Wirkt grüner Tee wirklich wie ein "natürliches Ozempic"?

© Freepik

Nicht nur auf TikTok kursieren viele Videos, die Grünen Tee als Abnehmmittel feiern

2. Juni 2025

Birgitta Dunckel

  • Health
  • Food

Wirkt grüner Tee wirklich wie ein "natürliches Ozempic"?

Abnehmen mit grünem Tee: In den sozialen Medien feiern User das Getränk als „natürliches Ozempic“. Aber ist es so wirksam wie die Abnehmspritze?

Grüner Tee gilt bereits seit Jahrhunderten als Diätmittel, im alten China wurde das Getränk schon vor 2.000 Jahren zur Gewichtsabnahme empfohlen. Aktuell wird es in den Sozialen Medien als „natürliches Ozempic“ gefeiert. In einigen Posts und Videos wird empfohlen, bis zu fünf Tassen pro Tag zu trinken.

Wer effektiv und zügig Gewicht reduzieren möchte, setzt in der Regel auf die Abnehmspritze Ozempic, bzw. auf deren Wirkstoff Semaglutid, welches mittlerweile auch in anderen Medikamenten wie beispielsweise „Wegovy“ dafür sorgt, dass man abnimmt. Das Erfolgsrezept der Abnehmspritzen: Semaglutid, ursprünglich für Patienten mit Diabetes Typ II entwickelt, ahmt das Darmhormon GLP-1 nach, das die Bauchspeicheldrüse anregt nach einer Mahlzeit Insulin freizusetzen – wodurch wiederum der Blutzucker gesenkt wird.


GLP-1 verlangsamt außerdem die Geschwindigkeit, mit der die Nahrung den Magen verlässt, und beeinflusst Hirnareale, die den Hunger regulieren. Kurzum: Dem Körper wird vorgegaukelt, dass man satt ist. Das Konzept klingt vielversprechend und hat Erfolg.

Die Langzeitfolgen sind allerdings noch nicht sicher erforscht, manchmal haben die Abnehmspritzen unangenehme Nebenwirkungen wie anhaltender Übelkeit, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall. Und: Spritzt man nicht mehr, kommt auch der Hunger wieder.

Grüner Tee: kein Gamechanger, aber ein sanfter Helfer

Ähnlich wie die Abnehmspritze soll auch grüner Tee die GLP-1-Produktion ankurbeln und den Blutzucker senken. Stimmt das?

Es gibt tatsächlich Untersuchungen, die zeigen, dass Grüntee-Extrakt den Blutzucker bei diabetischen Mäusen senken kann – deshalb haben einige Forschende die Theorie aufgestellt, dass das auch beim Menschen funktionieren könnte. Hier ist aber die Beweislage dünn:

Eine Studie, an der 92 Menschen mit Diabetes Typ II teilnahmen, deutet darauf hin, dass sich die GLP-1-Produktion von Menschen, die Grüntee-Extrakt einnahmen, und jenen, die ein Placebo bekamen, nicht nennenswert unterscheidet.


Tasse mit Grünem Tee

© Pexels

Grüner Tee: schlankmachende Wunderwaffe?

Grüner Tee hat moderate Effekte, aber lange nicht die Wirkungstiefe oder -verlässlichkeit wie Ozempic. Tatsächlich können viele Nahrungsmittel den GLP-1-Spiegel erhöhen, hinterher aber sinkt er genau so schnell wieder ab. Ozempic und ähnliche Medikamente verbleiben dagegen tagelang im Körper und sind weitaus wirksamer als das natürliche Hormon.

Das steckt in grünem Tee

Doch das Heißgetränk kann ein sanfter Helfer beim Kampf gegen die Pfunde sein: Verantwortlich dafür sind zwei Bestandteile des Grüntees: Koffein und starke Antioxidantien (Catechine). In Kombination mit Koffein regen Catechine die Wärmeproduktion im Körper an – das erhöht leicht den Kalorienverbrauch.


Sie verlangsamen die Aufnahme von Zucker aus dem Darm, was Heißhunger entgegenwirken kann. Außerdem neutralisieren sie freie Radikale und schützen Zellen vor oxidativem Stress – das ist gut für Haut, Gefäße und Stoffwechsel.

Wieviel grüner Tee täglich zum Abnehmen?

Wer grüne Tee zur Gewichtsreduktion in den Alltag integrieren möchte, sollte folgende Tipps beachten:

  • Die richtige Sorte wählen: Hochwertiger grüner Tee: z. B. Sencha, Gyokuro oder Matcha enthalten besonders viele Catechine. Matcha bietet den höchsten Gehalt an Antioxidantien, da das ganze (pulverisierte) Blatt konsumiert wird.
  • Zeitpunkt des Trinkens: Vor den Mahlzeiten (ca. 30 Min. vorher): kann leicht appetitzügelnd wirken und die Insulinreaktion dämpfen. Morgens & frühnachmittags: Das Koffein wirkt aktivierend, ohne den Schlaf zu stören.
  • Zubereitung: Wassertemperatur bei 70–80 °C (zu heiß zerstört die Wirkstoffe). Ziehzeit: 2–3 Minuten. Nicht mit Milch kombinieren – das hemmt die Wirkung der Catechine
  • Menge und Regelmäßigkeit: 2-4 Tassen pro Tag gelten als optimal. Am besten über Wochen regelmäßig trinken – die Wirkung baut sich langsam auf.
  • Kombination mit Bewegung & Ernährung: Die fettverbrennende Wirkung entfaltet sich besser in Kombination mit moderatem Sport und einer eiweißreichen und zuckerarmen Ernährung.
  • Hinweis: Wer empfindlich auf Koffein reagiert oder unter bestimmten Erkrankungen leidet (z. B. Magenreizungen, Eisenmangel), sollte grünen Tee mit Vorsicht genießen.


Mehr zum Thema

-