12. März 2025
Margit Hiebl
Ein ganzes Wochenende ging es um interdisziplinären Austausch, spannende Keynotes und intensive Diskussionen. Von der Zukunft der Spitzenmedizin über die Rolle der digitalen Transformation bis zu den neuesten Entwicklungen in Prävention und Innovation
Herzlich willkommen zur PMC CONFERENCE 2025 hieß es am Tegernsee. Same procedure … möchte man fast sagen, denn das erste Treffen des Jahres im Hotel Bachmair Weißach hat Tradition. Wie immer kommen hier Mitglieder des Netzwerks zum interdisziplinären Erfahrungsaustausch zusammen und berichten über neue Entwicklungen in ihren jeweiligen Fachbereichen.
Und doch war wieder vieles neu: Denn Premium Medical Circle wächst! In diesem Jahr konnten wir vier weitere Fachrichtungen begrüßen: Kardiovaskuläre Medizin, Moderne Bauchchirurgie, Gynäkologie und Psychische Gesundheit. Neben den Vorträgen gab es wie immer hochkarätige Key Notes mit interessanten Aspekten, die jeder in seinen Klinik- oder Praxisalltag mitnehmen kann.
Und weil es so viel zu sagen und erfahren gibt, begann die Konferenz schon am Freitagnachmittag. Nach der Begrüßung durch CEO & Founder Stephanie Neureuter und der Vorstellung des neugestalteten Mitgliederbereichs „myPMC“ auf der Premium Medical Circle Website ging es medizinisch in medias res.
In seinem Vortrag „Faszination Hornhautchirurgie“ sprach Augenarzt Raphael Neuhann über eine Disziplin, die eine enorme Expertise erfordert und nur selten angeboten wird: Die Hornhauttransplantation.
Raphael Neuhann
Dr. Paul Schuh, Dr. Christoph Wenninger
Danach berichteten Implantologe Dr. Christoph Wenninger und Zahnarzt Dr. Paul Schuh, welche Möglichkeiten Digitalisierung in ihrem Bereich eröffnet: Neue bildgebende Verfahren führen in der funktionellen wie in der ästhetischen Zahnmedizin zu deutlich mehr Präzision, Sicherheit und Komfort – für PatientInnen wie BehandlerInnen.
Diese ersten Insights lieferten schon Stoff für lebhafte Diskussionen beim anschließenden Dinner im Restaurant Gasthof zur Weissach.
Prof. Dr. Dominik Pförringer vor dem Hotel Bachmair Weißach
Der Samstagmorgen startete mit einer Keynote von Amanda Cardwell Carones. Die Mitgründerin von „Ophtalpreneurs“, einer Community für Fachleute im Bereich privater Augenheilkunde. Ihr Thema: „Praxisstrategie & Patientenbindung“. Ihre Message: „Put yourself in your patients‘ shoes and break free from status quo“.
Anschließend stellten sich drei neue Fachrichtungen im Premium Medical Circle vor: Kardiovaskuläre Medizin, Moderne Bauchchirurgie und Psychische Gesundheit.
Für den ersten Bereich gab Herzchirurg PD Dr. Ferdinand Vogt, leitender Oberarzt Herzchirurgie in der Artemed Klinikum München Süd, einen Einblick in die neuen Entwicklungen in seinem Fach. Unter anderem die minimal-invasive, Katheter gestützte Therapien von Herzklappendefekten (z.B. das TAVI-Verfahren), die heute häufig „off-pump“ am schlagenden Herzen durchgeführt werden. So werden Risiken minimiert, die Aufenthaltszeiten auf der Intensivstation und in der Klinik verkürzt, die Rekonvaleszenz verläuft schneller. Denn am wichtigsten ist es, so Vogt, den Patienten rasch wieder in seinen Alltag einzugliedern.
Herzchirurg PD Dr. Ferdinand Vogt, leitender Oberarzt Herzchirurgie in der Artemed Klinikum München Süd
Das ist auch das Ziel eines innovativen Klinikprogrammes, das Prof. Dr. Franz Bader, ärztlicher Direktor des Isarklinikums München, in seinem Vortrag „ERAS meets Robotik“ vorstellte. ERAS steht für „Enhanced Recovery After Surgery“, sinngemäß „beschleunigte Erholung nach der Operation“. Die Idee: Mithilfe von multimodalen, interdisziplinären Konzepten beginnt die Reha schon vor der OP, damit Patientinnen und Patienten möglichst fit in den Eingriff gehen.
„Better in, better out“ ist die Devise. Dazu trägt auch die Robotik bei. Genauer gesagt: Roboterassistierte minimalinvasive Chirurgie. Sie ermöglicht Chirurginnen und Chirurgen ein äußerst präzises Arbeiten, weil z.B. jedes noch so kleine normale menschliche Zittern herausgefiltert wird. Zudem können die feinen Roboterarme, die die ärztlichen Hände quasi verlängern, in engsten Räumen und in allen Richtungen agieren. So wird schonender operiert, was sich positiv auf die Rekonvaleszenz auswirkt. Bei allem Support durch KI und Robotik muss aber, wie beide Redner hervorhoben, immer ein Gedanke ganz oben auf die Liste gesetzt werden: die Fürsorge.
Prof. Dr. Franz Bader, ärztlicher Direktor des Isarklinikums München
Fürsorge ist auch, sich um Mental Health zu kümmern. Denn der Anteil psychischer Erkrankungen an Arbeitsunfähigkeiten hat sich seit 2000 verdoppelt, wie die Referenten aus dem Bereich Psychische Gesundheit Prof. Dr. Andreas Menke (ärztlicher Direktor der Fachklinik für Psychosomatik Medical Park Chiemseeblick) und Trauma-Experte Prof. Dr. Roland Weierstall-Pust berichteten.
Thema ihres Vortrags: „Precision Medicine in der Behandlung von psychischen Erkrankungen“. Hier gibt es interessante Ansätze, wie z.B. genetische Diagnostik, die eine äußerst präzise Pharmakotherapie ermöglicht. Auch wird KI in allen Bereichen eine größere Rolle einnehmen: Ob bei Sprachanalysen und Emotionserkennung, digitalen Simulationen von Halluzinationen, KI-gestützten Therapien oder der Textanalyse medizinischer Berichte.
Prof. Dr. Roland Weierstall-Pust, Stephanie Neureuter, Prof. Andreas Menke
Um Wahrnehmung ging es im Vortrag „Optische Illusionen in der Plastischen Chirurgie“ von Dr. Caroline Kim. Anhand von Beispielen aus der Gestalttherapie machte sie anschaulich, wie sehr das Auge sich täuschen lässt. Und wie plastische Chirurgie sich das zunutze machen kann. Denn manchmal bewirkt ein kleiner Eingriff an einer Stelle eine große optische Verbesserung an anderer Stelle – weil es z.B. die Symmetrie optimiert. Das Take-away: Perspektivenwechsel und schrittweises Vorgehen sind sinnvoll.
Dr. Caroline Kim
Interessante Insights und Aspekte lieferten die Vorträge, mit denen sich die Konferenz-Partner Doctolib und Avea vorstellten. Avea hat sich der Optimierung des Healthspans – wie man länger gesund leben kann - durch wissenschaftlich fundierte Supplements verschrieben.
Die Plattform Doctolib unterstützt inzwischen europaweit fast eine halbe Million Gesundheitsfachkräfte mit digitalen Lösungen in ihrem Arbeitsalltag – auch verwaltet jeder vierte Deutsche inzwischen seine Arzttermine über das Portal. Doch auch hier wird noch an weiteren wirkungsvollen Lösungen für Gesundheitsteams und Patientinnen und Patienten getüftelt.
Am Ende eines informativen Tages stand noch ein spannendes Thema an: Zukunftsmedizin. In seiner Keynote gab Thomas Schulz, Bestseller-Autor und Silikon-Valley-Kenner, einen Einblick in den aktuellen Stand der Tech-Forschung. Und wie sie in nicht allzu ferner Zukunft Krankheiten besiegen und unser Leben verlängern will. Eins ist sicher: Der Stand von heute ist schon längst überholt.
What a journey! So fasste auch Prof. Dr. Dominik Pförringer, der wie immer versiert und pointiert durchs Programm führte, die Konferenztage zusammen. Ein fachübergreifender Wissensaustausch und viele wertvolle Impulse, wie sie auch die Mitglieder des Premium Medical Circle gemeinsam immer wieder setzen wollen. Und jede Menge Gesprächsstoff fürs festliche Abschlussdinner im Freihaus Brenner am Tegernsee. Hier kam zudem der Genuss nicht zu kurz – auch ein Ausdruck von (Selbst-)Fürsorge. Schöner kann ein Netzwerkgedanke nicht gelebt werden.