Pollensaison: So kommen Allergiker gut durch die Heuschnupfen-Zeit

16. April 2025

Birgitta Dunckel

  • Health

Pollensaison: So kommen Allergiker gut durch die Heuschnupfen-Zeit

Tränenden Augen, Niesattacken, verstopfter Nase. Wie kann man Heuschnupfen-Symptome lindern, wann hilft eine Immuntherapie und was kann man gegen Pollen in der Wohnung tun?

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Dr. med. C. Zimpfer, Dr. med. A. Zimpfer-Keese

Für viele Menschen ist der Frühling die schönste Jahreszeit, für einige aber beginnt genau jetzt die Leidens-Saison: Die Augen jucken und tränen, eine Niesattacke jagt die nächste, die Nase ist verstopft oder läuft. Kratzen im Hals, Gaumenjucken, Hustenreiz bis hin zu einem grippeähnlichen Krankheitsgefühl – eine Pollenallergie kann einem die beste Frühlingslaune vermiesen.

Heuschnupfen: Immer mehr Patienten und Patientinnen

Die Pollenallergie, umgangssprachlich Heuschnupfen, ist die häufigste Allergie in Deutschland. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) aus den Jahren 2008 bis 2011 wurde bei knapp einem Drittel der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren eine Allergie diagnostiziert, wobei Heuschnupfen am häufigsten auftrat. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sind mittlerweile mehr als 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland allergisch gegen Pollen – Tendenz steigend.

Warum nehmen Pollenallergien zu?

Eine Auswertung der Kaufmännischen Krankenkasse zeigt, dass zwischen 2011 und 2021 die Zahl der Betroffenen um 11,5 Prozent zugenommen hat. Mögliche Ursache: Der Klimawandel beeinflusst die Pollenbelastung und somit das Risiko für Heuschnupfen. Durch steigende Temperaturen beginnt die Blütezeit von Pflanzen früher, beispielsweise setzt die Haselblüte mittlerweile einen ganzen Monat früher ein als noch in den 1950er Jahren. Ein weiterer Aspekt: eingewanderte Pflanzen, wie die Ambrosia verlängern die Pollensaison von August bis Oktober. Die Ruhephase für Allergiker wird also immer kürzer.



Ihr Körper ist dadurch im Dauerstress mit nur wenigen Monaten Auszeit im Jahr. Und auch die Pflanzen stehen dank Klimawandel und Umweltverschmutzung unter Stress, fahren ihr Immunsystem hoch und produzieren spezielle Eiweiße, die sie vor den negativen Umwelteinflüssen schützen sollen. Auf diese Eiweiße aber reagieren Menschen mit einer Pollenallergie besonders stark. Zudem werden durch Luftverschmutzung die Schleimhäute ständig gereizt, was sie wiederum empfänglicher für Allergien macht. Ein Teufelskreis also.

"Auf jeden Fall sollte man den Arzt aufsuchen, wenn die Beschwerden trotz Allergietabletten oder anderer antiallergischer Behandlungen nicht nachlassen. Es gibt verschiedene Symptome, die bis hin zu einem allergischen Schock führen können. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, einen Arzt oder Allergologen aufzusuchen, um eine Allergiediagnostik und entsprechende Tests durchzuführen," erklärt Dr. Anette Zimpfer-Keese aus Mannheim, die in ihrem eigenen, inhabergeführten MVZ als Ärztin, Hautärztin und Allergologin arbeitet.


Dr. Anette Zimpfer-Keese

Dr. Anette Zimpfer-Keese


Medikamente gegen Heuschnupfen

Welche Medikamente lindern die Symptome? "Antiallergika, insbesondere klassische Antihistaminika. Wenn man weiß, dass es sich um eine Allergie handelt, gibt es verschiedene Nasensprays und Augentropfen, die ebenfalls helfen können. Einige dieser Präparate sind allerdings nicht auf Kassenrezept erhältlich," so Dr. Anette Zimpfer-Keese.

Bei vielen Menschen kann eine Immuntherapie die Leiden mildern. "Das ist ein großes Thema. Ich möchte auf die sogenannte Hyposensibilisierung eingehen. Diese ist vor allem bei Patienten mit starkem Heuschnupfen wichtig, insbesondere wenn ein sogenannter Etagenwechsel droht. Das bedeutet, dass der Heuschnupfen sich allmählich auf die Lunge ausweitet und Asthma entstehen kann. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, eine Immuntherapie durchzuführen."

Welche Pollen lösen Heuschnupfen aus?

Als besonders unangenehm gelten hierzulande Birkenpollen, die im Frühjahr in sehr großer Anzahl produziert und vom Wind bis zu 300 Kilometer weit geweht werden. Auch Hasel, Erle und Gräser zählen zu den stark allergenen Pflanzen. Für Pollenallergiker ist es in der Regel hilfreich, sich regelmäßig über bevorstehende Pollenflüge zu informieren. Auskunft geben die Pollenflugvorhersage des Deutschen Wetterdienstes und der Pollenflug-Kalender der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst gibt einen Überblick, wann bestimmte Pollen im Jahresverlauf Saison haben.

Einfache Maßnahmen bei Pollenallergie

Faustregel: Je weniger Kontakt mit Pollen, desto besser. Wichtig ist, die Pollen möglichst aus der Wohnung und insbesondere aus dem Schlafzimmer herauszuhalten. Denn dort reizen sie nachts die Schleimhäute.

  1. Fenster geschlossen halten: Am besten nur früh morgens oder nach einem Regenschauer lüften, wenn die Pollenkonzentration niedriger ist.
  2. Pollenfilter für Fenster und Auto: Spezielle Filter reduzieren die Pollenbelastung in Innenräumen und im Fahrzeug.
  3. Kleidung häufiger wechseln, denn Pollen setzen sich auch auf der Kleidung ab. Nach einem Aufenthalt im Freien hilft es, die Kleidung zu wechseln.
  4. Sonnenbrille tragen: Eine Brille schützt die Augen vor direkten Pollen.
  5. Vor dem Schlafengehen Haare waschen, zumindest aber gründlich ausbürsten: So wird vermieden, dass sich Pollen im Bett verteilen.
  6. Bettwäsche mindestens wöchentlich wechseln.
  7. Böden, Polstermöbel und Teppiche regelmäßig gründlich absaugen. Möbeloberflächen feucht abwischen.
  8. Wäsche nicht im Freien trocknen.


Frau liegt mit Taschentüchern auf Bett

Schwarzkümmelöl enthält entzündungshemmende und antiallergische Stoffe, die Allergiesymptome mildern können


Hausmittel gegen Heuschnupfen

Folgende Hausmittel helfen dabei, die Symptome zu lindern:

Eine tägliche Nasendusche mit Salzwasser reinigt die Nasenschleimhäute von Pollen und mildert Reizungen. Dosierung: 1 mg Kochsalz auf 100 Milliliter Wasser.

Wenn der Heuschnupfen auf die Augen übergreift, sie jucken und tränen, hilft Augentrostkraut. Dazu 300 Milliliter Wasser mit zwei Teelöffeln Augentrostkraut aufkochen und fünf Minuten ziehen lassen. Wattebäusche mit dem abgekühlten Aufguss tränken und 15 Minuten auf die geschlossenen Augen legen.

Schwarzkümmelöl: Enthält entzündungshemmende und antiallergische Stoffe, die Allergiesymptome mildern können. Eine frühzeitige Anwendung (drei Monate vor Pollenflug) von Schwarzkümmelöl ist ratsam um die immununterstützende Wirkung gezielt zur Prophylaxe zu nützen. Dosis: etwa 1 Teelöffel Öl pro Tag






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