Unerfüllter Kinderwunsch

Unerfüllter Kinderwunsch

Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch

In Deutschland bleibt jedes 10. Paar ungewollt kinderlos. Eine eingeschränkte Fruchtbarkeit bzw. Unfruchtbarkeit betrifft Frauen und Männer gleichermaßen. Die Gründe dafür können vielfältig sein: Neben körperlichen Ursachen wie hormonelle Störungen oder dem Funktionsverlust der Eierstöcke sowie diversen externen Einflüssen wie Rauchen oder Stress ist auch das gestiegene Alter der Frau bei der Planung der ersten Schwangerschaft ein häufiger Grund dafür, dass immer mehr Paare betroffen sind.

 

Medizinisch lassen sich viele Fertilitätsstörungen behandeln, und auch die Methoden der menschlichen Fortpflanzungsmedizin (humane Reproduktionsmedizin) entwickeln sich ständig weiter, sodass ungewollte Kinderlosigkeit kein unabänderliches Schicksal bleiben muss. Beim unerfüllten Kinderwunsch gibt es daher verschiedene Schritte und Optionen, die in Betracht gezogen werden können.

 

Medizinische Abklärung

Der erste Schritt ist ein Termin beim Frauenarzt, um mögliche Ursachen abklären zu lassen. Dazu wird nach körperlichen Ursachen gesucht, die unter anderem Störungen der Eierstöcke, Verwachsungen oder andere Fehlbildungen der Eierstöcke, Endometriose, nicht behandelte Infektionen sowie hormonelle Störungen sein können.

 

Zu den diagnostischen Maßnahmen gehören eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke und der Gebärmutter, die Hormonbestimmung, mikrobiologische Untersuchungen bei Verdacht auf Genitalinfektionen, die Prüfung eines Eisprungs und die Durchgängigkeit der Eileiter. Liegt nach allen Untersuchungen ein Ergebnis vor, wird der Frauenarzt gemeinsam mit dem Paar die passende Therapie bzw. das weitere Vorgehen besprechen.

 

Zyklusdiagnostik mithilfe von Hormonlabor

Die Zyklusdiagnostik mit Hormonlabor ist ein wesentlicher Bestandteil, um die Ursachen eines unerfüllten Kinderwunschs zu untersuchen. Sie hilft, den Hormonhaushalt zu analysieren und mögliche Störungen des weiblichen Zyklus oder hormonelle Probleme beim Mann zu erkennen. Zunächst wird in einer Anamnese der individuelle Zyklus besprochen: Wie lange dauert der Zyklus, ist er regelmäßig, kommt es zu Zwischenblutungen etc. Auch Vorerkrankungen oder mögliche familiäre Vorbelastungen werden erfragt.

 

Mit der Hormonanalyse im Blut wird der Hormonspiegel je nach Zyklusphase an bestimmten Tagen gemessen. Wichtige Parameter sind dabei die frühe Follikelphase (Tag 1–5), die unter anderem Auskunft über die Eizellreifung und die Aktivität des heranreifenden Follikels gibt. In der Lutealphase (21. Tag) wird angezeigt, ob ein Eisprung stattgefunden hat und ob die Empfängnisbereitschaft also erhöht ist.

 

Zyklusmonitoring mit dem Ultraschall

Das Zyklusmonitoring mit Ultraschall dient der genauen Beobachtung des weiblichen Menstruationszyklus und der Beurteilung der Fruchtbarkeit. Dabei wird der Zyklus in Echtzeit begleitet, um zu überprüfen, ob und wann ein Eisprung stattfindet. Zudem werden das Follikelwachstum kontrolliert und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut bewertet, um festzustellen, ob sie optimal für eine Einnistung vorbereitet ist. Weitere Ziele sind die Diagnose von Zyklusstörungen und die Bestimmung der fruchtbaren Tage, um den besten Zeitpunkt für Geschlechtsverkehr festzulegen.

 

Wie läuft das Zyklusmonitoring genau ab?

Beim ersten Termin (Zyklustage 2–5) werden die Eierstöcke sowie die Follikel kontrolliert und die Schleimhaut der Gebärmutter überprüft. In den Zyklustagen 8–14 werden das Follikelwachstum beobachtet, die Follikelgröße gemessen und die Gebärmutterschleimhaut bewertet. Bei der darauffolgenden Eisprungüberwachung kann der Eisprung durch Ultraschall sichtbar gemacht werden; bei Bedarf kann er auch medikamentös ausgelöst werden. In der späten Zyklusphase (Tag 21) wird kontrolliert, ob der Eisprung stattgefunden hat und die Gebärmutter für eine Einnistung bereit ist. Der Vorteil des Monitorings liegt in der präzisen Überwachung des Zyklus in Echtzeit, und es ist nichtinvasiv und schmerzfrei.

 

Abklärung von Sterilitätsfaktoren und Funktionsstörungen bei Frau und Mann

Die Abklärung von Sterilitätsfaktoren und Funktionsstörungen bei Frau und Mann erfolgt systematisch und umfasst medizinische Untersuchungen, Labortests und bildgebende Verfahren. Ziel ist es, die Ursache des unerfüllten Kinderwunschs zu identifizieren, um geeignete Behandlungsmaßnahmen einzuleiten.

 

Bei der Frau werden neben der gynäkologischen Anamnese, den Hormonuntersuchungen (u. a. Progesteron, Östradiol, Prolaktin und Schilddrüsenhormon), dem Zyklusmonitoring, der bildgebenden Diagnostik (u. a. Ultraschall, Röntgenuntersuchung der Gebärmutter und Eileiter sowie Hysteroskopie) und der Infektionsdiagnostik auch genetische Tests durchgeführt. Dabei wird besonders nach genetischen Anomalien gesucht.

 

Beim Mann wird nach der Anamnese (Lebensstil, frühere Erkrankungen, sexuelle Gesundheit und Familiengeschichte) ein Spermiogramm angefertigt, das Aufschluss über die Spermienqualität und -quantität gibt. Eine Hormonuntersuchung bewertet unter anderem den Status von Testosteron sowie Prolaktin, dessen erhöhter Wert sowohl die Libido als auch die Spermienproduktion beeinträchtigen kann. Per Ultraschall werden die Hoden untersucht, und durch genetische Untersuchungen lassen sich Ursachen wie beispielsweise die Mukoviszidose-Genmutation bei Verdacht auf fehlende Samenleiter analysieren. Das Ausschließen von Infektionen (z. B. Chlamydien oder Prostatitis) gehört ebenfalls zum Verfahren.

 

Die Künstliche Befruchtung

Die künstliche Befruchtung umfasst verschiedene medizinische Verfahren, bei denen Eizellen und Spermien zusammengebracht werden, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen. Die Methoden umfassen:

 

Intrauterine Insemination (IUI)


Bei der IUI werden die Spermien mithilfe eines Katheters direkt in die Gebärmutter eingeführt, um die Befruchtung zu erleichtern. Die Spermien werden zuvor im Labor aufbereitet, das heißt, es werden nur die beweglichen und gesunden ausgewählt. Der optimale Zeitpunkt liegt kurz vor oder während des Eisprungs.

 

In-vitro-Fertilisation (IVF)


Bei der IVF findet die Befruchtung der Eizelle außerhalb des Körpers im Labor statt. Dafür werden mehrere Eizellen durch hormonelle Stimulation zur Reifung gebracht und unter Narkose über die Scheide entnommen. Die Eizellen werden anschließend im Labor mit den Spermien in einer Nährlösung zusammengebracht, wo sich die Embryokultur 2–5 Tage entwickeln kann. Beim Embryotransfer werden ein oder mehrere Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt.

 

Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)


Bei der ICSI wird eine einzelne Spermie mithilfe einer hauchdünnen Glasnadel direkt in die Eizelle injiziert. Diese Methode wird bei allen reifen Eizellen angewandt.

 

Wie erfolgreich ist eine künstliche Befruchtung?

Die Erfolgsrate aller Methoden hängt von Faktoren wie dem Alter der Frau, der Spermienqualität und der Ursache der Unfruchtbarkeit ab. Die durchschnittliche Schwangerschaftsrate pro Zyklus beträgt bei der IUI 10–15 Prozent, bei der IVF bis zu 40 Prozent und bei der ICSI zwischen 25 und 40 Prozent. Für ein erfolgreiches Ergebnis sind meist mehrere Behandlungszyklen notwendig.

 

Was ist Social Freezing?

Als Social Freezing bezeichnet man die vorsorgliche Konservierung von Eizellen (Kryokonservierung), um Frauen die Möglichkeit zu geben, ihre biologische Fruchtbarkeit für einen späteren Zeitpunkt zu bewahren.

 

Für wen ist Social Freezing sinnvoll?

Ursprünglich wurde diese Methode aus medizinischen Gründen wie einer bevorstehenden Chemotherapie oder bei Endometriose entwickelt; inzwischen wird sie auch aus sozialen oder beruflichen Gründen genutzt. Es richtet sich vor allem an Frauen zwischen 25 und 35 Jahren, die eine klare Perspektive haben, den Kinderwunsch zu einem späteren Zeitpunkt zu realisieren, oder an Frauen, die ihre Fruchtbarkeit unabhängig von einem Partner sichern möchten. Auch bei einer stabilen Partnerschaft ist es möglich, schon befruchtete Eizellen einzufrieren, um diese zu einem späteren Zeitpunkt einsetzen zu lassen. Das erhöht vor allem bei dann älteren Paaren die Erfolgschancen.

 

Der Ablauf von Social Freezing

Nach einem Beratungsgespräch und einer Voruntersuchung (u.a. Hormonstatus, Ultraschall der Eierstöcke und Tests auf Infektionskrankheiten) erfolgt die hormonelle Stimulation, um die Reifung mehrerer Eizellen in einem Zyklus zu fördern. Unter Narkose werden die Eizellen mithilfe einer feinen Nadel aus den Eierstöcken entnommen (Follikelpunktion), idealerweise in einer Menge von 10–20 Eizellen. Diese Eizellen werden durch die sogenannte Vitrifikation (schnelles Gefrierverfahren) konserviert und können in flüssigem Stickstoff bei -196 °C über Jahre hinweg aufbewahrt werden.

 

Wenn später ein Kinderwunsch besteht, werden die Eizellen aufgetaut und durch eine In-vitro-Fertilisation (IVF) befruchtet. Nach Befruchtung und Embryokultur wird der Embryo in die Gebärmutter eingesetzt. Die durchschnittliche Schwangerschaftsrate pro eingefrorenem Eizellenzyklus liegt in der Regel bei 25–50 % (abhängig von der Anzahl und Qualität der Eizellen).

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