Eierstockverjüngung - neue Verfahren für Frauen mit Kinderwunsch

14. April 2025

Birgitta Dunckel

  • Health
  • Frauengesundheit

Eierstockverjüngung - neue Verfahren für Frauen mit Kinderwunsch

Können Frauen tatsächlich ihre biologische Uhr zurückdrehen? Neue Behandlungen sollen die Funktion der Eierstöcke optimieren und Unfruchtbarkeit entgegenwirken

Vorneweg: Der Begriff "Eierstockverjüngung" ist irreführend. Denn er suggeriert, dass die Eierstöcke in einen früheren, jüngeren Zustand zurückversetzt werden könnten, was biologisch nicht korrekt ist und eventuell falsche Hoffnungen weckt. Es geht vielmehr um eine experimentelle Behandlung und spannende Ansätze in der Reproduktionsmedizin, bei der die Funktion der Eierstöcke optimiert wird und bei Frauen mit verminderten Eierstockreserven unter anderem auch ruhende Follikel aktiviert werden.



Für wen ist die Eierstockverjüngung geeignet?

Während einige Verfahren wie die PRP-Therapie bereits in der Praxis angewendet werden, stehen andere Methoden noch in der Forschungsphase. Grundsätzlich richtet sich die Eierstockverjüngung an:

  1. Frauen, die vor dem 40. Lebensjahr ihre Eierstockfunktion verlieren: vorzeitige Ovarialinsuffizienz (POI)
  2. Frauen mit niedriger Eizellreserve: Insbesondere Frauen über 35 Jahren, die noch schwanger werden möchten
  3. Frauen, die erfolglose IVF (In-vitro-Fertilisation)-Zyklen hatten: Wenn es an der Eizellqualität oder -anzahl lag, kann eine Verjüngungstherapie helfen

Eierstöcke stimulieren und ihre Funktion verbessern

Die natürliche Fruchtbarkeit einer Frau nimmt mit dem Alter ab, da die Anzahl und Qualität der Eizellen sinkt. Ab etwa 35 Jahren wird es zunehmend schwieriger, schwanger zu werden, und nach den Wechseljahren endet die natürliche Eizellproduktion. Die Geschwindigkeit der Eizellen-Reduktion ist jedoch bei jeder Frau unterschiedlich. So haben manche Frauen mit Anfang 30 schon eine niedrige Reserve an Eizellen und andere mit 40 noch sehr viele Eizellen.

Auch die Qualität der Eizellen sinkt im Laufe der Zeit und gleichzeitig steigt der Anteil an Eizellen, die genetische Veränderungen aufweisen. Diese fehlerhaften Eizellen werden häufig gar nicht erst befruchtet, da sie sich schon sehr früh nicht weiterentwickeln.

Die Eierstockverjüngung zielt darauf ab, die Eierstöcke zu stimulieren, ihre Funktion zu verbessern und möglicherweise die Produktion neuer oder besserer Eizellen zu fördern



Arzt hält Illustration von Gebärmutter in Hand

Die PRP-Therapie ist die am weitesten verbreitete Methode zur Eierstockverjüngung


Eierstockverjüngung: Welche Methoden gibt es?

Es gibt mehrere vielversprechende Techniken, die gegenwärtig erforscht werden, aktuell werden vor allem zwei in der Praxis durchgeführt:

1. PRP-Therapie

Die PRP-Therapie ist die am weitesten verbreitete Methode zur Eierstockverjüngung. Viele Fruchtbarkeitskliniken weltweit bieten sie an, insbesondere für Frauen mit niedriger Eizellreserve, mit Perimenopause oder vorzeitiger Ovarialinsuffizienz. Die Therapie soll zu einer Verbesserung der ovariellen Reservemarker und zur Wiederherstellung des Menstruationszyklus führen.

Bei dieser Methode wird der Patientin Eigenblut entnommen, zentrifugiert und daraus plättchenreiches Plasma (PRP (Platelet-Rich Plasma) gewonnen. Dieses enthält eine hohe Konzentration an Wachstumsfaktoren und Botenstoffen, die die Regeneration des Gewebes fördern. Unter lokaler Betäubung wird der Patientin das PRP transvaginal in die Eierstöcke injiziert, um Eibläschen zu aktivieren und zur Reifung zu bringen und die Durchblutung zu verbessern.

Weisen Patientinnen einen regelmäßigen Zyklus auf, wird die Behandlung mit PRP zu Beginn des Menstruationszyklus durchgeführt. Bei Patientinnen mit Ovarialinsuffizienz, die keine oder eine unregelmäßige Periode haben, kann die Behandlung zu einem beliebigen Zeitpunkt erfolgen.



Die Therapie mit plättchenreichen Plasma wird bereits in anderen medizinischen Bereichen wie Orthopädie, Dermatologie und Ästhetische Medizin, Zahnmedizin und Kieferchirurgie seit Jahren erfolgreich angewandt.

2. Medikamentöse Unterstützung (z. B. DHEA, Coenzym Q10)

Viele Reproduktionsmediziner empfehlen Nahrungsergänzungsmittel wie DHEA (Dehydroepiandrosteron) und Coenzym Q10, um die Eizellqualität zu verbessern, insbesondere für Frauen über 35 oder mit niedriger ovarieller Reserve. DHEA kann die Androgenspiegel erhöhen, was möglicherweise die Follikelentwicklung unterstützt. Diese Ansätze sind gut erforscht und weit verbreitet.



Noch in der Forschung: Ovarian Fragmentation Activation (OFFA) und Stammzelltherapie

Bei OFFA werden kleine Gewebestücke aus dem Eierstock entnommen, behandelt und wieder implantiert. Diese Technik soll ruhende Follikel aktivieren. Erste Erfolge gab es bei Frauen mit vorzeitiger Ovarialinsuffizienz.

Bei der Stammzelltherapie, die sich noch in einem frühen Forschungsstadium befindet, untersuchen Wissenschaftler, ob Stammzellen aus Knochenmark oder anderen Körpergeweben die Eierstockfunktion verbessern können.

Eierstockverjüngung: Chancen und Risiken

Einige der Methoden der Eierstockverjüngung klingen vielversprechend und könnten die Reproduktionsmedizin revolutionieren. Frauen hätten neue Möglichkeiten, später im Leben schwanger zu werden. Eine wissenschaftliche Evidenz jedoch ist noch begrenzt und es sind noch umfangreiche klinische Studien erforderlich. Die Wirksamkeit ist von Fall zu Fall unterschiedlich, denn nicht jede Patientin spricht auf die Therapien an. Zudem bergen invasive Verfahren auch Risiken wie Infektionen.


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