Essstörungen

Die Behandlung von Essstörungen

Welche Essstörungen gibt es und wie lassen sie sich behandeln?

Was sind Essstörungen?

Essstörungen sind ernsthafte psychische Erkrankungen, die weit über ein problematisches Essverhalten hinausgehen. Sie beeinflussen das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen und haben tiefgreifende Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit. Häufig sind sie geprägt von einer ständigen gedanklichen und emotionalen Beschäftigung mit dem Thema Essen, Gewicht und Körperbild. Diese übermäßige Auseinandersetzung kann zu erheblichen gesundheitlichen Schäden führen, wenn sich das Essverhalten zunehmend als zentraler Lebensinhalt manifestiert.

 

Essstörungen äußern sich auf unterschiedliche Weise: Manche Betroffene verweigern bewusst die Nahrungsaufnahme, während andere versuchen, mit übermäßigen Essmengen seelischen Stress zu kompensieren. Typische Warnzeichen sind zum Beispiel die ständige Angst zuzunehmen, ein verzerrtes Körperbild, das Bedürfnis Kalorien akribisch zu zählen oder das Einteilen von Lebensmitteln in „gute“ und „schlechte“ Kategorien. Häufig wird auch exzessiv Sport betrieben, um das Gewicht zu kontrollieren, oder Heißhungerattacken führen zu einem völligen Kontrollverlust über das Essverhalten. Betroffene verspüren oft keine natürlichen Hungersignale mehr und entwickeln starke Scham- und Schuldgefühle, die zusätzlich zu sozialem Rückzug führen können.

 

Symptome bei Essstörungen

 

Essstörungen sind eng mit psychosozialen Faktoren verbunden und zählen zu den psychosomatischen Erkrankungen, da sie sowohl den Körper als auch die Psyche betreffen. Häufig leiden Betroffene unter einem geringen Selbstwertgefühl, starkem Perfektionismus und einer negativen Einstellung zum eigenen Körper. Hinzu kommt, dass die Krankheit von den Betroffenen selbst oft verleugnet wird, was eine frühzeitige Behandlung erschwert.

 

Obwohl Frauen weiterhin häufiger betroffen sind, nimmt die Zahl der erkrankten Jungen und jungen Männer stetig zu. Besonders in der Altersgruppe zwischen 14 und 25 Jahren treten Essstörungen vermehrt auf, teilweise auch schon früher. Eine frühzeitige Diagnose und professionelle Hilfe sind entscheidend, um langfristige gesundheitliche Schäden zu verhindern und den Betroffenen einen Weg aus der Erkrankung zu ermöglichen.

 

Welche Essstörungen gibt es?

 

Zu den klassischen Formen der Essstörungen zählen:

 

Magersucht, auch als Anorexia nervosa bekannt, ist eine schwere psychische Erkrankung, bei der das Selbstbild und die Wahrnehmung des eigenen Körpers stark verzerrt sind. Besonders häufig sind junge Frauen betroffen, die trotz starken Untergewichts und sichtbarer Auszehrung überzeugt sind, zu dick zu sein. Diese ständige Angst vor Gewichtszunahme führt zu einem zwanghaften Kontrollverhalten, bei dem strenge Diäten, extremes Hungern und intensiver Sport an der Tagesordnung sind. Betroffene setzen manchmal zusätzlich auf ungesunde Maßnahmen wie Erbrechen oder den Missbrauch von Abführmitteln und Appetitzüglern, um das Gewicht weiter zu reduzieren.

 

Was die Erkrankung besonders tückisch macht, ist das gestörte Körperempfinden: Selbst wenn der Körper bereits stark abgemagert ist, empfinden die Betroffenen sich noch immer als zu dick. Sie verstecken ihren Körper oft unter weiter Kleidung – nicht nur, um ihn zu verbergen, sondern auch, weil sie aufgrund des extremen Gewichtsverlusts ständig frieren.

 

Viele Betroffene beginnen ihre Essstörung mit einer Diät, die anfangs das Gefühl von Kontrolle und Erfolg vermittelt. In dieser Phase fühlen sie sich oft ihrer Umgebung überlegen, weil sie den Hunger unterdrücken und scheinbar Disziplin zeigen. Dieses Verhalten wird zu Beginn häufig durch Lob und Aufmerksamkeit verstärkt, was die Magersucht weiter antreiben kann. Allerdings schlägt die anfängliche Euphorie bald in Erschöpfung und Apathie um, da der Körper unter den extremen Bedingungen leidet.

 

Obwohl viele Magersüchtige nach außen hin ehrgeizig und leistungsfähig wirken, verbergen sich hinter dieser Fassade oftmals tiefe emotionale und körperliche Erschöpfung. Die Krankheit hat gravierende gesundheitliche Folgen, die das Leben der Betroffenen langfristig bedrohen können.

 

Bulimie, auch bekannt als Ess-Brech-Sucht, ist eine Essstörung, die durch wiederkehrende Episoden von unkontrollierbarem Essverhalten gekennzeichnet ist, bei denen Betroffene große Mengen an Nahrungsmitteln in kurzer Zeit zu sich nehmen. Im Anschluss daran versuchen sie, die aufgenommenen Kalorien wieder loszuwerden – durch selbst herbeigeführtes Erbrechen, extremes Fasten, übermäßigen Sport oder den Missbrauch von Abführmitteln und anderen Medikamenten. Diese Handlungen werden oft von einer intensiven Angst vor Gewichtszunahme begleitet.

 

Ein zentrales Merkmal der Bulimie ist die ständige gedankliche und emotionale Beschäftigung mit Essen, dem Körpergewicht und der Figur. Viele Betroffene sind von dem inneren Zwang getrieben, strikte Diätpläne einzuhalten, die jedoch oft zu rigide sind und daher nur schwer durchzuhalten. In der Folge kommt es zu Heißhungerattacken, die das Essverhalten außer Kontrolle geraten lassen. Um die Kalorien dieser Essanfälle „rückgängig“ zu machen, greifen Betroffene auf ungesunde Methoden wie Erbrechen oder die Einnahme von Abführmitteln zurück.

 

Obwohl Menschen mit Bulimie häufig normalgewichtig sind, leiden sie unter einem enormen inneren Druck und starkem seelischen Leid. Ess- und Brechanfälle sind oft mit intensiven Scham- und Schuldgefühlen verbunden, und viele Betroffene entwickeln das Gefühl, ihren Körper und sich selbst zu verachten. Dieser Teufelskreis aus Essen, Erbrechen und emotionalem Schmerz führt nicht selten dazu, dass Betroffene sich von ihrem sozialen Umfeld zurückziehen – aus Angst vor Entdeckung und aus dem Gefühl heraus, nicht liebenswert zu sein.

 

Die Essanfälle finden meist heimlich statt, und die Störung wird oft über lange Zeit vor anderen verborgen, selbst vor nahen Freunden oder der Familie. Anders als bei Magersucht, bei der Betroffene häufig die Schwere ihrer Erkrankung nicht wahrhaben wollen, leiden Menschen mit Bulimie von Beginn an unter einem tiefen emotionalen Schmerz, der bis hin zu Depressionen oder Suizidgefährdung führen kann. Eine frühzeitige professionelle Unterstützung ist entscheidend, um diesen Kreislauf zu durchbrechen und Betroffenen zu helfen, ein gesundes Verhältnis zu Essen und ihrem Körper zurückzugewinnen.

 

Die Binge-Eating-Störung, auch als Esssucht bekannt, ist eine Essstörung, bei der Betroffene regelmäßig unkontrollierbare Essanfälle erleben. In kurzer Zeit werden dabei große Mengen an Nahrungsmitteln verschlungen, oft auch ohne Hunger. Diese Essanfälle geschehen meist in Verbindung mit emotionalem Stress, negativen Gefühlen oder dem Versuch, unerfüllte Bedürfnisse zu kompensieren. Anders als bei der Bulimie erfolgt jedoch nach diesen Anfällen keine Gegenmaßnahme wie Erbrechen oder übermäßiger Sport, was häufig zu einer Gewichtszunahme führt.

 

Menschen mit einer Binge-Eating-Störung erleben nach den Essanfällen häufig starke Scham- und Ekelgefühle und haben das Gefühl, die Kontrolle über ihr Essverhalten völlig zu verlieren. Der innere Druck und die negativen Gefühle, die nach einem Anfall auftreten, verstärken das Problem, da das Essen oft als Trostspender dient. Dies führt zu einem Teufelskreis, der nur schwer durchbrochen werden kann.

 

Ein weiteres Merkmal der Störung ist die oft starke Ablehnung des eigenen Körpers, was dazu führt, dass Betroffene sich zurückziehen und körperliche Aktivitäten meiden. Viele fühlen sich in sozialen Situationen unwohl und isolieren sich aus Angst vor negativen Kommentaren oder Ablehnung. Die Binge-Eating-Störung betrifft Menschen jeder Gewichtsklasse, führt jedoch bei vielen zu starkem Übergewicht, was zusätzliche körperliche und psychische Belastungen verursacht.

 

Eine professionelle Behandlung ist wichtig, um die zugrunde liegenden emotionalen und psychischen Auslöser der Essanfälle zu erkennen und zu bewältigen. Mit der richtigen Unterstützung können Betroffene lernen, ein gesundes Verhältnis zum Essen und zu ihrem Körper wiederherzustellen und den Kreislauf der Essanfälle zu durchbrechen.

Hilfe bei Essstörungen

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