Dr. Andrea Gartenbach: Gesund alt werden - So funktioniert Prävention

28. April 2025

Christine Bürg, Marianne v. Waldenfels

  • Health

Dr. Andrea Gartenbach: Gesund alt werden - So funktioniert Prävention

Longevity-Expertin Dr. med. Andrea Gartenbach erklärt, welche präventiven Maßnahmen jeder Einzelne für ein langes und gesundes Leben ergreifen kann und welche Rolle Gentests dabei spielen

Gibt es einen Weg, den Alterungsprozess anzuhalten? Dieser Frage widmet sich der Reporter Jenke von Wilmsdorff gemeinsam mit seinem Sohn Jánik in seinem neuen Longevity-Experiment am 28. 4. 2025 auf ProSieben. Gleich nach der Ausstrahlung der Sendung "JENKE. Experiment. Unsterblich: Wollen wir für immer leben?" sprechen Jenke, sein Sohn Jánik und Dr. med. Andrea Gartenbach in "JENKE. LIVE." mit Viviane Geppert auf ProSieben darüber, was sie aus diesem Experiment in ihren Alltag mitgenommen haben.

Dr. med. Andrea Gartenbach ist Fachärztin für Innere- und Funktionelle Medizin, Expertin für Longevity, Gründerin, Speakerin und ehemalige Leistungssportlerin. Sie steht an der Spitze einer neuen Generation von Ärzten, denen es nicht nur darum geht, unsere Lebensdauer (Lifespan) an sich zu verlängern, sondern vor allem auch darum, die Zeit, in der wir unser Leben aktiv, fit, gesund und glücklich führen können (Healthspan), zu maximieren und zu optimieren.

Eine Ihrer Devisen lautet: Messen, machen, messen. Was genau meinen Sie damit?

Es ist doch am besten, wenn wir Daten haben und genau wissen, was unser Körper braucht, was unsere Zellen brauchen und wo wir zelluläre Prozesse unterstützen können. Und vor allen Dingen auch, wie viel wir von etwas brauchen. Wenn man dann nach einer bestimmten Zeit noch einmal testet, sieht man, wie viel der Körper eigentlich aufgenommen hat, es geht ja auch um Resorption und Interaktion.



Deswegen bin ich ein großer Fan von Daten und vom Messen, ob Blut, Speichel, Urin, Stuhl, ob über die Haut oder über Fragebögen, um dann eine personalisierte Strategie für den Patienten zu erstellen. Je mehr Daten wir da haben und je mehr wir wissen, desto genauer und effizienter können wir supplementieren oder therapieren.

Wie lange begleiten Sie in der Regel einen Patienten?

Das ist sehr individuell. Die meisten Patienten wünschen eine langfristige Begleitung, Gesundheit ist ja ein langfristiges Investment. Wir nennen es Private Health Management. Je früher wir damit anfangen, desto besser können wir agieren. Wir beginnen immer mit einem sogenannten Gesundheitsprofil. Also eine sehr tiefgehende Diagnostik mit all dem, was wir wissenschaftlich fundiert messen können und erstellen dann daraufhin eine Strategie.

Diese langfristige Strategie setzen wir in kurzen Sprints um. Wichtig ist eine richtig gute Prävention. Aber damit fängt man selten an, weil wir doch irgendwo immer irgendwas finden, was nicht ganz in der Balance ist. Wir haben ein tolles Netzwerk, hervorragende Ärzte, auf die wir zurückgreifen können, von denen wir uns Expertise für bestimmte Punkte holen.

Longevity ist ja gerade DAS Thema, aber eigentlich geht es um Prävention, oder?

Ja. Wir haben den Healthspan, die Gesundheitsspanne, und den Lifespan, die Lebensspanne. Letztere wird länger, statistisch gesehen. Aber die Gesundheitspanne nicht. Aber was bringt mir ein langes Leben, in dem ich gar keinen Spaß habe und die letzten 10 bis 12 Jahre unter Lebensqualität einschränkenden Erkrankungen leide? Da geht es nicht um allgemeine Erkrankung, die haben wir 30, 40 Jahre vorher schon. Stille Entzündungen, langsam sich erhöhende Blutdruckwerte, das merkt man nicht.

Dr. Andrea Gartenbach bei Jenke von Wilmsdorff: So wichtig ist Prävention

Manche sagen: Wofür muss ich denn meinen Blutdruck testen? Ich habe keine Symptome. Mag sein, aber Probleme mit dem Blutdruck kommen oft schleichend. Wir sammeln nach und nach mehr Fettmasse an und die Muskeln fangen langsam an, sich zurückzubilden. Vitamine, wie zum Beispiel das Enzym Q10 oder auch Kollagen, werden immer weniger produziert.



Für mich ist Longevity einfach ein anderes, tolles, modernes Wort, das nicht ganz so trocken ist und nicht ganz so mit Angst vergesellschaftet ist, wie Prävention. Viele Patienten und Patientinnen sind beim Thema Prävention ein bisschen ängstlich. Nach dem Motto: "Oh Gott, was ist, wenn sie was findet?"


Andrea Gartenbach

"Viele Patienten und Patientinnen sind beim Thema Prävention ein bisschen ängstlich", so Dr. Andrea Gartenbach

In welchem Alter fängt man idealerweise an, Check ups zu machen?

Mit 15 oder 16. Weil wir wissen, dass sich ab dann spätestens die Hormone verändern. Unsere Teenager leben ja in einer Welt, in dem sie auch durch die sozialen Medien großem psychischen Druck ausgesetzt sind. Diese emotionalen Themen haben natürlich einen riesigen Einfluss auf den Körper. Sympathikus und Parasympathikus. Die Verknüpfung von Hormonen mit dem Darm und dem Gehirn. Ich behandle einige Jugendliche, die eklatante Mikronährstoffmängel haben.

Die Umwelt und die Umweltbelastung haben auch großen Einfluß auf den Körper. Also: Wie wird Essen prozessiert? Waschmittel und Kosmetika … Mikroplastik gab es jetzt vor 30 Jahren noch nicht in der heutigen Form.



Meine Kinder sind klein, einer kommt in die zweite Klasse, die andere wird jetzt eingeschult. Sie beschäftigen sich mit Gesundheitsthemen schon in der Schule, das finde ich total spannend. Angefangen wird mit Ernährung. Wir versuchen, unseren Kindern, auch wenn sie noch klein sind, zu erklären, was es heißt, verantwortungsvoll mit sich selber und der Gesundheit umzugehen. Also je früher, desto besser.

Raten Sie allen Patienten zu einem Genetiktest?

Ja. Es gibt natürlich einen Unterschied, was für ein Test man macht. Man kann ein sogenanntes Full Genom Sequencing machen. Das ist in den letzten fünf Jahren deutlich günstiger geworden. Früher kostete so ein Test etwa 50.000 €, heute ungefähr 5.000 €. Davon halt ich etwas Abstand, denn es wirklich ja ständig weiter geforscht und in den nächsten Jahren wird dabei noch so viel mehr herauskommen.

Dr. Andrea Gartenbach: Beim Thema Longevity macht der Lifestyle 80 Prozent aus und die Genetik 20 Prozent

Was wirklich gut erforscht ist und gute Anhaltspunkte gibt, sind die Snips, also die Predictive Lifestyle Genetik. Meiner Meinung nach macht die Genetik allerdings bei Thema Langlebigkeit 20 Prozent aus und der Lifestyle 80 Prozent.

Gibt es Medikamente, die das Leben verlängern?

Ja. Rund um Metformin wird geforscht, auch das Thema "unterschiedliche Peptide" ist sehr, sehr spannend. Es gibt neue Zuckerformen, die untersucht werden, die einen ganz spannenden Impact auf das Entzündungen und Krebs. haben. Im Moment werden dazu Tierversuche durchgeführt, mit interessanten Ergebnissen, aber sind noch nicht ganz klar auf den Menschen übertragbar.

Wenn wir über Longevity Hacks sprechen geht es in der Regel um gesunden Schlaf und Regeneration, Bewegung, Ernährung und Mental Health. Was ist Ihr persönlicher Hack?

Es gibt keinen, den ich jedem raten kann, da jeder für sich herausfinden sollte, was seine Stärken und Schwächen sind. Meine Emotionen sind meine Stärke und meine Schwäche zugleich. Ich habe viel Energie und bin sehr begeistert und ein extrem positiv denkender Mensch, der immer Lösungen für Dinge sucht. Das kann natürlich auch mal herausfordernd sein, weil man sehr emotional unterwegs ist.



Mir fällt es relativ schwer, zu meditieren und in die Ruhe zu kommen. Ich brauche so etwas wie Klangschalen und Breath Work, damit ich runterkomme und meiner Genetik, die da mit hineinspielt, eins auswischen kann.



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