Tumorerkrankungen und Nachsorge

Tumorerkrankungen und Nachsorge

Tumorerkrankungen in der Gynäkologie

Tumorerkrankungen in der Gynäkologie betreffen die weiblichen Geschlechtsorgane. Sie können die Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter, Gebärmutterhals, Vagina oder die Vulva betreffen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Heilungschancen zu erhöhen und Komplikationen zu vermeiden.

 

Bösartige Tumoren in der Gynäkologie

 

Mammakarzinom

Das Mammakarzinom ist der medizinische Begriff für Brustkrebs. Es handelt sich um einen bösartigen Tumor, der in den Zellen des Brustdrüsengewebes entsteht. Brustkrebs ist nach wie vor die häufigste Krebserkrankung bei Frauen – rund 70.000 Frauen in Deutschland erhalten jährlich diese Diagnose. 
Veränderungen im Brustgewebe können harmlos sein, aber auch Vorstufen von Brustkrebs (Präkanzerosen) darstellen. Dank moderner Untersuchungsverfahren lassen sich diese Vorstufen häufig an kleinen Kalkablagerungen gut erkennen. Dennoch ist wichtig zu wissen: Nicht immer entwickeln sich diese Vorstufen zwangsläufig zu Brustkrebs.

 

In 70–80 Prozent geht der Brustkrebs von den Milchgängen aus. Man spricht in diesen Fällen von einem duktalen Mammakarzinom. Bei einem lobulären Mammakarzinom hat der Brustkrebs seinen Ursprung in den Milchdrüsen. Ein lobuläres Mammakarzinom tritt in 10–15 Prozent der Brustkrebsfälle auf. Die typischen Symptome des Mammakarzinoms sind unter anderem Veränderungen der Brustgröße oder -form, Knoten oder Verhärtungen in der Brust oder Achselhöhle, Einziehungen der Haut (Dellenbildung) oder Veränderung der Brustwarze.

 

Diagnose
des Mammakarzinoms

Zunächst erfolgt das Abtasten der Brust und der Achselhöhle durch den Arzt. Bei der Mammographie – der Standardmethode zur Früherkennung – werden Röntgenaufnahmen der Brust angefertigt. Ergänzend dazu kann per Ultraschall besonders dichtes Brustgewebe überprüft werden. Bei familiärer Belastung oder einem unklaren Befund kann auch ein MRT angeordnet werden. Bei der Biopsie werden Gewebeproben zur histologischen Untersuchung entnommen, um die Diagnose Brustkrebs final zu bestätigen.

 

Therapie des Mammakarzinoms

Die operative, brusterhaltende Therapie (BET) zielt darauf ab, ausschließlich den Tumor zu entfernen. Im Gegensatz dazu umfasst die Mastektomie die Entfernung der gesamten Brust. Bei der Sentinel-Lymphknotenbiopsie wird der erste Lymphknoten entnommen, um ihn auf mögliche Streuungen neuer Metastasen zu untersuchen. Die Strahlentherapie wird meist nach brusterhaltenden Operationen eingesetzt, um das Rezidiv (Rückfallrisiko) zu minimieren.

 

Bei der systemischen Therapie kommen wiederum verschiedene Therapieansätze zum Einsatz, beispielsweise eine Chemotherapie bei aggressiven Tumoren oder eine Hormontherapie bei hormonabhängigem Brustkrebs. Je nach Tumorstadium und Tumortyp sowie dem Zeitpunkt der Erkennung liegen die Heilungschancen recht gut. Im Frühstadium liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 90 bis 95 Prozent, im fortgeschrittenen Stadium bei bis zu 50 Prozent.

 

Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs)

Der Krebs des Gebärmutterhalses wird oft durch eine HPV-Infektion verursacht. Die Symptome äußern sich in Zwischenblutungen, ungewöhnlichem Ausfluss oder Kontaktblutungen beim Geschlechtsverkehr. Die Diagnose erfolgt durch eine gynäkologische Untersuchung, den Pap-Test, einen HPV-Test oder eine Kolposkopie mit Biopsie des Gewebes.

 

Wird das Zervixkarzinom in einem Frühstadium erkannt, entscheidet sich der Arzt für eine Konisation (kegelförmiges Ausschneiden der Portio) oder eine einfache Hysterektomie (Entfernung des Gebärmutterkörpers). Im fortgeschrittenen Stadium kommt eine radikale Hysterektomie (Entfernung der gesamten Gebärmutter), eine Strahlentherapie oder eine Chemotherapie infrage.

 

Endometriumkarzinom (Gebärmutterkörperkrebs)

Das Endometriumkarzinom ist ein bösartiger Tumor, der in der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) entsteht und vor allem Frauen nach den Wechseljahren betrifft. Die Erkrankung wird oft früh erkannt, da sie sich häufig durch vaginale Blutungen bemerkbar macht. Das Endometriumkarzinom wird dabei in zwei Haupttypen unterteilt. Das Typ-I-Karzinom entsteht durch einen Östrogenüberschuss, entwickelt sich meist aus Hyperplasie der Gebärmutterschleimhaut (übermäßiges Wachstum der Drüsenzellen), wächst jedoch sehr langsam und hat eine bessere Prognose in Bezug auf Heilung.

 

Das Typ-II-Karzinom ist hingegen nicht hormonabhängig und tritt als aggressivere Form mit höherem Metastasierungsrisiko auf. Diagnostiziert wird es durch eine gynäkologische Untersuchung, Ultraschall, Endometriumbiopsie, Hysteroskopie oder durch Tumormarker. Im fortgeschrittenen Stadium sind Strahlentherapie oder Chemotherapie erfolgversprechend, während im Anfangsstadium das befallene Gewebe in der Regel nur operativ entfernt wird.

 

Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs)

Dieser bösartige Tumor der Eierstöcke wird leider oft spät diagnostiziert, da die Symptome recht unspezifisch sind: Bauchschmerzen, Völlegefühl und ein vermehrter Harndrang. Mit Ultraschall, CT oder MRT kann er jedoch gut diagnostiziert werden. Das Ovarialkarzinom wird immer operativ entfernt, sehr oft in Kombination mit einer Chemotherapie.

 

Tubenkarzinom (Eileiterkrebs)

Das Tubenkarzinom ist ein bösartiger Tumor der Eileiter (Tubae uterinae). Es handelt sich um eine seltene gynäkologische Krebserkrankung, die etwa 1–2 % aller bösartigen Tumoren im weiblichen Genitalbereich ausmacht. Häufig wird es erst spät diagnostiziert, da die Symptome unspezifisch sind und es lange Zeit unbemerkt bleiben kann.

 

Das Tubenkarzinom ähnelt in seiner Biologie und Ausbreitung dem Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) und wird oft gemeinsam mit diesem behandelt. Dennoch gibt es Symptome wie zum Beispiel unregelmäßige Blutungen, Unterbauchschmerzen oder Bauchschwellungen, die auf ein Tubenkarzinom hinweisen können. Erkannt wird diese Krebsart durch einen transvaginalen Ultraschall, Tumormarker im Blut, bildgebende Verfahren oder einer Biopsie. Die Behandlung des Tubenkarzinoms orientiert sich an der Therapie des Ovarialkarzinoms.

 

Vulvakarzinom

Ein Vulvakarzinom ist eine seltene Krebserkrankung der äußeren Geschlechtsorgane. Hinter dem Begriff können sich verschiedene Krebsarten verbergen, die von unterschiedlichen Zellen der Genitalregion ausgehen. Betroffen sind meist die großen Schamlippen, seltener auch die kleinen Schamlippen oder die Klitorisregion. Meist wird das Vulvakarzinom jedoch erst symptomatisch, wenn es klinisch sichtbar ist. Dann finden sich spürbare Knoten oder Geschwüre mit blumenkohlartiger Oberfläche.

 

Frühsymptome sowohl beim Vulvakrebs als auch bei seinen Vorstufen sind oft unspezifisch oder fehlen; meist macht sich diese Krebsart erst durch Juckreiz, Schmerzen und Hautveränderungen bemerkbar. Diagnostiziert wird es per Biopsie. Die Therapie sieht immer eine operative Entfernung des Tumors vor, im fortgeschrittenen Stadium auch eine Strahlentherapie.

 

Vaginalkarzinom

Das Vaginalkarzinom ist ein seltener bösartiger Tumor der Scheide (Vagina). Es macht weniger als 3 % der gynäkologischen Krebserkrankungen aus und tritt vor allem bei Frauen über 60 Jahren auf. Das Vaginalkarzinom kann entweder primär in der Vagina entstehen oder eine Metastase (Tochtergeschwulst) eines anderen Tumors (z. B. Gebärmutterhalskrebs) sein. Die Risikofaktoren für das Vaginalkarzinom sind unter anderem eine Infektion mit humanen Papillomaviren, besonders den Hochrisikotypen 16 und 18, eine Vorgeschichte von Gebärmutterhalskrebs und ein hohes Alter.

 

Im Frühstadium verursacht das Vaginalkarzinom oft keine Beschwerden, und Symptome treten meist erst im fortgeschrittenen Stadium auf: z. B. in Form von ungewöhnlichen Blutungen oder Ausfluss, Schmerzen in der Scheide oder Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang. Diagnostiziert wird es per Kolposkopie, Biopsie oder bildgebenden Verfahren. Für die Behandlung gibt es drei Optionen: Sehr häufig – vor allem in fortgeschrittenen Stadien – ist die Strahlentherapie. Bei der operativen Therapie kann entweder eine Teilresektion der Vagina vorgenommen werden; alternativ dazu eine Entfernung der gesamten Vagina sowie eine Lymphknotenentfernung, sollten diese befallen sein. Die Chemotherapie kann zusätzlich zur Strahlentherapie eingesetzt werden.

 

Die Prognose hängt stark vom Stadium des Karzinoms bei der Diagnose ab: Im Frühstadium sind gute Heilungschancen zu erwarten, während die Prognose in einem fortgeschrittenen Stadium deutlich schlechter ist, insbesondere bei Befall von Lymphknoten oder Fernmetastasen.

 

Onkologische Nachsorge in der Gynäkologie

Die onkologische Nachsorge umfasst regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen und Maßnahmen, die nach der Behandlung einer Krebserkrankung durchgeführt werden. Ziel der Nachsorge ist es, Rückfälle (Rezidive) frühzeitig zu erkennen, mögliche Spätfolgen der Therapie zu behandeln und die Lebensqualität der Patientinnen zu verbessern. In der Gynäkologie betrifft die Nachsorge meist Brustkrebs (Mammakarzinom), Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom), Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) und Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom).

 

Die Inhalte der onkologischen Nachsorge umfassen dabei verschiedene Punkte: Bei der Anamnese werden aktuelle Beschwerden erfasst, wie z. B. Schmerzen oder Blutungen. Auch mögliche Nebenwirkungen der Therapien werden besprochen, ebenso wie Ängste oder Probleme bei der Krankheitsbewältigung. Die körperliche Untersuchung erfolgt je nach Art der Krebserkrankung (Abtasten der Brust, des Unterbauchs, der Leiste), bildgebende Verfahren – u. a. Mammographie, Ultraschall oder CT – kontrollieren den Verlauf der Genesung, und die Labordiagnostik kann durch Blutuntersuchungen Tumormarker ermitteln, den Hormonstatus bestimmen sowie allgemeine Laborwerte zur Kontrolle von Organfunktionen liefern.

 

Doch auch die Beratung zu Lebensstiländerungen (z. B. gesunde Ernährung, Bewegung oder Stressmanagement), zur Familienplanung nach gynäkologischen Krebserkrankungen oder zur Hormonersatztherapie ist Teil der Nachsorge. Besonders wichtig ist überdies die psychoonkologische Betreuung, also die Unterstützung bei psychischen Belastungen, Ängsten oder Depressionen.

 

Weitere Spezialisierungen der Gynäkologie

Dysplasie

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Gynäkologisch-chirurgische Eingriffe

Gynäkologische Vorsorge

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