© Elina Araja
Welche Angststörungen gibt es und wie lassen sie sich behandeln?
Angsterkrankungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen, sind jedoch psychotherapeutisch meist sehr gut behandelbar. Beinahe jeder dritte Mensch erlebt im Laufe seines Lebens eine klinisch relevante Angststörung. Angst ist an sich eine völlig natürliche Reaktion auf tatsächliche oder vermeintliche Gefahren und hat eine wichtige Funktion: Sie versetzt den Körper in Alarmbereitschaft, aktiviert das Nervensystem und macht uns wach und handlungsfähig, um uns vor realen Bedrohungen zu schützen.
Problematisch wird es, wenn die Angst ohne nachvollziehbaren Grund oder in übermäßig starker Form auftritt. Bei einer klinisch bedeutsamen Angst treten diese Reaktionen häufig in Situationen auf, in denen keine wirkliche Gefahr besteht. Diese Ängste äußern sich sowohl körperlich als auch emotional und werden oft von einem starken Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit begleitet, was die Symptome zusätzlich verstärken kann. Betroffene neigen dazu, angstauslösende Situationen und Reize zu vermeiden, was zu erheblichen Einschränkungen im privaten und beruflichen Alltag führen kann. Dieses Vermeidungsverhalten verstärkt den Teufelskreis der Angst und kann in eine Abwärtsspirale aus zunehmendem Leidensdruck und tiefer Verzweiflung münden, oft begleitet von depressiven Symptomen.
Dennoch sind Angststörungen besonders gut behandelbar und nachhaltig heilbar. Mit einer rechtzeitigen, professionellen Therapie können die Symptome oft bereits in wenigen Sitzungen erheblich gelindert und die Lebensqualität der Betroffenen dauerhaft verbessert werden.
Es werden vor allem die folgenden Angststörungen unterschieden:
Spezifische Phobien sind eine anhaltende oder starke Furcht vor bestimmten Situationen oder Objekten. Bekannte Auslöser sind Höhen, Spinnen, Flugreisen oder große Menschenmengen. Grundsätzlich kann jede Situation oder jeder Reiz eine Phobie auslösen und das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld. Wichtig ist, dass niemand sich für seine Phobie schämen muss, selbst wenn die Angst oft übertrieben oder irrational erscheint. Phobien sind weit verbreitet und lassen sich mit professioneller Hilfe gut behandeln.
Soziale Phobie ist die Angst vor gesellschaftlichen oder vor allem auch leistungsbezogenen Situationen. Verknüpft damit ist häufig die Befürchtung zu versagen, negativ bewertet oder gar ausgelacht zu werden. Ein weiteres Beispiel ist das Impostor-Phänomen – die ständige Angst, als unfähig oder unqualifiziert enttarnt zu werden. Interessanterweise betrifft dieses Phänomen oft besonders leistungsfähige und intelligente Menschen, die objektiv keinen Grund zur Sorge haben. Trotz ihrer Erfolge zweifeln sie stark an ihren eigenen Fähigkeiten, da sie von einem ausgeprägten inneren Kritiker und überhöhten Ansprüchen an sich selbst angetrieben werden. Diese ständigen Selbstzweifel können zu erheblichem Druck führen, obwohl die Kompetenz der Betroffenen für Außenstehende offensichtlich ist.
Generalisierte Angststörungen bezeichnen eine allgemeine Ängstlichkeit oder Besorgnis, die unterschiedliche angstauslösende Reize einschließt, z. B. die Sorge, dass Angehörigen etwas passieren könnte, die Angst vor einer bösartigen Krankheit oder allgemeine Zukunftsängste. Befürchtungen wie diese machen diese Angststörungen eher schleichend bemerkbar: als monatelang anhaltende, diffuse Angstgefühle, durch erhöhte Reizbarkeit und Kontrollzwänge. Auch körperliche Symptome wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Kopfweh oder Übelkeit können hinzukommen.
Bei einer generalisierten Angststörung können sich die Ängste im Verlauf der Erkrankung häufig wandeln. Alltägliche Reize wie Nachrichten, einfache Entscheidungen oder sogar harmlose Situationen können plötzlich massive Ängste auslösen. Dadurch erscheint den Betroffenen oft das gesamte Leben als bedrohlich, insbesondere wenn die Störung über einen längeren Zeitraum besteht.
Panikattacken/Panikstörungen sind geprägt durch plötzliche, unvorhersehbare Zustände massiver Angst, die sich bis zur Todesangst steigern können. Diese Angstanfälle sind von heftigen körperlichen Symptomen begleitet, wie Atemnot, Schwindel, Benommenheit, Herzklopfen oder unregelmäßigem Herzschlag, Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Hitzewallungen oder Kälteschauern, Taubheits- oder Kribbelgefühlen. In Momenten intensiver Panik oder Todesangst rufen Betroffene nicht selten den Rettungsdienst, da die körperlichen Symptome oft mit einem lebensbedrohlichen Zustand verwechselt werden. Im Nachhinein empfinden viele Scham, wenn keine körperliche Ursache gefunden wird, obwohl die Panikattacke real und überwältigend war.
Traumafolgestörungen sind gekennzeichnet durch anhaltende emotionale und psychische Reaktionen, die nach einem extrem belastenden oder traumatischen Erlebnis auftreten. Betroffene erleben häufig intensive Angst, wiederkehrende Flashbacks und Albträume, die sie immer wieder mit dem Trauma konfrontieren. Diese Störungen können zu starker emotionaler Belastung führen und das alltägliche Leben erheblich beeinträchtigen, indem sie zu Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben und zwischenmenschlichen Beziehungen führen.
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