär dessen Sehschärfe.

Operative Eingriffe

Bei schweren Fällen von Schielen kann eine Augenmuskeloperation erforderlich sein, um die Augenstellung zu korrigieren.

Prävention und Vorbeugung

Frühe Förderung der Sehentwicklung

Regelmäßige Kontrollen

  • Teilnahme an allen Vorsorgeuntersuchungen
  • Bei Auffälligkeiten sofortige augenärztliche Vorstellung
  • Jährliche Kontrollen bei familiärer Vorbelastung

Gesunde Lebensweise

Langzeitprognose und Entwicklung

Bei frühzeitiger Erkennung und konsequenter Behandlung ist die Prognose für kindliche Sehschwäche sehr gut. Die kritische Phase für die Sehentwicklung liegt zwischen dem 6. und 8. Lebensjahr. Nach diesem Zeitraum sind Verbesserungen deutlich schwieriger zu erreichen.

Erfolgsfaktoren:

  • Frühe Diagnose (vor dem 6. Lebensjahr)
  • Konsequente Therapietreue
  • Regelmäßige Kontrollen
  • Unterstützung durch Familie und Schule

Wann zum Augenarzt?

Ein Besuch beim Augenarzt ist dringend erforderlich bei:

  • Auffälligkeiten in den Vorsorgeuntersuchungen
  • Sichtbaren Augenfehlstellungen
  • Anhaltenden Kopfschmerzen
  • Schulproblemen unklarer Ursache
  • Familiärer Vorbelastung mit Augenkrankheiten

Fazit

Sehschwäche bei Kindern ist ein häufiges, aber gut behandelbares Problem. Die frühzeitige Erkennung durch aufmerksame Eltern und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Behandlung. Mit modernen Therapiemethoden können die meisten Sehstörungen bei Kindern erfolgreich korrigiert werden, sodass eine normale Sehentwicklung möglich ist.

Bei Verdacht auf Sehprobleme sollten Eltern nicht zögern und zeitnah einen Augenarzt aufsuchen. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten auf eine vollständige Wiederherstellung der Sehkraft.



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