Prof. Dr. Roland Weierstall-Pust

… ist der Leitsatz von Prof. Dr. Roland Weierstall-Pust. Und diese Offenheit spürt man sofort, wenn man die Praxisräume des Psychologen und Psychologischen Psychotherapeuten im Frankfurter Nordend betritt. Sie liegen in einem vielfältigen Viertel, das durch imposante Gründerzeitbauten geprägt ist, und strahlen den Charme und die Atmosphäre einer klassischen Altbau-Psychotherapiepraxis aus. Unaufgeregtes Understatement – ein Umstand, den seine Patient:innen zu schätzen wissen. Sie fühlen sich im Vergleich zu seiner früheren Praxis im hochmodernen und geschäftigen Bankenviertel der Main-Metropole deutlich mehr angekommen – oder besser gesagt: herausgekommen – aus dem, was sie täglich umgibt und sie vielleicht gerade zu ihm geführt hat. Und da sieht Weierstall-Pust auch die Verbindung zu seiner Tätigkeit: „Bei der Psychotherapie geht es darum, einen Raum vorzufinden, in dem man mit all seinen Bedürfnissen und Anteilen angenommen und wertgeschätzt wird.“

Menschen auf ihren Lebenswegen begleiten zu dürfen und die Einladung zu erhalten, bei der Bewältigung von Herausforderungen an ihrer Seite zu stehen, empfindet Weierstall-Pust als großes Geschenk. Besonders bereichernd findet er auch, dass er in der gesamten Breite seines Faches tätig sein darf: zum einen als Psychotherapeut und Berater für Privatpersonen sowie in Institutionen oder Unternehmen; zum anderen als Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Medical School Hamburg sowie als Dozent und Supervisor in der Ausbildung von Gesundheitsexpert:innen. Auch als Gutachter, beispielsweise am IStGH in Den Haag, ist er aktiv.

Als leidenschaftlicher Entwickler konnte er Hochschul- und Klinikstrukturen mitprägen, wie in seiner beruflichen Station als Direktor für Forschung und Unternehmensentwicklung bei der Oberberg Klinikgruppe. International ist er als Wissenschaftler mit Projekten im In- und Ausland vertreten. Er gilt als anerkannter Experte im Bereich Stress– und Traumafolgestörungen. Hier arbeitet er unter anderem mit Traumaüberlebenden aus verschiedenen Kulturen, Ländern und Post-Konflikt-Settings wie Uganda, Ruanda, Burundi, Kamerun, Afghanistan, Kolumbien, Libanon oder Südafrika. Zudem hat er zahlreiche Publikationen in internationalen wissenschaftlichen und öffentlichen Medien vorzuweisen.

Sein Beruf ist eine stetige, dynamische Entdeckungsreise, sagt er, die ihm als Hochbegabten (Lifetime Member der Triple Nine Society für Hochbegabung) auch die Möglichkeit bietet, sich ständig weiterzuentwickeln und fachlich wie menschlich inspiriert zu werden.

Gelebtes Wissen, das er auch in einen seiner Therapieschwerpunkte einbringt: Nicht wenige seiner Klient:innen, die deutschlandweit zu ihm finden, sind selbst hochbegabt oder haben aufgrund ihrer Talente den Weg in exponierte Positionen gefunden. Weitere Schwerpunkte sind Trauma- und Stressfolgen, Burnout, Depressionen, Ängste, Trauerprozesse sowie Persönlichkeitsstörungen.

Evidenzbasiertes Arbeiten und Offenheit für alles, was jemand mitbringt – das kennzeichnet seine Auffassung von Therapie. Welcher Ansatz und welches Modell infrage kommen, lotet er gemeinsam mit seinen Patient:innen aus, passend zum Störungsbild und zu den Lebensumständen. Möglich sind dabei klassische ambulante Einzel– oder Doppelsitzungen oder auch eine hochintensive und effiziente Intervallbehandlung über einen kompakten Zeitraum, ein Angebot, das besonders von Klient:innen geschätzt wird, die nicht im Rhein-Main-Gebiet leben. Therapieangebote können ergänzend auch online oder in hybrider Form, kombiniert mit Face-to-Face-Sitzungen, stattfinden.

Wichtig sind ihm im Umgang mit seinen Patient:innen Augenhöhe, Authentizität und Achtsamkeit. Auch eine Prise Humor darf nicht fehlen – und eine große Portion Menschenliebe: „Ich habe ein ausnahmslos positives und humanistisch geprägtes Menschenbild“, so Weierstall-Pust, „und ich glaube an die Entwicklung und Entfaltung von Potenzialen in Beziehung – mit sich selbst und mit anderen.“

Prof. Dr. Weierstall-Pust setzt auf Prävention, denn psychische Probleme können jeden jederzeit treffen. „Für die menschliche Psyche gilt das Gleiche wie für andere Bereiche im Leben: Je einseitiger und extremer etwas wird, desto inflexibler wird es“, erklärt der Mediziner. „Das kann zwar in einer bestimmten Umgebung gut angepasst sein, doch verändert sich diese und wird eine andere Facette gefordert, kann aus dem, was bislang gut funktionierte, plötzlich eine signifikante Dysfunktionalität entstehen – wenn eine Person nicht die entgegengesetzte Facette zu ihrer bisherigen Strategie bedienen kann.“ Psychische Probleme sind dann die Folge.

Wie kann vorgebeugt werden? „Die Lösung liegt darin, die Balance zwischen unterschiedlichen Polen zu finden, diese zu integrieren und die Spannung, die hieraus entsteht, zu halten: Kopf und Bauch, Analytik und Intuition, Autonomie und Bindung, Kontrolle und Vertrauen, Disziplin und Lustorientierung, dies sind nur einige Beispiele.“ In seiner Arbeit setzt er auf das Prinzip der Dialektik, „also der Fähigkeit, entgegengesetzte Pole in ein funktionales Gleichgewicht zu bringen. Nur so können sie flexibel und dynamisch in ihre funktionale Entfaltung kommen.“ Für Roland Weierstall-Pust ist dies die Grundlage für eine nachhaltig stabile Psyche und Resilienz.

Und wie findet er seine persönliche Work-Life-Balance? Da steht ganz oben: Zeit mit der Familie zu verbringen, zu der auch ein Hund gehört. Wie könnte es auch anders sein: ein Therapiehund, mit dem er auch gerne trainiert oder einfach den Moment genießt. Ausgleich findet er zudem beim Sport oder im Urlaub im Norden – etwa an seiner geliebten Nordsee. Die Verbundenheit mit seinem früheren Lebensmittelpunkt hat er auch durch den Leuchtturm in seinem Praxislogo verankert. Zweites Element sind die Koordinaten von Frankfurt, dem Ort, an dem er sich jetzt niedergelassen hat.