© Siora Photography/Unsplash
Adipositas, also starkes Übergewicht, ist eine chronische, multifaktorielle Erkrankung, die eng mit der Endokrinologie verknüpft ist. Sie entsteht nicht einfach nur durch eine zu hohe Kalorienzufuhr und zu wenig Bewegung, sondern ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von genetischen, hormonellen, psychischen, metabolischen (stoffwechselbedingten) und umweltbedingten Faktoren. In der endokrinologischen Praxis spielt die differenzierte Abklärung eine zentrale Rolle – denn häufig liegen hormonelle Ursachen oder Begleiterkrankungen vor, die erkannt und gezielt behandelt werden müssen.
Ein typisches Beispiel ist eine gestörte Funktion der Schilddrüse (etwa eine Hypothyreose), die den Stoffwechsel verlangsamt und die Gewichtszunahme begünstigen kann. Auch Erkrankungen der Nebenniere, der Hypophyse oder hormonelle Dysbalancen bei Frauen – etwa im Rahmen des PCO-Syndroms – können die Entstehung einer Adipositas fördern. In der Endokrinologie wird deshalb bei adipösen Patienten und Patientinnen gezielt nach hormonellen Auslösern oder Mitverursachern gefahndet.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Folgeerkrankungen: Adipositas ist ein zentraler Risikofaktor für Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten. Aber auch psychische Belastungen, Schlafstörungen (z.B. Schlafapnoe) und Gelenkbeschwerden treten häufig auf. In der endokrinologischen Betreuung werden diese Aspekte ganzheitlich berücksichtigt.
Neben der Diagnostik spielt die individuelle Therapieplanung eine zentrale Rolle. Diese umfasst nicht nur Ernährungs- und Bewegungsberatung, sondern zunehmend auch medikamentöse Optionen, die den Stoffwechsel positiv beeinflussen und das Sättigungsgefühl regulieren. In ausgewählten Fällen kann auch eine sogenannte bariatrische Operation (z.B. ein Schlauchmagen oder ein Magenbypass) in Erwägung gezogen werden – stets begleitet von einer sorgfältigen endokrinologischen Nachsorge.
Ziel der endokrinologischen Adipositasbehandlung ist es nicht nur, das Körpergewicht zu reduzieren, sondern vor allem die Stoffwechselgesundheit zu verbessern, Folgeerkrankungen zu verhindern und die Lebensqualität nachhaltig zu steigern. Dabei ist ein wertschätzender, empathischer Umgang entscheidend – denn viele Patientinnen und Patienten haben bereits einen langen Leidensweg hinter sich. Die Endokrinologie bietet hier einen fundierten, medizinisch begleiteten Ansatz jenseits von Diäten und Schuldzuweisungen.