Wenn Herzchirurg PD Dr. Ferdinand Vogt seine Arbeit in drei Worten ausdrücken müsste, wären es: Begeisterung, Begabung und Beständigkeit. Immer wieder aufzustehen, weiterzumachen, Entscheidungen zu überdenken, neuen Methoden gegenüber offen zu sein. Dazu gehören kathetergestützte Therapien von Herzklappendefekten (z.B. das TAVI-Verfahren) – ein Gebiet, auf dem er zu den ausgewiesenen nationalen und internationalen Spezialist:innen gehört. Seit 2020 ist der gebürtige Wiener leitender Oberarzt Herzchirurgie im Artemed Klinikum München Süd.
Der Standort in München-Thalkirchen, direkt am Isarkanal und unweit des Tierparks Hellabrunn gelegen, ist seit 180 Jahren ein Begriff für Heilkunst: zunächst als Kaltwasserheilanstalt, später als Kliniken Dr. Müller und Dr. Rinecker. Seit über 10 Jahren Teil der Artemed-Gruppe, hat sich das Haus zu einem kleineren, aber feinen Medizin-Campus mit außerordentlicher medizinischer Expertise auf höchstem technischen Niveau entwickelt. Dennoch zählen Menschlichkeit und Empathie zu den obersten Maximen.
Ferdinand Vogts Leidenschaft für die Herzchirurgie entfachte vor allem einer seiner wichtigsten Mentoren: Prof. Dr. Bruno Reichart. Sechs Jahre lang arbeitete er als junger Arzt im Team des Pioniers der Herzmedizin am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität in München-Großhadern – wohl eine seiner prägendsten Stationen. Anschließend wurde er Oberarzt und Leiter des TAVI-Programmes am Klinikum Nürnberg bei Prof. Dr. Theodor Fischlein, ebenfalls ein Schüler Reicharts. Und auch an seiner jetzigen Position schließt sich der Kreis, denn Chefarzt in Thalkirchen ist Reicharts ehemaliger Stellvertreter PD Dr. Peter Lamm.
Schwerpunkte liegen hier in der minimalinvasiven Versorgung. Viele Eingriffe werden am schlagenden Herzen ohne Zuhilfenahme der Herz-Lungen-Maschine und den damit verbundenen Risiken durchgeführt. Inzwischen finden über 80 Prozent aller Bypass-Operationen im sogenannten Off-Pump-Verfahren statt.
Auch die minimal-invasive Versorgung struktureller Herzerkrankungen, vor allem die Rekonstruktion oder der Ersatz der Herzklappen – Vogts Hauptgebiet. Dazu gehören kathetergestützte Aortenklappenimplantationen, sogenannte TAVIs, bei denen mittels Kathetertechnik meist über die Leistenarterie die erkrankte Klappe verdrängt und mit einer Prothese ersetzt wird. Bei defekten Mitralklappenerkrankungen kommt je nach Ursache und Profil des Patienten auch das „Neochord“-Verfahren oder ein Edge-to-Edge-Verfahren zum Einsatz, bei dem die undichten Segel der Klappen mit einer Art Klammer versorgt werden und so die Schlussfähigkeit der Herzklappe wiederhergestellt wird.
Der „Charme“ all dieser Methoden: ein „kleiner“ Eingriff mit großer Wirkung, der besonders älteren PatientInnen zugutekommt, die aufgrund eines zu hohen Risikos keinen offenen chirurgischen Eingriff durchführen lassen können. Moderne Herzchirurgie bedeutet eben auch, individuelle Lösungen zu finden und abzuwägen, was man tun und was man lassen sollte. „Es geht dann darum, wie wir vor allem betagten PatientInnen ihre verbleibende Zeit möglichst beschwerdefrei ermöglichen.“ Es ist wie bei Oldtimern: Man fährt nicht mehr durch die Waschstraße oder mit 200 km/h über die Autobahn. Mit diesem Bild verdeutlicht Vogt, dass es oft besser ist, mit Augenmaß und hoher Expertise selektiv und punktuell zu reparieren, damit das System wieder gut oder besser funktioniert und die PatientInnen rasch wieder in ihr soziales Umfeld und ihren Alltag zurückkehren können.
Deshalb bindet Vogt von Anfang an die Angehörigen mit ein. Kommunikation, die allen nutzt: ihm als Arzt, da er mehr über die PatientInnen und ihre Lebensumstände erfährt. Und auch nach Operationen greift er immer persönlich zum Telefon und spricht mit denen, die sich zu Hause Sorgen machen.
Kommunikation ist Vogt ohnehin ein zentrales Anliegen. Dazu gehört für ihn, jeden Patienten persönlich zu betreuen – etwas, das er von seinem Lehrer Prof. Dr. Reichart mitgenommen hat, der auch noch nach Jahren wusste, wen er mit welchem Krankheitsbild behandelt hat. Möglich ist dies am Artemed Klinikum auch dank der überschaubaren Größe und engen Zusammenarbeit mit Kardiologie und Gefäßchirurgie. Jeder Eingriff wird im sogenannten Heart-Team diskutiert, um die PatientInnen optimal zu behandeln.
Zudem hat der Herzchirurg in der Klinik zweimal pro Woche eine Indikationen-Sprechstunde eingerichtet – weil es ihm wichtig ist, vor den Eingriffen für die Patient:innen ansprechbar zu sein und offene Fragen zu beantworten. „Häufig wissen Patient:innen, wenn sie aus der Kliniktür gehen, nicht, was ihr Krankheitsbild bedeutet oder wofür die Medikamente sind, die sie einnehmen müssen“, weiß Vogt aus Erfahrung. Für ihn ein klarer Auftrag, hier in der Medizin nachzubessern.
Neben seiner klinischen Tätigkeit liegen ihm auch Forschung und Lehre sowie die Weiterentwicklung neuer Behandlungsmethoden am Herzen. PD Dr. Vogt lehrt an der Paracelsus Medizinische Privatuniversität am Standort Nürnberg und bringt sich maßgeblich in einer Forschungsgruppe des Cape Heart Instituts der Universität Kapstadt ein, die eine Polymerklappe für rheumatische Herzklappenerkrankungen entwickelt.
Was hält nun unser Herz gesund und leistungsfähig? Entscheidend ist es, so Dr. Vogt, einen regelmäßigen Rhythmus zu etablieren. Dazu gehört neben einem guten sozialen Umfeld, ausreichend Schlaf und gesunder Ernährung vor allem Bewegung. Doch da muss es nicht immer das volle Programm sein: Jeder Schritt zählt, jede Treppe, die man zu Fuß erklimmt, und jeder Lift, den man stehen lässt.
Alle Experten aus
München & Umgebung ›Unser Magazin für Health, Wellbeing und Lifestyle